Rezension

Wunderbare Kleinstadt, aber zu hastig erzählt

Someone like you -

Someone like you
von Jenny Holiday

Bewertet mit 3 Sternen

Zurück nach Moonflower Bay: “Someone like you” ist vorerst das Finale der Dilogie von Jenny Holiday, erschienen bei Forever Ullstein. Warum „vorerst“? Auf der Homepage der Autorin ist ein dritter Roman zu sehen, der endlich die Liebesgeschichte erzählt, die seit zwei Bänden unterschwellig die ganze Zeit brodelt. Also, lieber Verlag, bitte, bitte holt euch und uns diese Story auch noch!

Jake Ramsey ist wohl der stillste und zurückgezogenste Bewohner von Moonflower Bay. Kein Wunder bei dem Verlust, den er erlitten hat. Doch als Dr. Nora Walsh in die Kleinstadt zieht – für sie eine Zwischenstation um einen Neuanfang zu starten – verändert sich sein Leben schlagartig. Er hilft ihr, in dem kleinen Ort anzukommen und ihre Praxis zu eröffnen, doch auch er selbst braucht Hilfe, irgendwo anzukommen.

Ich war zunächst etwas perplex, denn man wird direkt ohne viel Federlesen in die Geschichte hineingeworfen: keine Einleitung, keine Charaktervorstellung, direkt los. Liebe auf den ersten Blick auf Seite eins! Auf der anderen Seite brauchte es auch nicht mehr als 20 Seiten, bis ich wieder in Moonflower Bay angekommen war, die schrulligen, wundervollen Persönlichkeiten getroffen habe und mir das erste Lächeln im Gesicht stand. Ich liebe den Charme dieses Orts, den Zusammenhalt, die Traditionen – während das Einmischen in das Leben anderer Leute natürlich eine Gratwanderung ist, die Jenny Holiday meiner Meinung nach jedoch sehr gut beschreitet.

Ähnlich wie der hastige Beginn geht es leider auch weiter. Die Zeit im Buch rast, Monat folgt auf Monat, Festival auf Festival und es wird so schnell von einem zum nächsten Event gesprungen, dass ich das Gefühl hatte, zwischendurch ginge ganz schön viel verloren. Dies ist auch mein größter Kritikpunkt. Die Charakterentwicklung und die Beziehung, sowohl zwischen den Protagonisten, als auch zwischen Nora und den anderen Einwohner*innen, konnte ich nicht miterleben und nicht richtig spüren.

Ein absoluter Pluspunkt war für mich hingegen Nora. Sie ist herrlich direkt, nicht nur im Umgang mit den Gefühlen von anderen Leuten, sondern auch darin, direkt zu sagen, was sie will. Jake sagt über Nora: „Sie hatte keine Angst, auszusprechen, was sie dachte.“ Und genauso ist es. Sie ist selbstbewusst, gerade heraus und definitiv ein Charakter, mit dem ich mich am Lake Huron gerne umgeben würde.

Analog zu Band eins gefällt mir auch hier, dass die Autorin neben der heilen Kleinstadt-Welt ein paar dunkle Gefühle und Erinnerungen zulässt. In Band zwei behandelt sie diese schon etwas ausführlicher als im Vorgänger und hebt sich so von anderen Büchern des Subgenres ab.

Zusammenfassend komme ich zu 3 von 5 Sternen. Ich bleibe Fan des Settings, aber diesmal war die Geschichte zu hastig erzählt. Für Band drei (bitte unbedingt einkaufen, lieber Forever Verlag!) erhoffe ich mir wieder ein ruhigeres Tempo, auch wenn die beiden Charaktere eine energiegeladene Story versprechen.