Rezension

Schwache Umsetzung einer guten Grundidee

Für immer die Seele - Cynthia J. Omololu

Für immer die Seele
von Cynthia J. Omololu

Bewertet mit 2.5 Sternen

‟Für immer die Seele“ von Cynthia J. Omololu ist der Auftakt zu einer Fantasy-Jugendbuch-Trilogie, der mit der Wiedergeburt ein Element zum Thema macht, welches bisher in ähnlichen Romanen kaum Verwendung fand. Die Trilogie versprach in ihrem ersten Band also durchaus Neues, konnte mich aber leider nicht überzeugen.

Inhalt: Die 16jährige Cole, eine begabte Cellistin aus San Francisco, hat Visionen von vergangenen Zeiten. Als sie mit ihrer Schwester Kat bei einem Ferientrip den Tower of London besucht, erlebt sie in einer dieser Visionen eine Hinrichtung so real mit, als sei sie selbst die zum Tode Verurteilte gewesen. Nur einer scheint sie zu verstehen: Der gutaussehende Griffon. Er erzählt ihr von der Wiedergeburt und davon, dass es einige Menschen gibt, die Akhet, die sich an jedes ihrer früheren Leben erinnern. Auch Cole ist zu einer Akhet geworden und wird bald herausfinden, was sie und Griffon bereits in der Vergangenheit verband...

Eine Widmung auf den ersten Seiten des Buches weist darauf hin und die Autorin schreibt es auch selbst in ihrem Blog: Die Inspiration für die Grundidee des Romans rund um das Thema Wiedergeburt und die Unsterblichkeit einer Seele bekam sie durch den früheren Tod eines Jungen aus dem Bekanntenkreis, der ebenfalls Griffon hieß und zum Vorbild ihrer Romanfigur wurde. An sich ein interessanter, persönlicher Hintergrund, der vielleicht sogar neben der spannend klingenden Grundidee noch ein bisschen mehr dafür sorgte, dass ich dieses Buch wirklich mögen wollte. Leider folgte die Ernüchterung recht schnell, denn abgesehen von der Grundidee hat der Roman wenig zu bieten und ich wurde gleich mehrfach enttäuscht. Die Schwächen in der Charakterentwicklung, in der Sprache und vor allem viele kleine Verstöße gegen die von der Autorin selbst erdachte Logik ihrer Akhet-Welt haben mir den Spaß am Lesen von ‟Für immer die Seele“ fast vollständig genommen.

Ich möchte mir den Charakteren beginnen. Cole, die Ich-Erzählerin selbst, war zunächst das perfekte Mädchen. Intelligent, gebildet, kultiviert, begabt, hübsch...machen wir es doch kurz: Sie ist langweilig. Wie, um sie noch perfekter erscheinen zu lassen, steht ihr gleich zu Anfang ihre Schwester gegenüber – Kat, die oberflächliche Tussi, die nur an Shoppen und bloß nicht an Bildung interessiert ist. Zwei unverrückbare Stereotypen, die sich im Laufe des Romans leider auch nicht in ansprechender Weise weiterentwickeln. Während Kat, die trotz ihrer Oberflächlichkeit menschlicher wirkte und mir dadurch sympathischer war als ihre über-perfekte Schwester, nur noch sporadisch auftaucht, wechselt Cole beinahe sprunghaft ihre Wesenszüge. Mal ist sie klug und feinfühlig, mal unglaublich naiv, sogar regelrecht dumm und, was mich besonders störte, holt zwischendurch wie aus dem Nichts einige Selbstzweifel hervor, insbesondere wenn es um ihrer Beziehung zu Griffon geht, in denen sie dann ausgiebig schwelgt. Leider wirkte die Handlung durch ihre spontanen Anflüge außergewöhnlicher Dummheit extrem konstruiert.

Mit der Ich-Erzählerin bin ich nicht warm geworden, ebenso wenig mit der Liebesgeschichte zu Griffon. Die beiden haben sehr schnell eine starke Verbindung zu einander, von der ich erwartet hatte, dass sie sich möglicherweise noch durch eine emotional prägende Beziehung in der Vergangenheit, in einem anderen Leben, erklären würde. Immerhin kündigt der Klappentext ja bereits eine gewisse Vorgeschichte an, die auch kommt, aber beim besten Willen nicht im geringsten taugt, um die enge Verbundenheit zu erklären und das Kitsch-Niveau somit ein wenig herunterzufahren. Positiv an der Liebesgeschichte war, dass es sich einmal nicht um eine Dreiecksgeschichte handelte – jedenfalls in diesem Band noch nicht. Griffon ist allerdings auch noch ein schwieriger Charakter, der abgesehen davon, dass er ebenfalls sehr perfekt und gutaussehend ist, kaum besonders begehrenswert auf mich erschien. Er ist unnahbar, verschwindet häufig, ohne Kommentar.

Andere Nebencharaktere blieben sehr eindimensional, so zum Beispiel neben der bereits erwähnten Schwester auch Coles Mutter. Leider konnten mich auch die Akhet im Allgemeinen nicht überzeugen. Die Idee der Wiedergeburt ist zwar gut, aber die Autorin unterteilt die Gruppe der Wiederkehrenden, die sich dessen auch bewusst sind, scharf und kompromisslos in Gut und Böse. Die Guten sind so gut, dass sie jedes ihrer Leben dafür aufwenden, die Welt zu retten, die Bösen sind so böse, dass sie nichts als Rachegedanken hegen und sogar solchen Hass entwickelten, dass sie zu den großen (realen) Tyrannen und Verbrechern der vergangenen Jahrhunderte wurden. Gerade mit dem Bezug auf lebende und historische Personen hebt die Autorin ihre Akhet auf eine weltpolitische Ebene, die mir nicht zusagte. Weitere Erklärungen zu den fast beiläufig eingeworfenen Namen und Gedanken über Konsequenzen ihrer Wiederkehr werden anschließend auch ausgespart, sodass ich hier einfach das Gefühl nicht los werde, dass die Nummer für den Rahmen dieses Jugendbuchs schlicht zu groß war.

Ein für mich dann erheblicher Schwachpunkt von ‟Für immer die Seele“ sind die Logikfehler. Die Autorin stellt die Regeln für ihre Fantasy-Elemente recht schnell und an sich klar zusammen. Akhet sind selten und können willkürlich überall auf der Erde wiedergeboren werden. Sie können sich an alle vorherigen Leben ihrer Seele erinnern, haben aber nicht alle ihre Leben auch in dem Bewusstsein geführt, wiedergeboren zu werden. Dazu mussten sie erst zum Akhet werden – eine Wandlung, die Cole zur Zeit des Romans begonnen hat. An sich ist es kein kompliziertes Modell und dennoch ist es teilweise unlogisch umgesetzt. Sei es dadurch, dass zu viele Akhet mehrfach aufeinander treffen, oder durch ein Geschenk aus alten Zeiten, dass eigentlich nicht aufbewahrt worden sein kann – es sind viele Kleinigkeiten, die einer genauen Betrachtung hinsichtlich ihrer Vereinbarkeit mit den Regeln der Akhet-Welt nicht standhalten können und mich in der Summe sehr oft zum Kopfschütteln brachten.

Neben offensichtlichen Logikfehlern sorgen oft auch unlogisches Verhalten der Protagonisten und besonders Coles Veranlagung, nie die richtigen Fragen zu stellen oder ihre Erkenntnisse mitzuteilen, für den Eindruck einer eher konstruierten Handlung. Hinzu kommen kurz gehaltene Beschreibungen von einigen Schlüsselstellen, deren Ablauf ich mir auch nach mehrfachem Lesen nicht klar wurde.

Der Schreibstil ist ansonsten abgesehen von ein, zwei Stolpersteinen recht angenehm und lässt sich flüssig lesen. Störend war für mich lediglich ein etwas zu exzessiver Umgang mit einer sehr flachen Lautsprache. Das gefühlt häufigste ‟Wort“ im Vokabular der intelligenten Cole lautet: ‟Öh...“.

Was mir sprachlich gefallen hat, waren die Rückblicke in die vergangenen Leben von Cole. Die optisch hervorgehobenen Textabschnitte zeichneten sich durch sehr viel mehr atmosphärische Beschreibungen aus, als der Gegenwartsteil des Romans. Zudem hatte ich den Eindruck als könnte Cole hier endlich mal ihre Eindrücke und Gefühle greifen und so artikulieren, dass sie mich als Leser auch erreichten. Ich hätte mir einen derart detaillierteren Umgang mit Beschreibungen häufig auch an anderen Stellen des Buches gewünscht.

Fazit: Keine Frage, ich bin enttäuscht. Mich haben die Charaktere nicht erreicht, die Liebesgeschichte nicht berührt und die Logikfehler in den Wahnsinn getrieben. Das Buch punktete zunächst durch eine gute Grundidee, konnte dieser aber mit der Umsetzung nicht gerecht werden. Nur 2 Sterne, wenn auch nur knapp am dritten vorbei, und von mir leider eher keine Empfehlung.