Rezension

Roman über familiären Zusammenhalt und ein enges Band der Schwestern. Die Geschichte ist lebendig, unterhaltsam und vielschichtig und die süßen Rezepte regen zum Nachbacken an.

Der süße Himmel der Schwestern Lindholm -

Der süße Himmel der Schwestern Lindholm
von Andrea Russo

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die fünf Lindholm-Schwestern sind in der Bäckerei der Familie in Arild an der Skåne-Küste Schwedens aufgewachsen. 1936 sind die drei ältesten Schwestern Hannah, Ingrid und Matilda erwachsen und packen in dem Familienbetrieb mit an, während die 14-jährigen Zwillinge Ebba und Ulla noch zur Schule gehen. Die Zeiten sind hart und wirtschaftlich geht es der etwas abgelegenen Bäckerei nicht gut, weshalb Vater Anders in einem Erzbergwerk in Kiruna in Lappland arbeitet, wodurch er sich immer mehr von seiner Familie entfremdet.
Die Schwestern lassen sich jedoch nicht unterkriegen und entwickeln eigene Ideen für die Bäckerei. Mit immer neuen Rezepten und einem Kaffeegarten, in dem sie ihre Gäste nun auch bedienen und Touristen gezielt anlocken, machen sie sich mit dem "Süßen Himmel" einen Namen.
Währenddessen entdecken sie die Liebe mit all ihren glücklichen und traurigen Momenten. Hannahs Beziehung zu dem deutschen Karl und die Politik in Deutschland unter Adolf Hitler stellt die Familie vor neue Herausforderungen und Sorgen.
Der Roman ist wechselseitig aus den Perspektiven der drei älteren Lindholm-Schwestern geschrieben, wobei überwiegend die älteste Hannah in den Vordergrund rückt, auch wenn der Fokus ab dem Jahr 1938 ein wenig auf Ingrid verlagert wird.
Der familiäre Zusammenhalt in der Familie, die seit mehreren Generationen die Traditionsbäckerei familiär führt, wird bei den Lindholms groß geschrieben und insbesondere das enge Band der Schwestern ist spürbar. Die Figuren sind lebendig dargestellt. Jede Schwester hat ihren eigenen Charakter und persönliche Eigenschaften und Talente, die sie einmalig machen. Die Männer der Geschichte bleiben hingegen im Hintergrund und sind lange nicht so stark wir die Frauen.
Die Beschreibungen der Backstube, der Bäckerei, des Kaffeegartens und der Umgebung von Arild und des nächstgrößeren Ortes Mölle sind anschaulich und versetzen einen bildhaft nach Schweden. Auch die Faszination und die Leidenschaft für das Backen, wie aus nur wenigen Zutaten und kleinen Abwandlungen so unterschiedliche Kuchen, Torten und süße Gebäckstücke entstehen, wird sehr anschaulich vermittelt.
Es ist eine Familiengeschichte an einem wunderschönen Schauplatz, die unterhaltsam und vielschichtig ist. Nicht nur die Charaktere sind individuell, auch die Sorgen und die Probleme, mit denen die Familienmitglieder während der Jahre 1936 bis 1940 konfrontiert werden, sind ganz unterschiedlich. Auch wenn sich in den Jahren wirklich viel ereignet und einiges für die Familie verändert und die Frauen für die damalige Zeit sehr eigenständig wirken, ist der Roman trotzdem nicht überladen oder nicht zeitgemäß.
Eine Nachricht zu Beginn in dem kurzen Gegenwartsstrang sorgt zudem für Spannung. Etwas schade ist dann jedoch, dass der Rest der Geschichte nur noch in der Vergangenheit handelt und der Bezug zum Eingangskapitel nicht durch einen Epilog wieder hergestellt wird.
Am Ende wird man jedoch mit einer Reihe von Rezepten belohnt, die schon während man Hannah und Ingrid beim Backen über die Schulter guckt, für Neugierde sorgen und zum nachmachen anregen.