Intimes Leseerlebnis
Bewertet mit 4 Sternen
Daniel Schreiber gelingt es, alle Lesenden miteinzubinden, denn die Pandemie mit ihren Auswirkungen, die uns so sehr voneinander getrennt haben, stellt gleichzeitig einen verbindenden Erfahrungshintergrund dar. Wohl sehr viele von uns werden uns in den Zeiten der Lockdowns und kontaktbeschränkenden Maßnahmen mit dem Thema des Alleinseins und der Einsamkeit auseinandergesetzt haben und indem Daniel Schreiber diese allgemeinen Erfahrungen aufgreift, macht er das Thema anschlussfähig. Er bindet Literatur zum Thema Einsamkeit ein, beschreibt kulturelle und geschichtliche Hintergründe und greift wissenschaftliche Konzepte auf.
Dennoch ist dieses Buch vor allem eins, und zwar persönlich. Es ist berührend, wie Daniel Schreiber von seinen intimen Gefühlen berichtet, schonungslos, offenherzig. Ein Buch über das Alleinsein hätte die laute Botschaft vor sich hertragen können: "Man kann auch alleine glücklich und stark sein!" und natürlich wäre auch das ein Teil der Wahrheit, aber dem Autor war etwas anderes wichtiger. Auf jeder Seite des Buches liest man heraus, wie wichtig es ihm ist, nicht zwanghaft optimistisch sein zu müssen, seine Gefühle von Einsamkeit und Scham nicht verdrängen zu müssen, ehrlich und authentisch davon berichten zu können, wie das Alleinsein sich manchmal unsicher anfühlt, wie er manchmal schmerzlich eine Partnerschaft vermisst.
Dass sich dies auf die melancholische Grundstimmung des Buches niederschlägt, die nicht so ganz zu dem farbenfrohen Cover passen will, ist dann durchaus verständlich. Und doch, er erzählt uns genauso vom Gärtnern und von Gärten, vom Stricken und Wandern, von den körperlichen Erfahrungen beim Yoga, von der Wichtigkeit von Selbstfürsorge und Akzeptanz und ganz besonders von dem Stellenwert, den Freundschaften im Leben einnehmen können. Überall schimmert Stärke durch, Warmherzigkeit, ein hoffnungsvoller Blick auf die Welt, der allen Widrigkeiten trotzt und sich mit den Herausforderungen des Lebens auseinandersetzt.