Rezension

Manchmal ziemlich verwirrend

Roter Mond - Benjamin Percy

Roter Mond
von Benjamin Percy

Bewertet mit 2 Sternen

Der erste Satz
Er kann nicht schlafen.
 
Meine Meinung
Inhalt
Lykaner und Menschen leben eigentlich recht friedlich miteinander, bis ein Terroranschlag in einem Flugzeug diesen Frieden in Luft auflöst. Patrick überlebt diesen Anschlag, bei dem ein einziger Lykaner die Insassen des gesamten Fluges auslöscht. Nach diesem Ereignis werden Claires Eltern von Regierungsagenten erschossen. Claire ist auf der Flucht und findet sich schließlich bei ihrer Tante wieder, die ihr einiges über die Geschichte der Lykaner und der Lykanerterroristen erzählt.
Es beginnt ein Kampf gegen den Terrorismus auf der einen - und ein Kampf gegen die Unterdrückung auf der anderen Seite, in dem Chaise, Claire und Patrick eine große Rolle spielen.

Mensch und Tier gehören nicht zusammen, und es war an der Zeit, entsprechende Trennzäune hochzuziehen.
Seite 82

Charaktere
Claire ist selbst Lykanerin. Sie muss miterleben, wie ihre Eltern nach dem schrecklichen Terroranschlag ums Leben kommen. Ab diesem Tag ist sie auf der Flucht. Ich habe Claire am liebsten gemocht. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzten und habe mit ihr sympathisiert. Schrecklich, was sie miterleben musste.
Patrick hat nicht minder schreckliches erlebt, war er doch der einzig Überlebende in dem Flugzeug wo der Lykaner alle Menschen umbrachte. Nur durch seine Cleverness konnte er letztendlich überleben und versucht nun irgendwie damit klar zu kommen. Ich habe ihn sehr bedauert, weil die Szenen, die sich im Flugzeug abgespielt haben an Grausamkeit nicht mehr zu überbieten sind.
Mit Chase bin ich das gesamte Buch nicht klar gekommen. Er ist meiner Meinung nach ein ziemlich langweiliger Charakter, der mich so überhaupt nicht angesprochen hat. Er selbst verabscheut die Lykaner, befindet sich mitten im Wahlkampf und möchte einen Impfstoff gegen die Lykantropie erschaffen.

"Die beste Zeit, in der man leben kann, ist die, in der so gut wie alles, das man wusste, sich als falsch herausstellt", (...)
Seite 242  

Gesamt
Der Anfang hat mich noch total umgehauen. Es beginnt sehr flott und spannend mit dem Terroranschlag, der sogar ziemlich ekelerregend beschrieben wurde. Ich habe Patrick kennen gelernt und war sehr gespannt auf den restlichen Verlauf der Geschichte. Auch das Auftauchen von Claire war für mich zu Beginn ein absoluter Höhepunkt. Ich habe sie gleich so sehr gemocht, dass mir eine Identifizierung mit ihrem Charakter sehr leicht gefallen ist. Bis zum Ende des Buches blieb sie mein absoluter Liebling in "Roter Mond".
Wäre es bei diesen zwei Charakteren geblieben, wäre ich bestimmt nicht so durcheinander gekommen, allerdings gaben sich zig verschiedene, neue Charaktere die Klinke förmlich in die Hand. Ich empfand es als verwirrend, wie viele Personen es letztendlich geworden sind und hatte enorme Schwierigkeiten, mich mit ihnen anzufreunden und sie mit der Geschichte in Verbindung zu bringen. Zwar verschmelzen die Charaktere irgendwann in der Handlung zusammen, dies dauert bei vereinzelten aber so lange, dass man fast schon vergessen hat, wann und warum dieser Charakter zuvor aufgetaucht ist.
War von Dramatik zu Beginn des Romans noch total viel vorhanden, verabschiedete sich diese im weiteren Verlauf der Ausführung immer weiter. Die einzelnen Kapitel erzählten mal von der einen und mal von der anderen Person, was es für mich total schwer gemacht hat, meinen Lesefluss beizubehalten und somit auch die Spannung komplett ausgebremst hat.
Zudem war mir das Buch leider nicht "lebendig" genug. Ich bin ein Fan von Unterhaltungen und mag es, wenn die Charaktere viel miteinander sprechen. Von indirekter Rede halte ich unglücklicherweise nicht viel und genau diese kommt in "Roter Mond" sehr oft zum Einsatz.
Sehr erfreut war ich stets, wenn die Rede von Claire war. Ihr Einsatz, eigentlich ihre gesamte Identität habe ich sehr, sehr gemocht. Auf die Kapitel in denen es um sie ging, war ich grundsätzlich gespannt und habe jede einzelne Zeile sehr genossen. Anders verhielt es sich bei denen in welchen es um Chaise ging. Ich empfand die politische Geschichte als ermüdend und hätte sie ehrlich gesagt am liebsten überblättert.
Was mir so gar nicht gefallen hat, ist das Ende des Romans. Es kam alles viel zu plötzlich und war meiner Meinung nach nicht ganz stimmig. Mir kam es so vor, als wollte der Autor nach 640 Seiten endlich zum Ende kommen.

Fazit
Die Grundidee von Benjamin Percy einen Werwolf-Roman zu schreiben, der sich im Grunde genommen auch mit Rassismus befasst, fand ich überaus gelungen. Leider hat mich die Umsetzung jedoch enttäuscht. Es war mir zu häufig alles viel zu verwirrend geschrieben, wo die vielen verschiedenen Charaktere, die ihren Platz in dem Buch bekamen, ihren Teil noch zu beigetragen haben. 
Ich persönlich hätte es mir gewünscht, wenn die Darsteller in "Roter Mond" mehr miteinander gesprochen hätten, anstatt die indirekte Rede zum Zuge kommen zu lassen. Aber dies ist nur meine bescheidende Meinung und könnte anderen, die das Buch lesen vielleicht gefallen. 
Gelungen ist auf jeden Fall der grandiose Beginn des Romans und auch wie der Autor es geschafft hat, die einzelnen Handlungsstränge miteinander zu verknüpfen. Es gab viel unvorhersehbares, was ich so nicht auf meinen Zettel stehen hatte. Trotzdem hat mich "Roter Mond" leider nicht so erreicht, wie ich es mir erhofft hatte. 
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