Rezension

Willkommen im Reich der Vampire

Das Reich der Vampire 1 -

Das Reich der Vampire 1
von Jay Kristoff

Bewertet mit 4 Sternen

Meinung

Ich war gespannt wie ein Flitzebogen auf "Das Reich der Vampire" – 1. Ein neues Buch von Jay Kristoff, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass das bei mir einzieht! 2. Vampire sind back! Und zwar die bösen. I like! 

Insgesamt war meine Euphorie vielleicht zu hoch angesetzt oder "Nevernight" von Kristoff war einfach zu! gut, denn insgeheim habe ich "Das Reich der Vampire" wohl immer damit verglichen. Letzteres hat aber einfach schlappe 300 Seiten mehr, also im Prinzip ein weiteres Buch. Und ich denke, der Großteil meiner Kritik oder warum mir "Das Reich der Vampire" weniger gut gefallen hat als andere Kristoff-Bücher der Länge geschuldet war.

Aber auf Anfang: die Einführung in die Welt fand ich solide, es gab kein kompliziertes Worldbuilding, bei dem man mit Informationen zugeballert wurde. Tatsächlich hätte es aber schon ein bisschen mehr sein können. In der Leserunde hatte ich den Eindruck, dass wir bei manchen Sachen uns alle nicht ganz sicher waren, wie es funktioniert oder sich historisch zugetragen hat. Ich glaube, ich konnte mir den Tagestod, also das mit der ständigen Dunkelheit, gar nicht richtig vorstellen. Einerseits so gut wie kein Licht, dass nix außer Pilzen und Kartoffeln wächst (wobei auch letztere Licht brauchen, just sayin), aber irgendwie gibt es dennoch einen Unterschied zwischen Tag und Nacht, die Leute sehen draußen was, aber nur bedeckt würde ja auch nicht reichen. Das konnte ich mir visuell nur schwer vorstellen. Ansonsten kam aber das französisch-mittelalterliche Flair (in meinem laienhaften Verständnis) sehr gut rüber. Ich mochte die Beschreibungen der Gebäude und Kleider, besonders hilfreich hierbei waren auch die mega schönen Zeichnungen im Buch! Der Schreibstil zeichnet sich ansonsten durch viele kreative Schimpfworte aus, was mir stellenweise vielleicht schon etwas zu viel war. Es trägt aber zum rauen Charaktere von unserem Protagonisten Gabriel bei. Wir lernen ihn sehr gut kennen, denn die Geschichte wird auf mehreren Zeitebenen erzählt, sodass wir seine Entwicklung vom Kind zum Jugendlichen, jungen Erwachsenen bis zum mittleren Alter erleben. Dabei verändert sich Gabriel durch die Menschen um ihn und vor allem durch seine Erfahrungen. Das gefiel mir sehr gut. Es gibt noch eine Fülle weiterer Charaktere, von denen einige positiv herausstachen, andere ein bisschen untergegangen sind. Es waren mir stellenweise auch einfach zu viele. Der Wechsel der Zeitebenen hat mir sehr gefallen. Es war zwar manchmal an frustrierenden Stellen, weil man wissen wollte, wie es weitergeht und mir eine Zeitebene teilweise nicht so gefiel, aber insgesamt trug es für mich schon dazu bei, am Ball zu bleiben. Bis ich dann aber so ca. im mittleren Drittel bis darüber hinaus ankam und total den Hänger hätte. Ich hatte einfach das Gefühl, bzw. war es ja auch so, gelesengelesengelesen zu haben, aber in der Geschichte nicht vorwärts gekommen zu sein. Für meinen Geschmack gab es zu wenig Erfolgserlebnisse, sondern immer nur Rückschläge und wenig aufgeklärte Ereignisse, vieles wurde angeteasert und es kamen gefühlt nur neue Fragen hinzu. Final war ich dann etwas versöhnt, denn es kommt zu mehreren entscheidenden Actionszenen, die dann teilweise auch relevante Fragen der Handlung aus Teil 1 geklärt haben – natürlich wurde dann aber noch mehr aufgeworfen für Teil 2, weil wir ja alle gespannt sein sollen.

Fazit

Ich freue mich auch auf Band 2, denn die Geschichte ist düster und spannend, die Vampire sind so böse und tödlich wie erwartet. Die Welt hat mit der Art des Erschaffens der Vampire schon was eigenes, es gefiel mir gut, dass das nicht so bewusst gesteuert werden kann. Die Handlung scheint noch viel zu bieten, ich brauche dann bloß im 2. Band vorweg ein Namensregister, wer mit wem verwandt ist und ggf. wer wen getötet hat. Da bin ich so schon etwas durcheinander gekommen und fraglich, wie viel ich davon in rund 1,5-2 Jahre noch weiß. Das Buch ist definitiv lesenswert und es gab auch einige ikonische Szenen, die mir wohl sehr wohl im Kopf bleiben werden! Vom Gefühl her war es aber nicht dieses Highlight, dieses "ich kann nicht mehr aufhören zu lesen" oder dieses starke Gefühl der Berührung, wie ich es alles bei Nevernight empfunden hatte. Daher sind es "nur" 4 Sterne. Und Hinweis: das Hardcover ist schon echt schwer und unhandlich (meinem Empfinden nach), dafür hat es aber schöne Zeichnungen drin...wie das im eBook ist, weiß ich natürlich nicht.