Rezension

Ein sympathisches Ermittlerduo auf der Suche nach Antworten aus der Vergangenheit!

Grabesstern -

Grabesstern
von Anne Mette Hancock

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Ende wird kommen. Nur für wen?

Eigentlich wollte Journalistin Heloise Kaldan nur einen Artikel über Sterbebegleitung schreiben. Doch als sie sich mit dem todkranken Jan Fischhof anfreundet, beginnt ihr die Sache nahezugehen. Jan scheint etwas auf dem Gewissen zu haben. Seine Hinweise führen Heloise nach Jütland, an die Flensburger Förde, zu einem lange zurückliegenden Fall. Heloises guter Freund Kommissar Erik Schäfer ist misstrauisch: Was weiß sie wirklich über Jan Fischhof? Heloise stößt in ein gefährliches Wespennest. Kann sie ihrer Intuition trauen?

Ein schmerzhaft persönlicher Thriller über ein Netz aus Schuld – mit erschütternden Verstrickungen bis zur letzten Seite.

,,Grabesstern“ von Anne Mette Hancock ist der dritte Fall für das ungewöhnliche, aber taffe und sympathische Duo Heloise Kaldan und Erik Schäfer. Dieser Kopenhagen-Thriller, der am 26.01.2022 im Fischer-Verlag erschienen ist, hat mir recht gut gefallen. Eine Investigativ-Journalistin und ein Kommissar decken einen alten, ungeklärten Fall halb getrennt, halb zusammen auf. Als der todkranke Fischhof seiner Sterbebegleiterin Heloise in seinem verwirrten Zustand verstörende, aber rätselhafte Botschaften hinterlässt, schrillen bei ihr die Alarmglocken. Neugierig wie Heloise ist, will sie auf jeden Fall wissen, was es mit den Andeutungen auf sich hat. Junge Mädchen, die vor einigen Jahren spurlos verschwunden sind, zerbrechen ihr bei ihren Recherchen den Kopf. Die Ermittlungen der Cold Case Fälle wurden relativ schnell zu den Akten gelegt, doch schnell merkt die Journalistin, dass hier nicht mit rechten Mitteln gearbeitet wurde. Anstatt den Artikel über Sterbebegleitung zu schreiben, bringt Heloise sich nach und nach in Lebensgefahr und deckt Geheimnisse auf, die verstörende Ereignisse aus der Vergangenheit ans Tageslicht bringen. Einige Fragen, zum Beispiel, ob Jan Fischhof ein dunkles Geheimnis hütet und Heloise ihn komplett falsch eingeschätzt hat, haben mich in dieser Handlung beschäftigt. Auch ein Mann, der den Namen ,,Pitbull“ trug und mit Fischhofs' Vergangenheit verknüpft war, hat immer mehr Fragen aufgeworfen.

Ein weiterer Handlungsstrang offenbart ein paar brutale Machenschaften einer kriminellen Familienbande. Lange Zeit konnte ich mit diesen kurzen Abschnitten nicht viel anfangen. Kurz vor Ende konnte ich dann die Zusammenhänge erkennen, die mich dann doch sehr überrascht haben. Der offene Anfang ist in dieser Geschichte auch gleichzeitig das überraschende Ende, womit ich nicht gerechnet habe. Dieser Thriller, den ich eher in die Krimikategorie einordnen würde, ist eher ruhig. Es entwickelten sich während des Lesens immer mehr Fragen, die mir bis zum Schluss jedoch alle schlüssig beantwortet wurden. Bis zum letzten Drittel überschlägt sich die Handlung nicht mit vielen Wendungen, denn diese hat sich die Autorin für das Finale aufgehoben. Ab da konnte ich deutlich einen rasanten Anstieg von Spannung wahrnehmen, den ich vorher ab und zu nur leicht wahrgenommen habe. Mir hat einfach der Thrill für einen Thriller gefehlt, sodass dieses Buch für mich wie ein Krimi zu lesen war.

Es wird aus der Perspektive von Heloise Kaldan und Erik Schäfer geschrieben. Zwischendurch erhielt ich ein paar Informationen über den Lebensstil eines älteren, brutalen und kalten Mannes und dessen Sohn. Sehr gut hat mir die skandinavische Atmosphäre gefallen, genau wie die beiden ermittelnden Protagonisten. Beide sind interessant, gelungen und gut ausgearbeitet. Die getrennten Ermittlungen der beiden Charaktere als Kommissar und Journalistin waren flüssig und lebendig zu lesen. Ihre Entdeckungen treffen sich irgendwann, die gut zusammengefügt wurden. Ich habe relativ lange über Fischhofs' Geheimnis im Dunkeln getappt, welches mich bei der Aufklärung am meisten und stärksten überraschen konnte. Die Handlung ist gut konstruiert, obwohl ich das ein oder andere ein wenig vorhersehen konnte. Emotionen hätten meiner Meinung nach etwas deutlicher rüberkommen können, gerade bei dem wichtigen und sensiblen Thema Sterbebegleitung.

Ich kenne die beiden Vorgängerbände dieser Reihe nicht, trotzdem kam ich in diese Geschichte sehr gut ohne Vorkenntnisse rein. Das dänische Ermittlerduo, welche einigen Klischees gerecht wird, hieß mich von der ersten Seite an willkommen. Kurze Kapitel haben dafür gesorgt, dass ich mit dem Buch schnell vorankam. Auch wenn mir der Inhalt ein bisschen zu ruhig war, empfehle ich ihn gerne, besonders an Krimiliebhaber, weiter. Von mir gibt es vier Sterne für ,,Grabesstern“.