Rezension

Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft!

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 1) -

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 1)
von Julie Heiland

Bewertet mit 5 Sternen

1956 Ost-Berlin. Ein heißer Julitag am Müggelsee-Strandbad ist für die 13-jährigen Mädchen Martha, Betty und Clara zum Schicksalstag, denn bei der Rettung eines älteren Badegastes, der im See zu ertrinken droht, lernen sich die drei kennen und sind schon bald engste Freundinnen, obwohl sie aus unterschiedlichen Verhältnissen kommen. Betty träumt von einem Leben als Schauspielerin und stammt aus einem gutbürgerlichen Haushalt, denn ihr Vater ist Besitzer des Strandbades, doch hinter der Familienfassade brodelt es. Marthas Familie sind treue Anhänger des DDR-Regimes, und auch Martha liebt ihre Arbeit für die FDJ, sie hofft auf eine Ausbildung als Lehrerin. Noch ahnt sie nichts von den Geheimnissen innerhalb ihrer Familie. Clara träumt davon, Kosmonautin zu werden und das Weltall zu besuchen, doch ihre Eltern sind keine Parteimitglieder, was ihren Traum fast unmöglich macht. Die Freundschaft des ungleichen Kleeblatts muss so manchen Schicksalsschlag verkraften, schweißt die drei Mädels aber immer enger zusammen, bis der Berliner Mauerbau ihr Leben grundlegend verändert…

Julie Heiland hat mit „Wellen des Schicksals“ den ersten Band ihrer „Strandbadfreundinnen“-Serie vorgelegt, der den Leser in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts katapultiert, um die DDR vor dem Mauerbau und die drei Freundinnen Martha, Clara und Betty sowie ihre Gedanken- und Gefühlswelt bis zu ihrem Abitur kennenzulernen. Der locker-flüssige, farbenfrohe und empathische Erzählstil gibt dem Leser schon mit den ersten Seiten das Gefühl, ein unsichtbarer Teil des Freundinnenkleeblattes zu sein und in ihr tägliches Leben einzutauchen. Wechselnde Perspektiven lassen den Leser mal an die Seite von Martha, mal an die von Betty oder Clara gleiten und ihn das Leben in der damaligen DDR miterleben. Ob die damalige Mode oder FDJ-Gruppe, ob Schulleben, Zulassung zum Studium oder die ständige Überwachung durch die Stasi – die Autorin verpackt alles bildhaft in ihrer Handlung, so dass der Leser während der Lektüre alles wunderbar vor Augen hat. Die Autorin lässt ihre Protagonistinnen in Familien mit unterschiedlichem gesellschaftlichem Hintergrund aufwachsen, zeigt dabei auch die Schwierigkeiten einiger innerhalb des Regimes auf. Vor allem Claras Familie hat darunter sehr zu leiden, da sie kein Parteimitglied ist. So wird das Suchen einer neuen Wohnung oder sogar ein Studium zum Spießrutenlauf, oder es ist sogar unmöglich, genauso wie offen seine Meinung zu sagen. Heiland erweckt das damals geteilte Deutschland wieder zum Leben und lässt es sehr präsent und lebendig erscheinen, so dass der Leser alles wie einen Kinofilm vor dem inneren Auge vorbeiziehen sieht und während der fesselnden Lektüre ein wahres Auf und Ab der Gefühle durchlebt.

Die Charaktere sind liebevoll und lebhaft inszeniert und überzeugen durch glaubwürdige menschliche Facetten, die sie dem Leser schnell ans Herz wachsen lassen. Clara ist ruhig, zielstrebig, clever und hat große Träume, doch dafür wird sie kämpfen und einige harte Entscheidungen treffen müssen. Betty ist eine Träumerin und kommt zwar aus wohlhabenden Verhältnissen, doch hinter der Fassade ist es für sie kaum auszuhalten. Martha fühlt sich wie eine Fremde in der eigenen Familie, ihr Leben gerät durch ein gelüftetes Geheimnis aus den Fugen.

„Wellen des Schicksals“ ist ein sehr unterhaltsamer historischer Roman über die Nachkriegszeit in der DDR bis zum Mauerbau, der Freundschaft, Familiengeschichten und –geheimnisse wunderbar in sich vereint. Fesselnde Lektüre, die eine absolute Leseempfehlung verdient!