Rezension

Der Fluch der Amazonen

Die Stadt ohne Wind -

Die Stadt ohne Wind
von Éléonore Devillepoix

Bewertet mit 3.5 Sternen

Seit meiner Kindheit bin ich großer Griechenlandfan. Also das antike Griechenland wohlgemerkt. Ich hab‘ die griechischen Göttersagen alle rauf und runter gelesen und kannte mich in der griechischen Mythologie richtig gut aus. Die Illias ist mein Lieblingsepos. Daher habe ich mich in der Stadt ohne Wind sofort wie zuhause gefühlt. In Hyperborea ist alles ein wenig wie im alten Griechenland. Statt Götter gibt es Magier, aber die benehmen sich ähnlich durchtrieben wie die alten Götter, während das Volk im Elend kriecht und schlechte Luft atmen muss. Ein tolles Setting mit dieser Stadt in der Eiswüste am Rand eines Riesengebirges. Eine magische Kuppel schützt alle Einwohner vor dem eisigen Wind und auf sieben Ebenen leben die Menschen im inneren der Kuppel verbunden über aufwärts fließende Kanäle. Na gut, aufwärts fließt das Wasser nicht, aber Schildkröten dienen als Wassertaxis. Ein tolles Bild. Und der Basileus herrscht schon seit fast 200 Jahren über seine magische Stadt. Seine Gegenspielerinnen sind das Volk der Amazonen, die sich einst auflehnten gegen das Patriachat der Magier und vor dem schlimmsten Verbrechen nicht zurückschreckten. Dafür wurden sie vom Basileus verflucht. All dies findet Arka mühevoll über viele Wochen heraus. Sie wuchs bei den Amazonen auf bis deren Wald-Zuhause niedergebrannt wurde und ihre Mentorin den Flammen zum Opfer fiel. Plötzlich entdeckte Arka magische Fähigkeiten an sich und machte sich auf die Suche nach ihrem Vater. Doch sie ist Teil einer epischen Geschichte und Hyperborea nur ein Kapitel auf ihrem Weg.

Eléonore Bevíllepoix‘ Fantasy-Auftakt hat mich schnell für sich einnehmen können. Sie verwebt viele verschiedene Figuren und Motive der literarischen Welt zu einem quirligen bunten Bild, in deren Mittelpunkt die junge Arka und ihr auch noch sehr junger Meister Lastyanax stehen. Ich entdecke Anleihen aus Harry Potter, fühle mich an Szenen oder Figuren aus dem Herrn der Ringe erinnert und erkenne die Struktur der griechischen Antike in ihrem Setting. Es ist ein typischer Adoleszenz-Roman, in der die junge Heldin auf ihrem Pfad zum Erwachsenwerden Abenteuer und Gefahren bestehen muss. Bevíllepoix geht dabei sehr geschickt vor. Auf den 550 Seiten ihres Debüts verrät sie nur den Bruchteil der Geschichte um Arka und ihre Welt. Sie fokussiert sich vor allem auf eine Handvoll Figuren und baut diese nach und nach aus. Da ist noch Luft nach oben, doch die Figurengestaltung ist durchaus vielversprechend. Der Erzählton der Autorin überzeugt mich. Er ist seinen jungen Protagonisten angemessen und verändert sich geringfügig, je nachdem aus welcher Sicht sie gerade erzählen lässt. Und doch ist er weitaus tragender als ich das in anderen Jugendbüchern der letzten Zeit gelesen habe. Angenehm für mein Leseempfinden.

Ich würde behaupten, der Autorin bereitet es ein großes Vergnügen ein neues magisches Epos auszurollen und ich freue mich auf den Fortgang der Geschichte um Arka und Lastyanax.