Rezension

Gute Jugenddystopie mit kleinen Schwächen

Gameshow – Der Preis der Gier -

Gameshow – Der Preis der Gier
von Franzi Kopka

Bewertet mit 4 Sternen

"Gameshow" ist eine unterhaltsame Dystopie für Jugendliche, die sich stark von "Klassikern" wie Tribute von Panem, Die Bestimmung und Maze Runner hat inspirieren lassen. Dementsprechend muss es sich diese Vergleiche gefallen lassen, insgesamt kann man wohl aber sagen, dass immer noch der Versuch war, etwas eigenes mit der Geschichte aufzubauen. 

Der Anfang war echt gut: wir lernen Cass erstmal in ihrer gehobenen Welt kennen, doch sie ist gerade sehr bedrückt, weil sie sich von ihrer letzten Freundin verabschieden muss, die in eine höhere Klasse innerhalb des Systems aufsteigen wird, woraufhin sie keinen Kontakt mehr haben werden. Die Probleme kommen erst, als ihr Vater bei der größten Wette des Jahres all in geht und Cass sich aus Sehnsucht nach ihrer Freundin überreden lässt, mitzuziehen. Als das furchtbar schiefgeht, habe ich sehr mit Cass gelitten. Sobald sich Cass als Gamerin wiederfindet, schwankt die Geschichte ein bisschen bei mir. Alles rund um die Games fand ich arg konstruiert: Einerseits ist es gut, dass Cass als behütet/verwöhnt aufgewachsenes Mädchen eigentlich keinerlei Chancen hat, doch dass sie an 3 der schwersten Games teilnehmen muss und diese nur durch Glück und Hilfe bestreitet, ist irgendwie beim Lesen nicht so befriedigend. Zudem ist der Verlauf bzw. Ausgang der Games relativ vorhersehbar. Mir war das manchmal zu viel jammern, zu wenig Ehrgeiz und Badass. Cass Persönlichkeit hat sich eigentlich nur daraus ergeben, dass sie ihre Freunde und ihre Mutter geliebt hat und die Games verabscheut. Manchmal hat sie sich sehr erwachsen und überheblich gegeben, dann war sie im nächsten Moment aber doch wieder die noch nicht ganz 18-jährige Teenagerin im Hormonchaos. 

Das Setting fand ich sehr interessant: in der Zukunft ist New London in Zonen eingeteilt und die Menschen werden in die Klassen Gamer, Gambler und Neutrals unterschieden. Die Gamer sind die niedrigste Gruppe, die sich in teils lebensgefährlichen Spielen ihre Coins erwirtschaften müssen. Höher gruppierte Menschen müssen mit ihren Coins auf den Ausgang solcher Spiele wetten. Wie es aber dazu gekommen ist, dass so quasi deren Geldkreislauf funktioniert, wird nicht erklärt. Am Ende wollen alle nur eins: zu den Neutrals gehören, wo man weder Spiele bestreiten noch wetten muss. Über die letztere Gruppe erfährt man so gut wie nichts, was aber okay ist, da Protagonistin Cass nur eingeschränktes Wissen aus ihrer Perspektive hat. Die Geschichte spielt 100 Jahre in der Zukunft, die Menschen haben Implantate für die Coins und auch mit GPS versehen, aber auch in ihrem Gehirn gibt es eine Stelle, an der Erinnerungen gelöscht werden können. So ganz habe ich das nicht verstanden und gefehlt haben mir andere technische Neuheiten der Zukunft, es wirkte sonst alles sehr normal. Auch wenn es mir gefallen hat, das zumindest durch diesen Wettzwang erklärt wurde, warum es Leute gibt, die die Games sehen & auch mitfiebern sowie durch den potenziellen Klassenaufstieg die Motivation der Gamer erklärt wird, bleiben andere Dinge unerklärt und ich hätte mir mehr Worldbuilding gewünscht. 

Fazit: Das Buch fing stark an, schwächelt dann im weiteren Verlauf an der ein oder anderen Stelle. Insgesamt habe ich mich aber sehr unterhalten gefühlt. Ich werde Band 2 lesen, insbesondere auch, weil es einen miesen Cliffhänger gibt. Da hätte ich mir für Band 1 irgendwie ein runderes Ende gewünscht.

Danke an Netgalley für das Rezensionsexemplar!