Fesselndes und wendungsreiches Katz-und-Maus-Spiel
Zehn Personen wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, um die Spionagesoftware FUSION zu testen, die von Cy Baxter entwickelt wurde. Er behauptet, dass seine Software jeden überall auf der Welt aufspüren kann, aber die ausgewählten Teilnehmer wollen ihm das Gegenteil beweisen. Sie haben genau 30 Tage Zeit, um unterzutauchen und unentdeckt von der Spionagesoftware zu bleiben. Wer es schafft, wird mit 3 Millionen Dollar belohnt. Doch nicht alle sind auf das Geld aus, Kaitlyn Day verfolgt ein anderes Ziel und ehe man sich versieht, ist aus dem Katz-und-Maus-Spiel ein spannender und wendungsreicher Roman geworden, in dem auch Liebesgeschichten und Agenten- und Geheimdiensttätigkeiten eine Rolle spielen.
Anfangs steht noch die Jagd auf die verschiedenen Teilnehmer mit unterschiedlichen Überwachungsprogrammen, allem voran die Jagd nach der auf den ersten Blick unscheinbaren Bibliothekarin Kaitlyn Day, die wider Erwartens der Software und dem Team um Cy Baster ständig entwischt, im Vordergrund. Wenn man bedenkt, all welche Methoden angewendet werden, um die Teilnehmer aufzuspüren wie z. B. mittels Auswertung von Kreditkartenkäufe, Internetsuchen, familiären und freundschaftlichen Bekanntenkreis oder Telefondaten, fühlt man sich beim Lesen auch selbst beobachtet, was ein leicht beklemmendes Gefühl auslöst. Doch als dann Kaitlyn ihr wahres Gesicht zeigt, nimmt der Roman noch mal so richtig an Fahrt auf und entwickelt sich in eine Richtung, die man so am Anfang nicht wirklich erwartet hat.
Der Spannungsbogen wird durch überraschende Wendungen konstant hochgehalten, sodass man dank der kurzen, aus verschiedenen Perspektiven geschriebenen Kapitel nur so durch die Seiten fliegt. Teils liest es sich wie ein Drehbuch und der Handlungsverlauf spielt sich wie ein fesselnder, actionreicher Film vor dem inneren Auge ab. Trotz der Schnelligkeit der Handlung schafft es der Autor hierbei, ein umfängliches Bild der unterschiedlichen Charaktere und deren Motivation zu zeichnen. Einzig Cy Baxter erschien mir manchmal etwas zu stereotypmäßig und blass in seiner Darstellung als unmoralischer Softwareentwickler.
"Going Zero" von Anthony McCarten ist ein Roman, der zum Nachdenken über unsere Abhängigkeit von der Technologie anregt und wie man durch sie überwacht wird bzw. werden kann. Er wirft viele Fragen zum Datenschutz auf, zum nie endenden Durst nach Macht und Kontrolle und zu den Mitteln, die Menschen für diese Kontrolle einsetzen.
Es ist ein gut geschriebener und packender Roman, der mit der Zeit an Komplexität gewinnt und sich zum Hightech-Thriller mit Regierungs- und Geheimdienstbeteiligung entwickelt.