Rezension

Wie nachhaltig die Vergangenheit die eigene Biographie beeinflusst

Saubere Zeiten -

Saubere Zeiten
von Andreas Wunn

Bewertet mit 4 Sternen

Jacob Auber weiß eigentlich nur Eckdaten aus seiner Vergangenheit. Als nun sein Vater nach einem Schlaganfall im Sterben liegt, macht er sich auf den Weg von Berlin nach Trier in das Zuhause seiner Kindheit und somit auch auf eine Reise in seine Vergangenheit. In seinem „alten Kinderzimmer“ findet er Tonbandaufzeichnungen seines Vaters, alte Tagebücher und Bilder aus längst vergangenen Zeiten. Einst war sein Großvater ein genialer Tüftler und Erfinder, ist im Wirtschaftswunder-Deutschland zu großem Reichtum gekommen und hat es aus unerklärlichen Umständen auch wieder verloren.

Der Autor hat hier gekonnt die Familiengeschichte mit wahren Begebenheiten und fiktiven Elementen beschrieben, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Anfangs fand ich die nicht klar abgegrenzten Perspektivwechsel von Gegenwart und Vergangenheit etwas ungewöhnlich und ich musste erst in den Leserhythmus finden.

Die Charaktere sind authentisch beschrieben und ich als Leserin konnte mich damit gut auseinandersetzen. Auch das Cover ist sehr schön gestaltet und spiegelt die Sprachlosigkeit zwischen Theodor und Hans Auber wider, die sich bis in die nächste Generation fortgeführt hat. Jacob steht bzw. stand genauso sprachlos seinen Freunden, seiner Frau und seinem Vater gegenüber. Der Titel könnte im Hinblick auf das Waschmittel und die Kriegszeit passender nicht sein.

Dieser Roman ist ein ganz großartig geschriebene Geschichte von Vätern und Söhnen, von Schuld, Trauer und Sprachlosigkeit und das Hinterfragen der eigenen Biographie. Mir hat der Roman sehr gut gefallen, absolut empfehlenswert!