Rezension

Drei Schwestern geben nicht auf!

Der Friesenhof -

Der Friesenhof
von Fenja Lüders

Bewertet mit 5 Sternen

Ostfriesland 1949: Die beiden Schwestern Hanna und Gesa sind sehr traurig, denn ihr Vater ist mit nicht einmal fünfzig Jahren überraschend verstorben und hat sie und seine Frau mit dem Friesenhof zurückgelassen. Im sehr konservativen Ostfriesland ist es unvorstellbar, dass eine Frau einen Hof alleine führt, selbst wenn sie es könnte. So steht auch schnell die älteste Schwester Helga mit ihrem Mann Günther vor der Tür. Günther ist ein sehr schwieriger Mensch und bei der Familie unbeliebt. Als er sich nach der Beerdigung als neuer Bauer des Friesenhofes darstellt, reicht es Gesa und sie sagt ihm ihre Meinung. Denn Hanna ist die geborene Bäuerin und hat eine innige Verbindung zu den Tieren, wie sie nur selten vorkommt. Laut dem verstobrenen Vater ist an ihr ein Bauer verloren gegangen. Henrike, die Mutter der drei Schwester, legt großen Wert auf Frieden und will deshalb immer alle besänftigen, doch bei Günther fällt es selbst ihr schwer. Trotzdem weiß sie, dass sie bald eine Entscheidung treffen muss und die wird sie nur gemeinsam mit Gesa und Hanna fällen. So stehen dem Friesenhof noch schwere Zeiten bevor...

Fenja Lüders hat einen wunderbaren Schreibstil. Sie kann Stimmungen und Emotionen sehr gut einfangen und den Lesern vermitteln. Ihre Protagonisten sind allesamt sympathische und realistische Charaktere, wenn auch alle grundverschieden sind. Die eher rüchwärtsgerichteten Menschen Ostfrieslands geben der Familiengeschichte einen spannenden Rahmen und heben die gesellschaftlichen Probleme kurz nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich hervor.

Ich habe mich sofort in der Geschichte wohlgefühlt und musste mich manchmal regelrecht zwingen, das Lesen zu unterbrechen. Meine Lieblingsperson ist Tanti, auch wenn sie nur eine Nebenrolle spielt, so ist sie doch entscheidend, denn sie durchschaut alles und ist eine sehr gute Beobachterin, aber auch Ratgeberin. Schade, dass der zweite Teil noch nicht erschienen ist und ich noch auf ihn warten muss, ansonsten hätte ich sofort weitergelesen, denn ich bin wirklich gespannt, wie es mit der Familie de Fries weitergeht.