Rezension

Komplexer Thriller aus Skandinavien

Geiger
von Gustaf Skördeman

Bewertet mit 3.5 Sternen

Wie aus dem Nichts klingelt das Telefon. Agneta hebt ab, „Geiger“ sagt jemand und dieser jemand legt kurz darauf den Hörer wieder auf. Agneta weiß leider was es mit dem Wort „Geiger“ auf sich hat. Sie geht in ihr Zimmer, holt die Makarov, montiert den Schalldämpfer drauf, geht zu ihrem Mann im Wohnzimmer, drückt den Lauf der Waffe an seine Schläfe und es macht „Bang“. Daraufhin verschwindet Agneta. Einige Zeit später wird das Opfer tot aufgefunden und die Kommissarin Sara Nowak wird zum Fall hingezogen. Sie ist alarmiert, da sie die Vergangenheit sowie jedes kleine Detail der Familie kennt.

Bevor ich mit dem Buch angefangen habe, erwartete ich vom Buch einen recht rasanten Thriller, in welchem es eher um Rachegelüste sowie familiäre Intrigen geht. Aber dem ist nicht so. Schnell merkt man, dass dieser Thriller viel komplexer sowie durchdachter erscheint. Man taucht in eine Welt voller politischer (geheimer) Verbindungen, Machtspielchen und Gewalt ein. Dabei wird die Stasi zum Thema. Deswegen war ich hinsichtlich dieses Aspektes recht positiv überrascht. Das Buch bietet sich somit nur für Leser an, die auch bereit sind, sich auf komplexe Sachverhalte und Zusammenhänge einzulassen. Folglich leidet darunter auch die Spannung ein bisschen, da es Passagen gibt, die eher erklärend als fesselnd sind.

Beginnend zu der Konstellation kann ich sagen, dass mir die Nähe der Protagonistin zum Fall sowie der Familie gut gefallen hat. Obwohl die Protagonistin Sara als Kommissarin eher hinter Zuhältern und Tätern von Frauengewalt her ist, wird sie in diesen Fall miteinbezogen. Hier wird teilweise eine interessante Darstellungsweise präsentiert, da trotz der Nähe der Protagonistin zur Familie, eine recht große Distanz durch die Auflösung einzelner familiärer Geheimnisse offenbart wird.

Nichtsdestotrotz konnte ich mich mit als Sara als Protagonistin fast gar nicht anfreunden. Sie handelt recht eigenwillig, kennt keine Regeln und offenbart, dass sie keinen Respekt kennt. Zudem wirkte sie mir als Kommissarin einfach zu aggressiv. Wenn Sara auf diese Art und Weise dargestellt wird, würde ich mir wünschen, dass man mehr über die Ursachen erfährt. Weswegen wurde Sara zu der Person, die sie gerade ist? Somit erhoffe ich mir, dass im zweiten Band man mehr über sie erfahren darf.

Zum Fall kann man noch im Allgemeinen sagen, dass dieser grundsätzlich sehr interessant und vielschichtig konzipiert ist, aber es an einigen Stellen zu recht weit hergeholten Szenen kommt.

Somit kann ich im Fazit sagen, dass dieses Buch trotz einigen Kritikpunkten einen recht interessanten sowie vielschichtigen Fall aufweist. Wer also gerne tüftelt, wird mit diesem Buch zufrieden sein.