Rezension

Fans der großen Autorin sollten durchaus einen Blick riskieren

Mrs Agatha Christie -

Mrs Agatha Christie
von Marie Benedict

Bewertet mit 4 Sternen

Lange plätscherte die Handlung so vor sich hin... In zwei Zeitsträngen erfahren wir, welche Umstände dazu geführt haben könnten, weshalb Agatha Christie zum Zeitpunkt ihrer ersten Erfolge als Schriftstellerin und dem bevorstehenden Ende ihrer ersten Ehe, plötzlich und sehr Medienwirksam verschwand. Für 11 Tage wusste niemand wo sie war und am Ende blieb es ein streng gehütetes Geheimnis, das die berühmte Autorin viele Jahre später auch nicht in ihrer Autobiografie lüftete.

Dabei fand ich persönlich gut, das Marie Benedict zwei verschiedene Erzählperspektiven wählte. Eine davon ist Agatha Christies erste Ehemann Archiebald Christie, die andre sie selbst. Ehrlicherweise habe ich keine Ahnung, wie dieser Mann sonst so betrachtet wird und auch nicht, wie Christie selbst ihn dann darstellt. Zumindest hier im Roman ist er ein absolut unsympathischer und extrem selbstsüchtiger Mann, der von seiner Frau erwartet, alles für ihn auf zu opfern. Sogar die Liebe zu ihrem eigenen Kind, auch diesen Punk beansprucht er ganz für sich alleine. Und wundertsich dann, das seine Frau am Ende nicht mehr bereit ist, alles einfach nur noch hin zu nehmen und weiterhin nur das zu tun, was ihm passt.

Und dennoch... es plätscherte eben so vor sich hin, und mir fehlte ehrlicherweise nicht nur Spannung. Der Fokus liegt ganz auf der Ehe der Autorin und dem, was sie langsam aber sicher zerstört. Das ist zugebener Maßen nicht unbedingt das, was ich mir erhofft hatte. Ich hätte mir schon gewünscht, auch mehr über die schriftstellerischen Aspekte aus Christies Leben zu erfahren. Gleichzeitig macht genau dieses Vorgehen am Ende schon Sinn. Und das Ende ist es auch, das mich etwas mit dem Roman versöhnt hat. Das finde ich persönlich nämlich sehr gelungen und irgendwie würde mich nicht wundern wenn diese Lödung nicht so weit von der Wahrheit weg wäre... denn die Auflösung klingt auch dann plausibel, wenn man sie von der Fiktion trennt und überlegt, welche Möglichkeiten einer Frau in den 20er Jahren des vorherigen Jahrhunderts unter den gegebenen Umständen blieben.

Alles in allem kein Highlight, aber durch den Schluss konnte mich Marie Benedict dann doch noch ziemlich von sich überzeugen. Außerdem gefällt es mir ,das die Autorin sich zum Ziel setzt, Blickwinkel von Frauen darzustellen und ihre Geschichte in den Fokus zu rücken. Vor allem dann, wenn ihre Geschichten kaum gehört oder sogar vergessen scheinen. Oder aber von andren (und seien wir ehrlich ,das waren in der Vergangenheit eben hauptsächlich Männer) ein Urteil längst gefällt wurde, das allgemeingültig wurde und bei dem Frauen und ihre Erfahrungen keine rolle spielten.
Das Verschwinden der berühmten Autorin blieb ein Rätsel, auch wenn längst vermutet wird, das sie es ganz gezielt geplant hat. Die Hintergründe konnte bisher niemand entschlüsseln. Letztendlich ist Benedicts Roman auch nur ein Versuch, eine Interpretation. Aber eben eine, die auch der Lebensrealität vieler Frauen zur damaligen Zeit, Rechnung trägt und daher wie erwähnt, durchaus plausibel erscheint. Fast wünsche ich mir, das die Autorin ohne es zu wissen und ohne das wir es je überprüfen könnten, die Wahrheit beschrieben hat^^