Rezension

Noch nicht überzeugt

Geiger
von Gustaf Skördeman

Bewertet mit 3 Sternen

Stellan ist ein in Schweden seit Jahrzehnten bekannter und beliebter Entertainer, der praktisch nur unter der Bezeichnung „Onkel Stellan“ bekannt ist. Soeben haben Stellan und seine Frau Agneta nach einem einwöchigen  Besuch ihre Enkelkinder verabschiedet, als das Telefon klingelt. Als Agneta sich meldet, hört sie nur das Wort „Geiger“. Sie liegt auf, holt eine Pistole und erschießt Stellan. Und damit beginnt eine unglaubliche Geschichte…

Die Geschichte beginnt, wie es im Klappentext schon deutlich wurde, mit dem Mord an Onkel Stellan und demnach mit vielen offenen Fragen. Wie kann eine Frau nach vielen gemeinsamen verbrachten und nach außen hin harmonischen Jahrzehnten, 2 gemeinsamen Töchtern und mehreren Enkelkindern einfach aufgrund eines Anrufs ihren Ehemann ermorden? Was bedeutet das Wort Geiger? Agneta ist scheinbar eine Schläferin, Stellan hat für die Stasi gearbeitet… Ist die ganze heile Welt der beiden  also wirklich nur Schein?

Als Leser wird man in eine komplexe und verworrene Geschichte aus Spionage, Stasi, Kalter Krieg und DDR hineingezogen, die teils recht spannend geschildert ist, aber zwischenzeitlich auch immer ihre Längen hat. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass Politthriller normalerweise nicht zu meinem bevorzugten Genre gehören und ich mir dieses Buch nicht ausgesucht hätte, wenn ich vorher gewusst hätte, in welche Richtung sich der Inhalt bewegt. Aus dem Klappentext lässt sich nicht erkennen, dass ein Spionagethriller dahinter steckt. Einige Entwicklungen in der Geschichte halte ich außerdem für übertrieben und daher recht unglaubwürdig, das hat mir ein bisschen den Spaß beim Lesen genommen. Auch dass die Hauptpersonen durchweg unsympathisch rüber kommen, macht es nicht wirklich besser. Sara als „Ermittlerin“, die eigentlich gar nichts mit dem Fall Stellan zu tun hat und nur als Freundin der Familie befragt wurde, finde ich besonders unglaubwürdig, genauso wie ihre Art zu handeln. Sie mischt sich in einen Mordfall ein, obwohl sie eigentlich bei der Sitte arbeitet, begeht dabei ein Dienstvergehen nach dem nächsten und ist auch in ihrem Privatleben keine Sympathieträgerin. Mit ihr konnte ich einfach nicht warm werden, da ist sicher noch Luft nach oben für eine entsprechende Entwicklung. Vielleicht dann im 2. Band.

Das Ende des Buchs hat mich dann leider auch nicht überzeugt. Es endet in einem großen und recht spannenden Showdown, lässt für meinen Geschmack aber zu viele Fragen und Handlungsstränge offen. Eine Art Cliffhanger, ich vermute, dass es die Auflösungen dazu dann auch erst im 2. Band gibt und das ärgert mich, da ich lieber in sich abgeschlossene Geschichten lese.

Insgesamt hat mich das Erstlingswerk von Gustaf Skördeman nicht umgehauen, so dass ich es mit 3 Sternen bewerte. Da ich das Buch aber sprachlich ganz gut fand und auch neugierig bin wie es weitergeht, würde ich dem 2. Band definitiv eine Chance geben. Ich hoffe, dass es sich dann nicht mehr im Spionagebereich bewegt, das wäre dann schon die halbe Miete. Mit dem 1. Band hat mich Gustaf Skördeman noch nicht überzeugt.