Rezension

Ich kaufte der sympathischen Hailee die Überwindung erst zum Schluss ab

Falling Fast - Bianca Iosivoni

Falling Fast
von Bianca Iosivoni

Bewertet mit 4 Sternen

Nicht perfekt, aber mein persönlicher Überraschungspageturner

Allgemein:

Mit „Falling Fast“ beginnt erneut eine Reihe der bekannten deutschen New Adult – und Fantasyautorin Bianca Iosivoni. Der LYX-Verlag veröffentlichte die Geschichte erstmals im Juni 2019. „Sei mutig“, diese zwei Worte haben sich bei Hailee eingebrannt. So mutig wie ihre geliebte Schwester Katie war sie noch nie, doch das sollte sich ändern. Daher stieg Hailee vor 2 Monaten in ihren alten Honda und fuhr auf einen Roadtrip quer durch die Staaten. Sie hält sich an ihren Plan bis sie in der Kleinstadt Fairwood landet und die Verbindung zu dem attraktiven Chase alles verändert.

Mein Bild:

An „Falling Fast“ kommt keiner vorbei, ob man will oder nicht. Dabei stand das Buch noch nicht mal auf meiner Wunschliste. Zum einen, weil der Klappentext nicht so klang, als wäre es etwas Neues und zum anderen, auch wenn das Cover schön ist, frage ich mich, ob der Trend mit den Rauchwölkchen nicht langsam ausgedient hat. Doch das Schicksal wollte es so, dass ich mit dem Buch in der Hand bei einer Lesung von Bianca Iosivoni saß und neugierig wurde. Ich bereue es nicht in diese zarte, ganz wunderschöne Liebesgeschichte eingetaucht zu sein, Kritikpunkte habe ich dennoch.

 

Knapp 500 Seiten weist der 1. Band
dieser Dilogie auf, die mit „Flying High“ im Juli ihr Ende
findet. Schon die ersten Seiten des Buches sind erwähnenswert! Denn es gibt eine, ich nenne es mal, Triggervorwarnung, denn zur richtigen Triggerwarnung muss man nach hinten blättern, da diese Spoiler enthält. Die Warnung hätte von mir aus auch vorn stehen können, weil meines Erachtens keine Handlungsstränge gespoilert werden. Ich sehe es eher als allgemeinen Hinweis an.

Auf der nächsten Seite befindet sich
eine Playlist, die ich inzwischen hoch und runter höre, weil sie
eine verdammte gut Mischung aus Pop, Indie, Rock und Soul darstellt. Wer auch immer mit Playlists in Büchern angefangen hat: Gut gemacht! Ich bin Fan.

Zu Beginn der Geschichte musste ich
genervt aufstöhnen. Ich mag es einfach nicht, wenn der Prolog ein
Stück vom nahen Ende des Buches vorweg nimmt. Ich kann 1 und 1 sehr schnell zusammenzählen und spoilere mich dann fast selbst. Wem es bei so etwas ähnlich geht, lässt Seite 13 und 14 einfach außen vor, die kann man auch noch zum Schluss lesen.

Ansonsten bin ich richtig gut in die Story rein gekommen. Bianca packte die richtigen Vibes in Worte, sodass „Falling Fast“ für mich zum Pageturner wurde. Die Geschichte, aus Hailees und Chases Ich-Perspektive heraus erzählt, ist absolut mitreißend, lebendig, feinfühlig, aber auch unerbittlich. Zudem haben mir die Nebendarsteller wahnsinnig gut gefallen, weil sie nicht unbedingt in die Sterotypen von Kleinstadtbewohnern passen. Stattdessen stehen sie für eine vielfältige und offene Welt. Die Zeit ist also höchstens in den Gemäuern der heimeligen Kleinstadt stehen geblieben, aber nicht bei den Menschen. Zumindest wenn niemand mit den Traditionen bricht - einen Haken muss es ja geben.

Damit wären wir bei Chase, den äußerst attraktiven Anfangzwanziger, der irgendwann zwangsweise das Familienimperium übernehmen soll. Natürlich ist das nicht sein
einziges Problem. So manch „dunkles“ Geheimnis, das nur dem Leser
Stück für Stück offenbart wird, hätte ruhig länger in seiner
Schublade bleiben können. Überrascht hat mich davon nämlich
nichts. Trotzdem ist Chase ein Mann, der zu gut ist um wahr zu sein,
auch wenn er es selbst nicht sieht – absolut sympathisch. Mit ihm
kann man ganz bestimmt wundervoll seine Zeit verbringen.

Doch Hailee möchte eingangs die sinnbildliche Brücke, die beide durch ein trauriges Ereignis miteinander verbindet, nicht betreten. Allerdings sprechen wir ja von New Adult... Und ich liebte das Herantasten, das Knistern zwischen den Beiden, genauso wie die Slow Motions des Kennenlernens. Es wurde nichts überstürzt und doch sehnte ich DEN Moment herbei, der Chase und Hailee doch bitte in den 7. Himmel befördern sollte. Es war toll, ich spürte Spaß, Frustration, Liebe, Sturheit, alles, was zwei interagierende Charaktere ausmacht. Umwerfend!

Chase beschreibt Hailee als „selbstbewusste Frau mit einer schüchternen Seite“. Doch für Hailee kostet jeder Tag unter Menschen Überwindung, ihr Mantra „sei mutig“ befolgt sie bis zum Schluss. Introvertiert ist noch harmlos ausgedrückt, doch seit sie den Roadtrip vor 2 Monaten begonnen hat, fallen ihr die Dinge leichter, sie wächst förmlich über sich hinaus. Verrückt wie sie das in nur 2 Moanten geschafft hat. Versteht mich nicht falsch. Hailee ist schön, clever und man muss sie einfach gern haben, aber eine 180 Grad-Wende in so kurzer Zeit? Ich kann mich selbst gut mit ihr identifizieren, aber ich habe Jahre dafür gebraucht. Jahre, um offener zu werden, Dinge zu wagen und mir fällt es manchmal heute noch schwer Wünsche oder Kritik zu äußern.

Erst am Ende des Buches kaufte ich Hailee die plötzliche Veränderung ab, weil ich den Grund erfuhr, den ich in den letzten Zügen der Geschichte tatsächlich schon geahnt habe. Leider bekam dadurch der Slogan „Sei mutig“ einen bitteren Beigeschmack. Der dazugehörige Plottwist mündete in einen ultrabösartigen Cliffhanger, der nichts anderes bedeutet als weiterzulesen!

Fazit:

Ein absoluter Pageturner in Form einer zarten und emotionalen Liebesgeschichte mit wundervollen Darstellern. Trotzdem stolpert man über einige Klischees und betritt sensibles Terrain (Triggerwarnung).