Rezension

Tragend, voller Geheimnisse und Wahrheiten, die besser begraben bleiben

Der Herzgräber -

Der Herzgräber
von Jen Williams

Bewertet mit 4 Sternen

Durch die Trailer von „Der Herzgräber“ von Jen Williams, hatte ich eine sehr klare Vorstellung von diesem Thriller.
Brutal, bestialisch und zutiefst abgründig.
Und hab mich deshalb auch unglaublich darauf gefreut.
Die Ernüchterung kam auf dem Fuße.
Denn das, was ich mir vorgestellt habe, bekam ich in keinster Weise.
Aber, dieser Thriller hat mich auf einer anderen Ebene. Auf einer psychologisch gut durchdachten Ebene absolut begeistert.
Den Anfang fand ich zwar nicht schlecht, er hat mich aber auch nicht vor Spannung und nervenaufreibenden Momenten nur so vibrieren lassen.
Vielmehr war es eine Einleitung, die auch ein paar Längen barg.
Der Knalleffekt kam definitiv.
Aber zunächst fand ich den Schreibstil absolut toll. Leicht verständlich und definitiv fesselnd.
Die Atmosphäre war sehr düster und unheilvoll. Man wusste, da ist etwas dunkles und etwas stimmt ganz und gar nicht.
Die Charaktere fand ich wirklich gut ausgearbeitet.
Michael und Heather beherrschen das Geschehen, wobei man von beiden die Perspektiven erfährt.
Es verrät sehr viel über ihre Person und ihren Charakter.
Michael hat mich sofort gefesselt.
Trotz seiner Taten, habe ich das Weiche und Unschuldige gesehen und nicht das, was er war.
Ich wusste, da ist einfach noch mehr.
Zu Heather fand ich erst allmählich Zugang. Emotional gesehen, hat mir oft etwas gefehlt, dafür hat mich ihre Persönlichkeit sehr gefesselt.
Sie hat eine unglaubliche Stärke und Wut in sich, aber gleichzeitig auch sehr viel Verletzlichkeit und Unschuld.
Auch die Nebencharaktere punkten auf ihre Art und Weise. Auch wenn ich nicht jeden mochte und die meisten schnell durchschaut habe.
Die Story selbst ist sehr energiegeladen und nervenaufreibend. Die Spannung ist dabei eher unterschwellig spürbar.
Die Morde sind zwar wichtig, spielen hier aber eher eine untergeordnete Rolle und spielen eher nebenbei.
Vielmehr geht es hier um Vergangenheit und Gegenwart.
Um etwas sehr Dunkles und Mächtiges.
Um Wahrheit und Obsession.
Als ich das erstmal verstanden habe, kam ich nicht mehr weg davon.
Besonders der psychologische Aspekt ist wirklich gut ausgearbeitet.
Man wird gelenkt von Trauer, Wut und Wahn.
Angst ist nicht temporär vorhanden, dafür ist der Schmerz umso mehr zu spüren und allgegenwärtig.
Die Grundidee hat mir richtig gut gefallen.
Denn sie ist extrem verstörend und unmenschlich.
Man wandelt dabei auf zwei Zeitebenen. Mich hat besonders die Vergangenheit nicht losgelassen. Weil ich sie unglaublich interessant, aber auch sehr viel emotionaler empfand. Michael hätte noch ein bisschen mehr Tiefe und Intensität vertragen können.
Aber ich mochte seine Figur unglaublich gern.
Denn man erkennt schnell, wer hier wirklich das Zepter in der Hand hält.
Wie perfide manipuliert wird und wie das einfach alles verändert hat.
Der Autorin gelingt es gekonnt einige Wendungen einzubauen, die ich so nicht erwartet hätte. Auch wenn manches recht offensichtlich war.
Das Ende kam mir persönlich etwas zu schnell. Und war meines Erachtens etwas zu schnell vorbei. Da hätte ich mir einfach mehr gewünscht.
Insgesamt ein sehr gut durchdachter Psychothriller, der mir ob kleiner Schwächen wirklich gut gefallen hat.

Fazit:
Der Herzgräber“ von Jen Williams ist ein psychologisch, gut durchdachter und sehr komplexer Psychothriller, der mich nach anfänglichen Schwierigkeiten wirklich begeistern konnte.
Mystisch, düster und voller dunkler Abgründe.
Tragend, voller Geheimnisse und Wahrheiten, die besser begraben bleiben.
Brutal und bestialisch auf jeden Fall, aber eher auf der psychologischen Ebene, denn das ist wirklich eine heftige Hausnummer.
Wer auf Psychothrill steht, sollte es sich nicht entgehen lassen.
Ob es realistisch ist, mag dahingestellt sein und immer eine Sache der eigenen Sichtweise.
Mich konnte es definitiv begeistern.

Kommentare

hobble kommentierte am 24. Januar 2022 um 09:06

was fürs wunschregal