Rezension

Falsches Spiel

Geiger
von Gustaf Skördeman

Onkel Stellan war der schillernde Held einer ganzen Generation am Unterhaltungshimmel. Bis er ohne Vorwarnung in seiner eigenen Wohnung erschossen wird, von seiner Frau fehlt jede Spur. Wer steckt hinter so einem kaltblütigen Mord und würde diesen Entertainer, den jeder geliebt hat, so skrupellos hinrichten? Und warum fehlt von seiner Ehefrau jede Spur? Sara, eine Freundin der Familie und Ermittlerin bei der "Sitte" beginnt, private Nachforschungen anzustellen und gerät immer tiefer in einen Sog der Vergangenheit.

Optisch und auch vom Klappentext hat mich das Buch sofort neugierig gemacht. Das kühle Cover und die gelben Seiten sind ein echtes Highlight. Die Inhaltsangabe weckte bei mir die Erwartung eines spannenden Thrillers nach einem kaltblütigen Mörder, einer spannenden Ermittlung mit dunklen Geheimnissen zur Motivsuche, vielleicht eine Erpressungsgeschichte. Viel Raum für Spekulationen.

Tatsächlich war der Start auch ziemlich rasant. Es beginnt direkt mit der beschriebenen Szene und Ermordung von Onkel Stellan. Es gibt viele Perspektivwechsel, man lernt schnell neue Personen kennen, deren Zusammenhang man noch nicht versteht. Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass Onkel Stellan nicht derjenige war, der er vor der Kamera zu sein schien, sondern ein Doppelleben als Informant im kalten Krieg führte und sein Mord in Verbindung zu diesen Aktivitäten stand. Immer tiefer gräbt Sara sich in seine Vergangenheit und versucht zu verstehen, wer in diesen Zeiten auf wessen Seite stand und welche geheimen Pläne es gab.

Langsam wird der Thriller immer politischer und mir fiel es leider teilweise schwer, die geschichtlichen Verwicklungen nachzuvollziehen. Mit meinen Erwartungen hatte dies nichts mehr zu tun, aber dennoch fand ich es spannend zu lesen. Es entstehen mehr und mehr Verbindungen, Hintergründe und Spekulationen, die die Spannung aufrecht erhalten. Zudem gibt es immer wieder den persönlichen Konflikt zwischen Sara und ihrer offiziellen Polizeiarbeit, den privaten Ermittlungen und dem Kontakt zu Stellans Töchtern. Weiterhin finden interessante Perspektivwechsel statt und hier und da treten neue Personen ins Geschehen, wodurch es nie langweilig wird.

Sara als Hauptperson hat mir auch sehr gut gefallen. Ihr Charakter wird gut beschrieben und zeigt sich immer wieder im Umgang auf der Arbeit als auch im Privatleben. Sie war für mich ein sympathischer und authentischer Charakter, in den ich mich gut hinein versetzen und deren Handeln ich nachvollziehen konnte. Zudem war der Schreibstil sehr angenehm zu lesen.

Mein Fazit, es ist vielleicht nicht das, was man erwartet, aber dennoch haben mich die Charaktere und der Schreibstil überzeugt.