Rezension

Tot auf dem Boot

Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen
von Paula Hawkins

Bewertet mit 3 Sternen

Daniel Sutherland wurde auf seinem Hausboot ermordet aufgefunden. Es war ein brutaler Mord, mit reichlich Blut. Gefunden wurde die Leiche von seiner Bootsnachbarin Miriam Lewis, eine Frau, die gerne alles unter Kontrolle die Nachbarschaft gut im Blick hat. Sie weiß von der jungen Laura, die bei Daniel kurz vor dessen Tod über Nacht blieb, genauso wie von der älteren, eleganten Frau, die sich als Daniels Tante Carla herausstellt. Schon früher gab es unklare Todesfälle in der Familie Sutherland. Erst kürzlich starb Daniels Mutter Angela bei einem Treppensturz.

Der Spannungsroman „Wer das Feuer entfacht“ von Paula Hawkins beginnt vielversprechend mit einem ungewöhnlichen Intro. Der Roman kommt mit wenigen Schauplätzen in dem Viertel rund um den Londoner Regent’s Canal und einem überschaubaren Personal aus, die allesamt dort wohnen oder arbeiten. Aus unterschiedlichen Perspektiven lesen wir die Geschichten von Carla und ihrem Exmann Theo, von Laura und von Miriam sowie von Irene, der 80-jährigen Nachbarin von Angela.

Die Anzahl der Verdächtigen ist somit klein. Alle stehen sie auf die eine oder andere Weise in Beziehung, sind ihre Schicksale miteinander verbunden.  Alle haben an physischen und psychischen Verletzungen zu tragen. In jedem schlummert aufgestauter Kummer und Zorn. Da gibt es reichlich Stoff für Theorien, wer denn nun wirklich ein Motiv hatte. Bei wem der Zunder reichte, um ein kleines Flämmchen zum Feuer zu entfachen.

„Hallo jemand zu Hause?...Sie sah sich selbst, wie sie an der Kabinentür zog, ganz sachte nur, und wie ihr eine Duftschwade in die Nase wehte, der Geruch von Eisen, Blut und Hunger…Hallo?“

Hallo? Wie riecht denn nun eigentlich Hunger?

Ganz satt wurde ich nicht mit diesem Roman, ganz sprang der Funke nicht über. Paula Hawkins, die mich mit Girl on the Train absolut begeistern konnte, hat mich diesem Netz an Verdächtigungen und Schicksalen nicht richtig einfangen können. (Jetzt ist dann aber mal Schluss mit den verrutschen Metaphern.) Unzählige Tässchen Tee machen noch keine Atmosphäre. Der Roman liest sich zügig und ist über die meisten Seiten undurchsichtig genug, um spannend zu bleiben. Der Schluss aber ist routiniert abgespult und bedarf keiner besonderen Hellsichtigkeit des Publikums.

Ich mag es bei einem Buch zu spekulieren, das ging hier reichlich. Da die Polizei bei der Auflösung des Mordfalles eher eine Statistenrolle übernimmt, erledigt die Ermittlungsarbeit eben die Leserin. Gewonnen hat im Buch dann eines der erwartbaren Szenarien. Keine Überraschung zum Schluss ist fade. Schade.