Rezension

Der Titel ist Programm!

Beautiful Disaster - Jamie McGuire

Beautiful Disaster
von Jamie McGuire

Inhalt

Abby nutzt ihre Chance, ihrer zwielichtigen Vergangenheit zu entfliehen, und schreibt sich gemeinsam mit ihrer besten Freundin, America, am College ein. Dort trifft sie auf Travis, den Herzensbrecher schlechthin. Von Anfang an macht sie klar, dass sie nicht an Sex interessiert ist und so werden die beiden tatsächlich Freunde. Dabei weiß doch jeder, dass „platonische“ Beziehungen nur ein Gerücht sind, oder?

Charaktere

Abigail Abernathy kommt aus einer Familie, die vom Glücksspiel beherrscht wurde. Ihr Vater war einer der größten Pokerspieler aller Zeiten, der allerdings seine Tochter dafür verantwortlich macht, dass seine Glückssträhne ein Ende hat. Als „Lucky Thirteen“ war sie sogar in den Medien. Das College bietet ihr die Fluchtmöglichkeit, die sie gesucht hat. Dort versteckt sie sich hinter einer biederen Fassade, die allerdings nicht lange anhält…

Travis Maddox ist der Casanova des Colleges. Sein Studiendarlehen zahlt er durch die Teilnahme an illegalen Kämpfen ab und insgesamt schreit alles an ihm „Bad Boy“. Dass auch er sich nur hinter einer verkorksten Fassade versteckt, ist nicht einmal seiner männlich dominierten Familie bewusst.

Eigene Meinung

„Beautiful Disaster“ von Jamie McGuire ist eine tolle Geschichte, die voller Überraschungen steckt.

Aus Sicht der Protagonistin, Abby, erlebt man, dank der Ich-Perspektive, hautnah das Auf- und Ab der Gefühle, das sich hinter dem recht vagen Titel verbirgt. Der Sprachgebrauch ist modern, jugendlich und angepasst. McGuires Schreibstil fesselt den Leser mit einer Leichtigkeit, die die Seiten nur so dahinfliegen lässt.
Die Charaktere sind authentisch und greifbar. Sie überzeugen durch ihre vielfältigen Facetten und vor allem dadurch, dass sie sich weiterentwickeln und wachsen. Im Gegensatz zu vielen anderen Romanen beschränkt McGuire sich keineswegs auf die beiden Liebenden, sie gestaltet ein lebhaftes, abwechslungsreiches Umfeld.

Die Geschichte ist an sich recht schlicht und keinesfalls innovativ, dennoch schlägt sie den Leser in ihren Bann. Das liegt vor allem an den unerwarteten Wendungen, ungeklärten Verhaltensmustern und den vielen kleinen Überraschungen.

Die Lovestory ist alles andere als normal, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn. Wie der Titel schon verrät, gestaltet sich Travis’ und Abbys Beziehung als das reinste Desaster, ohne dabei aber allzu stark an den Nerven zu zehren.

Durch den recht nichtssagenden Klappentext bin ich, und wahrscheinlich noch einige andere Leser, mit einer ziemlich niedrigen Erwartungshaltung an dieses Buch herangetreten. Typisch kombinierte Schlagwörter wie z.B. „Hingabe“, „verhängnisvoll“ und „Leidenschaft“ ließen mich den derzeit trendigen Schund à la Shades of Grey befürchten. Doch weit gefehlt! So sexy Travis auch sein mag, so knisternd die Atmosphäre erscheint, schnell wird klar: es geht mal nicht um Sex. Nicht, dass es keine pikanten Szenen gäbe, aber genau genommen sind diese kaum erwähnenswert. Die wohl größte und angenehmste Überraschung sind die vertauschten „Machtverhältnisse“, denn in diesem Szenario ist der Mann unsterblich verliebt, hingegen die Frau gelinde gesagt reserviert. Abby macht es Travis nicht leicht, was vor allem daran liegt, dass das ach so brave Mädchen eine weitaus dunklere Vergangenheit als der Bad Boy Travis hat. Die beiden sind eine explosive Mischung, deren Verhalten nicht nur ihren Freundeskreis, sondern auch den Leser berührt.

Heftige Wortgefechte und eine Prise Humor strapazieren die Lachmuskeln. Dass McGuire gelegentlich zu Übertreibungen neigt und das Finale eine Überspitzung schlechthin ist, kann man insofern verzeihen, als dass es einfach zu diesen beiden extremen Persönlichkeiten passt.
Das Cover ist ein Eyecatcher, der ebenso wenig über den Inhalt preisgibt wie der Klappentext. Ich selbst bin leider auch noch nicht dahinter gekommen, wofür der Schmetterling in dem Glas steht, aber es ist immerhin schön anzusehen.

Fazit

Jamie McGuires „Beautiful Disaster“ ist eine Geschichte, die voller Überraschungen steckt und deren Titel Programm ist. Selten erlebt man solch lebendige Charaktere, die einer Naturgewalt gleichkommen. Ihr Zusammenstoß wirkt sich auf den Leser aus und hält diesen fest im Griff. Die Geschichte übertrifft alle Erwartungen und eine gesunde Prise Humor lockert das Ganze wieder auf. Man erlebt eine Achterbahn der Gefühle und verliebt sich vielleicht sogar ein bisschen, in meinem Fall, in Travis.