Rezension

Fantastique

Die Stadt ohne Wind -

Die Stadt ohne Wind
von Éléonore Devillepoix

Bewertet mit 5 Sternen

Ich lese sehr viel Fantasy, kenne jedoch kaum französische, so dass bei mir automatisch Vergeleiche mit der "Spegelreisenden" aufkamen. "Die Stadt ohne Wind" hat mich sogar noch mehr begeistert.
Der Autorin gelingt eine vielschichtige Welt mit einem einprägsamen, überzeugenen Magiesystem. Daneben gibt es noch die Mechamagie, die mit Steampunk-Elementen aufwartet.
Die geheimnisvolle Geschichte um die junge Arka, die sich in die kuppelbewehrte Stadt Hyperborea einschleicht, um dort ihren unbekannten Vater zu finden und den frisch ausgebildeten Magier Lastyanax als ihren Mentor gewinnt, hat mich vollkommen in ihren Bann gezogen. Ich musste mein Wochenende umplanen, um das Buch fertig zu lesen.
Sehr neugierig hat mich gemacht, dass die Autorin am Europäischen Parlament arbeitet und extra betont, dass ihre Protagonisten schon vorher geschaffen wurden. Da ich selbst in Regierungsdiensten stehe, hatte ich trotzdem häufig das Gefühl, dass ihre Arbeit der Geschichte eine weitere Dimension hinzugefügt hat. Wenn Magier Intrigen spinnen, ein Herrscher unsterblich sein möchte und Positionen eiskalt ausgenutzt werden, habe zumindest ich einen leisen Widerhall der Realität vernommen.
Hier wurde All Age Fantasy im besten Sinne geschaffen. Die 13jährige Arka und ihre Mitschüler richten sich an ein eher jüngeres Publikum, ohne das, wie man es jetzt leider gehäuft in der Jugend-Fantasy findet, redundant alle möglichen Trendthemen abgearbeitet werden müssen. Mit Lastyanax und seinen Studienfreunden findet sich auch die erwachsene Fantasy-Leserschaft wieder. Mit fantasievollen Geschöpfen wie den Lemuren und Arkas "Pferd" Zwerg wurde auf jeden Fall mein Herz komplett gewonnen. Vor allem die vielen hier eingefügten moralischen Grauschattierungen haben mich überzeugt, ebenso wie die atmospärisch dichte Beschreibung von Hyperborea.
Ich kann es kaum erwarten, dass diese Geschichte weitergeht!