Rezension

Nicht besonders blutig, aber sehr spannend

Die Verstummten - Stephanie Fey

Die Verstummten
von Stephanie Fey

Zum Inhalt:

Die Rechtsmedizinerin Carina Kyreleis entgeht nur knapp einem Unfall. Im letzten Augenblick kann sie dem jugendlichen Geisterfahrer ausweichen. Als sie wenig später dessen Eltern benachrichtigen will, findet sie das Ehepaar tot auf – in bizarrer Hochzeitstracht gemeinsam auf dem Ehebett liegend. Carinas Vater, Kriminalhauptkommissar Matte Kyreleis, übernimmt die Ermittlungen. Zunächst deutet alles auf Selbstmord hin, doch zunehmend gerät der junge Geisterfahrer in Verdacht. (Buchrücken)

Meine Meinung:

Puh – ich musste nach Zuschlagen des Buches erst mal meine Gedanken ordnen. In diesem Buch ist einiges los.

Gleich vorweg möchte ich anmerken, dass der Buchrücken nicht mal ansatzweise das wiedergibt, was das Buch dann im Endeffekt hergibt. Im Grundsatz geht es schon um den jugendlichen Geisterfahrer Enrico Loos und seine ermordeten Eltern. Aber der Plot nimmt von Anfang an Ausmaße an, die sich so nicht erahnen lassen. Ich war gleich zu Anfang, schon beim ersten Kapitel sehr überrascht, und musste doch noch mal einen Blick auch den Buchrücken werfen, um mich zu vergewissern, dass ich das richtige Buch in den Händen halte.

"Sie war niemand, es gab sie nicht mehr. Wie Worte nach einem Streit oder das, was auf dem Papier übrig bleibt, wenn man alles wegradiert. Ein Wesen, das gewesen war. Sie hörte ihre Füße im Feuer schreien. Bald würden die Flammen an ihr hochkriechen, sie auflecken, wie eine Katze einen Rest Milch. Nur mehr eine Stimme, die schwieg. Ein Ohr, das vertrocknete, ein Herz, das davonlief.
Die Schlechtigkeit derer, die sie eingesperrt hatten, hüllte sie ein und legte sich auf sie. Sie sollte werden wie sie.
Der Ursprung." (S. 7)

Zur Handlung möchte ich am liebsten gar nichts verraten. Mir hat es sehr gut gefallen, dass ich während des Lesens von der sehr komplexen Geschichte immer wieder überrascht und vereinnahmt wurde. Nur so viel mag ich dann doch verraten: u. a. die RAF spielt in diesem Buch eine wichtige Rolle.

Die Geschichte teilt sich mehrere Erzählebenen auf, die anfangs alle völlig zusammenhanglos wirken, im Laufe dann aber immer mehr Verbindungen zueinander aufweisen. Dies führt dazu, dass man während des Lesens schon eine gewisse Konzentration an den Tag legen muss, um keines der vielen Puzzleteilchen zu übersehen. Leider blieben für mich am Ende ein, zwei Fragen offen. Welche kann ich an dieser Stelle nun nicht verraten, weil ich dann zu viel über die Handlung verraten würde.

Sehr gut gefallen in diesem Rechtsmedizin-Thriller hat mir die dargestellte Arbeit von Carina Kyreleis und ihren Kollegen im Institut. Auf mich wirkte das Geschriebene sehr gut recherchiert und somit sehr real.

"Der Präparator rasierte Jakobs Hinterkopf, und Carina beschrieb die freigelegte Schusswunde. Danach zog Nusser die Kopfschwarte ab, und die Oszilliersäge kam zum Einsatz, um den Schädel zu eröffnen. Wie üblich wichen die Zuschauer bei diesem durchdringenden Sirrgeräusch zurück, sogar Matte verzog noch das Gesicht, obwohl er es doch eigentlich gewöhnt sein musste. Anschließend hob Susanne das Gehirn aus dem Schädelknochen und schnitt es auf." (S. 79/80)

Leider habe ich den ersten Teil "Die Gesichtslosen: Thriller" dieser Elster-Reihe nicht gelesen. Für die Geschichte an sich scheint mir das auch nicht weiter hinderlich gewesen zu sein. In Bezug auf Carina und ihren Vater aber hätte es sicherlich nicht geschadet. Ich würde also empfehlen, vor diesem Teil, wenn möglich, den ersten zu lesen.

Ein sehr gut geschriebener Thriller, der zwar nicht besonders blutig, aber sehr spannend und vor allem lesenswert ist.