Rezension

Die letzte weiße Kugel

Spinnennetz -

Spinnennetz
von Lars Kepler

Bewertet mit 5 Sternen

Neun weiße Kugeln wollen abgefeuert werden, jede einzelne wird tödlich sein und eine davon ist für Joona Linna reserviert.

„Spinnennetz“ - der neunte Band der Joona-Linna-Reihe hat es wieder in sich, der tote Serienmörder Jurek Walter spukt noch immer herum. Saga Bauer, die nach ihrem Reha-Aufenthalt in den Polizeidienst zurück will, erhält eine Postkarte (angeblich von Jurek, das Anagramm “Artur K. Jewel” deutet darauf hin) in dem er ihr mitteilt, dass einzig sie es ist, die Joona retten kann. Sollte sie versagen, trifft ihn eine dieser weißen Kugeln.

Saga ist Dreh- und Angelpunkt für ihn, wer auch immer dahinterstecken mag. Sie bekommt ein Päckchen in die Detektei, in der sie vorübergehend arbeitet, zugeschickt. Ihr Chef hat es geöffnet und dann einfach weggepackt, der Zinnfigur darin hat er keinerlei Beachtung geschenkt. Derweilen wird Margot Silverman tot aufgefunden, grauenhaft zugerichtet. Spätestens jetzt steht fest, dass dieser Unbekannte, der sich hinter Jurek Walter versteckt, vor nichts zurückschreckt.

Das ist wieder so ein Buch, das ich am liebsten in einem Happs lesen würde. Spannend von Anfang an. Dass Margot, die Chefin der NOA, der Nationalen Operativen Abteilung, nicht ungeschoren davonkommt, ist bald absehbar. Hinter jedem Wort, hinter jeder Zeile, lauert das Grauen. Und es wird noch sehr viel schlimmer, als ich es mir überhaupt vorstellen kann. Das Autorenduo Kepler ist auch hier, nach acht erfolgreichen Bänden, wieder sehr einfallsreich, ich möchte diesem Unbekannten nicht begegnen und doch zieht mich das abgrundtief Böse magisch an. Ich muss lesen, einfach weiterlesen… Wer ist als Nächster dran? Nach welchem Prinzip werden die Opfer ausgesucht? Ist es noch nicht genug? Nein, es ist noch nicht vorbei, es sind noch weiße Kugeln übrig.

Es bleibt nicht bei dem einen Mord, weitere folgen und werden im Vorfeld angekündigt. Noch mehr Päckchen werden vom Täter verschickt mit schwer zu deutenden Hinweisen. Auch wenn allen voran Saga und Joona immer besser darin werden, die Zeichen zu lesen, so brauchen sie doch zu lange, sie kommen wieder und wieder zu spät.

Man muss schon Nerven wie Drahtseile haben, es geht brutal zur Sache. Und die Leser sind hautnah dabei. Sowohl bei den Taten als auch danach, wenn das Team um Joona die Leichen oder das, was davon übrig bleibt, wieder mal viel zu spät entdeckt. Jedes Mal aufs Neue, nach jedem Mord, hoffe ich, dass die Ermittler dem Täter zuvor kommen. Die furchtbaren Gräueltaten ziehen sich durchs Geschehen, es wird gnadenlos weitergemordet. Auch wenn sie ihm dicht auf den Fersen sind, so entwischt er doch, als ob er das kleinste Schlupfloch findet oder sich in Luft auflösen könnte.   

So etliche schmierige Typen sind mir nicht geheuer, es geht beileibe nicht zimperlich zu. Actionreiche, heftige Szenen wechseln sich ab mit ereignisreichen, sehr intensiven und oftmals schwer auszuhaltenden Momenten, es ist wahrlich kein Buch für Zartbesaitete. Der Schluss hat mich dann nochmal richtiggehend verblüfft. Der vermeintlichen Auflösung wird dann noch eins draufgesetzt – Spannung bis zum bitteren Ende sozusagen.