Rezension

Ein Politthriller mit zu wenig Spannung

Geiger
von Gustaf Skördeman

Bewertet mit 3 Sternen

Ein komplexer Politthriller mit vielen spannenden Handlungen und historisch belegten Fakten.

Agneta und Stellan Bromann verabschieden sich von ihren Enkelkindern, die ihre Sommerferien bei ihnen verbracht haben. Stellan hat sich bereits zurückgezogen und hört Musik, als das Telefon klingelt. Agneta nimmt den Anruf an und als sie das einzige Wort „Geiger“ hört, weiß sie sofort, was sie zu tun hat. Ohne lange zu überlegen nimmt sie ihre Waffe aus dem Versteck und erschießt ihren Mann. Dann verlässt sie das Haus.

Sara Nowak wurde von dem Mord an Stellan Broman von ihrer Kollegin Anna vom Dezernat für Gewaltverbrechen unterrichtet. Anna führt die Ermittlungen in dem Fall, rechnet aber mit Saras Hilfe, weil Sara die Familie Bromann seit ihrer Kindheit kennt.

 

Gleich die ersten Kapitel des Thrillers erzeugen enorme Spannung. Der Autor schockiert mit der Schilderung des unfassbaren Mordes und erlaubt dem Leser, die Täterin auf ihrem weiteren Weg zu begleiten. Dazu kommen weitere bedeutende Ereignisse mit vielen neuen Charakteren, welche die gesamte Handlung ergänzen und bereichern. All das warf bei mir tausende Fragen auf, auf die Antworten darauf war ich sehr gespannt.

Zwei Protagonistinnen spielen eine besondere Rolle in dem Roman: Agneta Bromann und die Kommissarin Sara Nowak vom Sittendezernat.

Agneta ist eine bemerkenswerte Protagonistin; mutig, stark, entschlossen, risikobereit. Lange konnte ich ihr Handeln, vor allem den Mord an Stellan, nicht begreifen, trotzdem war ich überzeugt, dass ihre Vorgehensweise unvermeidlich war. Erst nachdem ihre bewegte Lebensgeschichte vollständig enthüllt war, konnte ich ihr gewagtes Handeln nachvollziehen.

Sara Nowak dagegen kämpft entschieden gegen das Verbrechen. Als die offiziellen Ermittlungen im Falle Bromann in falsche Richtung laufen, beginnt sie selbst zu recherchieren. Dabei geht sie ungewöhnliche Wege, sammelt Beweise und nimmt Kontakte zu diversen Personen auf. Bei der Spurensuche stößt sie auf Fakten, die ihre eigene Vergangenheit betreffen.

Der Thriller „Geiger“ ist aber viel mehr als nur eine Mordgeschichte mit den dazugehörigen Ermittlungen. Ausführlich beschreibt der Autor viele bedeutende Ereignisse aus der jüngsten Geschichte Europas. Es fallen unzählige Namen der Akteure jener Zeit. So gut die Geschichte vom Autor recherchiert wurde, so ermüdend sind auch die unzähligen Seiten darüber. Hier wäre weniger viel mehr gewesen. Denn diese Ausführungen unterbrechen die eigentliche Handlung und schwächen deutlich die Spannung ab.

Den teilweise langatmigen Teil des Buches gleicht der spannungsgeladene Abschluss aus. In rasantem Tempo überschlagen sich die Ereignisse, die für einige Überraschungen sorgen und dabei zur Aufklärung des Falles herbeiführen.

FAZIT: ein komplexer Politthriller mit vielen spannenden Handlungen und historisch belegten Fakten. Interessant, abwechslungsreich, jedoch mit zu wenig Spannung.