Hat der Bürger heute noch ein Recht auf Privatsphäre?
Bewertet mit 5 Sternen
In McCartens Roman “Going Zero“ arbeitet der amerikanische Geschäftsmann Cy Baxter mit der amerikanischen Regierung und mehreren Geheimdiensten zusammen und führt gerade den letzten Test von neuer Überwachungstechnologie durch. Zehn ausgewählte Kandidaten sollen in einem bestimmten Augenblick verschwinden. Wenn es ihnen gelingt, 30 Tage lang nicht gefunden zu werden, bekommen sie eine Belohnung von 3 Millionen Dollar. Einige Teilnehmer des Tests werden sehr schnell gefunden, aber die unbedarft wirkende Bibliothekarin Kaitlyn Day entkommt den Verfolgern immer wieder. Sie hat sich besonders gründlich vorbereitet und will aus einem anderen Grund Aufmerksamkeit erregen. Um was es ihr geht, wird allmählich enthüllt. Sie bringt auch Cy Baxter und die Geheimdienste in große Schwierigkeiten.
McCarten erzählt eine spannende und sehr interessante Geschichte. Der Leser fragt sich, ob das alles Zukunftsmusik ist oder ob uns tatsächlich die totale Überwachung in fast jedem Augenblick unseres Lebens droht. Wir wissen, dass der Patriot Act nach den Terroranschlägen den amerikanischen Geheimdiensten umfassende Befugnisse gab, amerikanische, aber auch Bürger in aller Welt auszuspähen. Sollte ausgerechnet eine der ältesten Demokratien der Welt Bürgerrechte untergraben, ohne dass die Menschen darüber Bescheid wissen? Dass solche Praktiken längst Realität sind, zeigt das Beispiel Chinas. Wer dort bei roter Ampel eine Straße überquert, wird identifiziert und bestraft. Auch wenn die totale Überwachung bei uns nicht Realität ist, macht mir McCartens erschreckendes Szenario Angst. Das möchte ich nicht erleben.
Mir hat der Roman mit seinen überraschenden Wendungen und der sorgfältigen Charakterzeichnung gut gefallen und ich empfehle ihn gern weiter.