Rezension

Anstrengende, unausgereifte Ermittlerin

Die Todesbeigaben: Thriller -

Die Todesbeigaben: Thriller
von Drea Summer

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Thriller mit gutem Konzept, einfachem Schreibstil und einer despotischen, renitenten Ermittlerin

Als zwei junge Leute einen österreichischen Geisterort besuchen, finden sie in der verfallenen Kirche eine Leiche. Sofort verständigen sie die Polizei. Später bei der Obduktion findet der Rechtsmediziner anstelle des Herzens einen Goldring in einer kleinen Plastiktüte. Schon bald wird eine weitere Person entführt, die Ermittler suchen verzweifelt nach Anhaltspunkten.

Drea Summer hat für den Auftakt ihres Thrillers ein sehr stimmungsvolles Ambiente gefunden: den tatsächlich existierenden Lost Place Döllersheim. Sofort entsteht der Wunsch, dieses 1938 entsiedelte Dorf zu besuchen. Perfekt für einen gelungenen Einstieg, leider verliert diese interessante Lokalität schnell an Bedeutung. 

Abteilungsinspektorin Susanne Kriegler übernimmt den Fall und muss den sich überschlagenden Ereignissen hinterherrennen, in die sie irgendwann auch persönlich hineingezogen wird.

In wechselnden Perspektiven wird von den aktuellen Schauplätzen berichtet. Besonders nahe gehen die Erinnerungen eines Ich-Erzählers, der offenbar der Mörder ist und weitere Taten plant, um vergangenes Unrecht zu rächen. Sie reichen zurück in die Kindheit und offenbaren grausame Verfehlungen, die ihm und anderen angetan wurden und erklären, wie sich seine Entwicklung zum Psychopathen vollziehen konnte.

Durch diese Konstellation, den Konflikt der Interessen, diesen Wettlauf um Leben und Tod, entsteht Spannung, die sich bis zum Ende halten kann, obgleich sich im Verlauf der Handlung wenig Überraschendes ergibt.

Der Schreibstil lässt rasches Lesen zu, einfache Sätze und simple Dialoge setzen dem Verschlingen nichts entgegen.

Der eigentliche Schwachpunkt des Romans sind die Charaktere. Allen vorweg Abteilungsleiterin Susanne Kriegler vom LKA Wien Süd, die ihre 23-jährige Tochter Lisa wie ein kleines Kind behandelt und nicht müde wird, ihren Kollegen Alexander mit Grünschnabel zu titulieren. Je vertrackter die Situation, desto mehr setzt sie sich über Vorschriften und Anordnungen hinweg. Arrogant, selbstgerecht, uneinsichtig - Sympathien fließen ihr schwerlich zu. Doch auch andere Figuren wirken bestenfalls blass, schlimmstenfalls dumm bis zur Unglaubwürdigkeit wie im Fall der Journalistin Uta. 

Dass sogar ein bisschen Romantik einfließt, mag mit einigem versöhnen. Vielleicht aber auch gerade nicht.