Rezension

War leider kein Thriller für mich!

Geiger
von Gustaf Skördeman

"Geiger" ist der erste Band der schwedischen Geiger-Thriller-Reihe von Gustaf Skördeman und dem Verlag Bastei Lübbe. Diese Geschichte ist in die Kategorie Spionage/Politthriller einzuordnen, womit ich anhand des Covers und dem Klappentext nicht mit gerechnet hätte. Leider ist dieser Thriller in meinen Augen für mich sehr irreführend, besonders das Cover zeigt ein total falsches Bild vom Inhalt. Das winterlich kalte Cover hat mich sofort angesprochen und es gefällt mir auch sehr gut, aber in der Geschichte sind es in Schweden konstant 30 Grad, beneidenswertes Badewetter und die Protagonisten schwitzen aus allen Poren. Es ist nicht eine einzige Schneeflocke erwähnt worden, deshalb frage ich mich, was der Autor sich hierbei gedacht hat.

Der Inhalt laut Klappentext: Das Festnetz-Telefon klingelt, als sie am Fenster steht und ihren Enkelkindern zum Abschied winkt. Agneta hebt den Hörer ab. "Geiger", sagt jemand und legt auf. Agneta weiß, was das bedeutet. Sie geht zu dem Versteck, entnimmt eine Waffe mit Schalldämpfer und tritt an ihren Mann heran, der im Wohnzimmer sitzt und Musik hört. Sie setzt den Lauf an seine Schläfe – und drückt ab. Als Kommissarin Sara Nowak von diesem kaltblütigen Mord hört, ist sie alarmiert. Sie kennt die Familie seit ihrer Kindheit …

Hier habe ich nicht herauslesen können, dass es sich um einen reinen Spionagethriller und vielen Erzählungen über Geschichte und Politik handelt. Der Kalte Krieg, die Stasi, KGB, der schwedische Geheimdienst, DDR – ellenlange Erzählungen über diese Themen sind zwar interessant, die ich in einen Thriller aber nicht so gerne lese. Für Leser/innen die sich dafür interessieren, werden in diesem Thriller aufblühen. Es gibt auch einige Seiten, in denen Terrornetzwerke von heute Pate gestanden haben. "Geiger“ nimmt seine Leser mit in die Zeit des Kalten Krieges, als sich die Welt mit Atomwaffen auszulöschen drohte. Das hat der Spannung meiner Meinung nach extrem geschadet. Da hätte ich mir auch direkt ein Geschichtsbuch schnappen können. Ich fand es ziemlich anstrengend zu lesen, sehr viele komplexe Themen werden hier zur gleichen Zeit verarbeitet. Außerdem geht es um einen ehemaligen, sehr beliebten TV-Moderator Onkel Stellan Broman, der seine große Villa für die schwedische Elite (Fernsehstars, Politiker, Botschaftsangehörige, alles hohe Tiere die Rang und Namen in der Politik hatten) für widerliche Machenschaften zu Verfügung gestellt hat. Dass der hier in der Gegenwart gealterte Gutmensch mit Spionage und Übergriffen in Verbindung gebracht wird, kommt nach und nach ans Licht, nachdem die Geheimagenten-Oma Agneta ihren Mann nach einem Anruf ohne mit der Wimper zu zucken abknallt. Dass sie spurlos verschwindet und auf ihrer Flucht weitere Gegner abknallt, darauf kommt die schwedische Polizei nicht. Stattdessen wird der Mordfall als Einbruch abgestempelt.

Hauptprotagonistin und Kommissarin bei der Sitte Sara Nowak ermittelt heimlich, obwohl sie für den Fall gar nicht zuständig ist. Wenn sie gerade nicht in ihrer Vergangenheit rumwühlt, haut sie verbotenerweise Freier um, da sie offensichtlich ein großes Aggressionsproblem hat. Sie kennt die Familie Broman seit kleines Kind und sie fühlt sich für die Aufklärung verantwortlich. Was sie am Ende herausbekommt hat nicht nur sie erschüttert. Denn dies war eine lang ersehnte überraschende Wendung, die ich ganz gelungen fand. Saras Privatleben nimmt sehr viel Spielraum ein, dadurch wurde sie mir trotzdem nicht sympathischer.

Bis auf das letzte Drittel konnte mich der Plot leider nicht überzeugen und ich war froh, als ich endlich die letzte Seite erreicht habe. Für die 500 Seiten habe ich über eine Woche gebraucht, ich konnte die Geschichte nicht lange am Stück lesen. Der Schreibstil ist recht flüssig, aber der hohe Politikanteil hat mir gar nicht zugesagt. Ich wurde mit diesen Themen ins kalte Wasser geschmissen, insgesamt kann ich "Geiger" leider nur mit 2,5 Sterne bewerten.