Rezension

Spannung in Häppchen

Geiger
von Gustaf Skördeman

Wie schon der Klappentext beschreibt, schockiert Gustaf Skördeman den Leser mit einem scheinbar unglaublichen Mord in einer schwedischen Idylle. Eine Bilderbuchfamilie mit Traumhaus in Traumlage in den Schären wird jäh aus der Normalität gerissen. Stellan, ein von allen Schweden in den 1960er- und 1970er Jahren geliebter Fernsehmoderator, stellt sich als Vergewaltiger und DDR-Sympathisant dar. Ist er Geiger? Wird er deshalb ermordet?

Sara, Ermittlerin in Sachen Prostitution, ist mit Stellans Töchtern aufgewachsen. Ihre Mutter hat für die Familie geputzt.

Langsam in kleinen Bröckchen zerfällt Saras positive Erinnerung an ihre Kindheit wie Käsebrote, die die Mädchen vom Steg ins Wasser werfen. Es wird Platz für die Annäherung an ihre Mutter Jane, die von Sara nicht gerade zimperlich missachtet wird.

Der Thriller wird politisch. Skördeman mischt hier die fiktiven Erzählungen um den Mord an Stellan mit Tatsachen aus dem Kalten Krieg, der DDR und der Sowjetunion.

Agneta ist eine Schläferin. Sie mordet weiter. Welchen Auftrag hat sie? War Stellan ein Spion der Stasi? Die schwedische Säpo kommt nicht gut weg. Dann tauchen auch noch Kollegen vom deutschen BND auf.

Perspektivwechsel und immer weitere Enthüllungen halten den Spannungsbogen aufrecht. Der Thriller ist flüssig geschrieben und endet in einem Atem beraubenden Showdown.

 

Fazit

Insgesamt ist mir der Roman politisch zu überfrachtet. Ob es sich um einen Politthriller handelt, mag ich nicht zu beurteilen, dafür kennen ich dieses Genre nicht genug. Der Verlag spricht von „Thriller“ und ich würde dem zustimmen, weil doch einige Nebenschauplätze Platz einnehmen, u.a. auch bezüglich der Protagonistin Sara.

Ich mag Krimis und Thriller, die in Serie geschrieben werden, insbesondere auch dann, wenn sie von der Entwicklung der Figuren leben.

Ich vergebe 4 Sterne, weil es an manchen Stellen etwas hakt, wenn Beschreibungen zu sehr abschweifen, politische Themen zu detailliert abgehandelt werden; oder wenn der Krimiautor sich in den Drehbuchautor verwandelt.