Rezension

Pastellig-seicht

Die Bücherfrauen -

Die Bücherfrauen
von Romalyn Tilghman

Bewertet mit 2 Sternen

 „Die Bücherfrauen“ sind drei Frauen in einer kritischen Phase ihres Lebens, die sich mitten in der Prärie in einem Kaff von 2975 Seelen über den Weg laufen. New Hope, Kansas: Jede Menge Horizont, wenig Perspektiven.

Vor allem für Gayle aus dem benachbarten Prairie Hill , deren Wohnort samt ihrem Haus ein Tornado dem Erdboden gleichgemacht hat.  Dazu kommt aus Philadelphia Angelina, die über Bibliotheksstiftungen des Stahlmagnaten Andrew Carnegie forscht. Außerdem Traci, Trash Künstlerin und Artist in Residence, die aus ihrem wanzenverseuchten New Yorker Apartment geflüchtet ist. Alle drei haben wenig Selbstvertrauen, keinen Plan und müssen entscheiden, wie es weitergehen soll. Die Vierte im Bunde ist Amanda Sprint, lange verstorbene Großmutter von Angelina und Initiatorin des Carnegie-Bibliotheksbaus in New Hope. Dazu Autorin eines geheimnisumwitterten Tagebuchs, das Angelina als Primärquelle für ihre Dissertation zu nutzen hofft.

Tilghmans Protagonistinnen kommen abwechselnd in kurzen Kapiteln zu Wort. Auszüge aus dem Tagebuch von Angelinas Großmutter ergänzen eine vierte Perspektive in der Vergangenheit. Ihre Schilderungen ergeben ein Bild des Dorflebens damals und heute. Das Heute scheint vor allem im Kulturzentrum in der ehemaligen Carnegie-Bibliothek stattzufinden. Leider bleiben die Figuren im Verlauf der Story ziemlich eindimensional – Angelina interessiert sich für Carnegie, Traci fühlt sich wie eine Hochstaplerin, und Gayle ist traumatisiert. Traci und Angelina agieren, als wären sie viel jünger als das ihnen zugeschriebene Alter, Gayle ist schlicht langweilig. Die Interaktionen zwischen den Figuren kamen mir wenig glaubwürdig vor: ein keuscher Flirt von Angelina, der eine unwahrscheinliche Entwicklung nimmt, eine Gruppe von Problemkids, die Traci mal eben kraft Künstlerpersönlichkeit auf den rechten Weg bringt, überraschende Verwandschaftsverhältnisse und ein unwirscher Künstler, der zum Old School-Romantiker mutiert.

Immerhin ließ sich der Roman recht flüssig lesen. Mir gefiel auch der Humor, der ab und zu aufblitzt, vor allem aus Tracis Perspektive, etwa wenn sie anmerkt „´Jesus liebt dich` stand auf dem Schild vor der Methodistenkirche. Unwahrscheinlich; er wäre der erste.“ Auch die Beschreibung der Dorfgemeinschaft hat durchaus Witz: „Wir haben hier keine Adressen. […] Wir kennen uns hier ja alle aus.“

Die Botschaft des Romans ist deutlich; man kann ihr quasi nicht entgehen: „Es ist nicht Carnegie, dem wir die Bibliotheken verdanken. […] Er war reich, ja, aber die Frauen waren es, die die Bibliotheken bauten. Wir Frauen waren es.“ Es geht um weibliche Selbstermächtigung. Leider ist die Psychologie des Romans so plump, die Beziehungen darin so konstruiert und die Sprache so flach, dass die Botschaft ihre Wirkung verfehlt. Die hin und wieder vorkommenden Übersetzungsrumpler helfen auch nicht. Rund um das Thema der Carnegie-Bibliotheken gab es durchaus gute Ansätze, am Ende verflacht der Roman aber endgültig zu pastellig-seichter Wohlfühl-Unterhaltung.

Von mir leider keine Leseempfehlung.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 20. Februar 2021 um 19:31

Jetzt echt nicht? Oh.........

Emswashed kommentierte am 26. Februar 2021 um 19:02

Ich mag Deine Rezis! :))