Rezension

Tausend Augenblicke

All In - Tausend Augenblicke - Emma Scott

All In - Tausend Augenblicke
von Emma Scott

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Wir haben vielleicht keine Monate oder Jahre, aber wir haben Augenblicke. Tausende und Abertausende davon.“

"All In – Tausend Augenblicke“ ist ein New-Adult-Roman von Emma Scott. Er erschien im Oktober 2018 im Lyx Verlag und ist der erste Band der „All-In-Dilogie“.

Kaceys Leben als Musikstar ist nicht ganz so, wie sie es sich erhofft hat. Der Glanz der Bekanntheit hat auch seine Schattenseiten und Kacey lebt im Grunde in ständiger Betrunkenheit, damit sie alles ertragen kann. Eines Tages wacht sie nach einem Konzert jedoch nicht im Hotel auf, sondern in der Wohnung des jungen Chauffeurs Jonah. Zwischen ihnen entsteht sofort eine Verbindung, die tiefergeht als alles, was Kacey bisher kannte. Doch Jonahs Geheimnis ist größer, als Kacey es sich jemals vorstellen könnte und überschattet schließlich das Leben von beiden…

 

Mit gehypten Büchern ist es ja häufig so eine Sache… Auf das Lesen von „All In“ fiebere ich im Grunde schon seit dem Erscheinungstermin hin, bin aber tatsächlich erst jetzt dazu gekommen. Meine Erwartungen waren auf Grund der vielen vorher gelesenen Meinungen recht hoch und nun muss ich sagen, ich wurde zwar nicht gänzlich enttäuscht, hatte mir aber irgendwie insgesamt doch mehr versprochen.

Mehr Gefühle, mehr Emotionen, mehr Herzschmerzmomente. Leider muss ich nämlich sagen, dass ich die Geschichte von Kacey und Jonah zwar grundsätzlich sehr berührend finde, sie mich aber nicht wirklich erreichen konnte. Die Grundidee gefällt mir dabei gut, wenn sie auch an ein wenig an „Ein ganzes halbes Jahr“ erinnert und die Handlung natürlich sehr vorhersehbar ist.

Nichtsdestotrotz haben mir das Setting und die Figuren gut gefallen. Sowohl Kacey als auch Jonah sind sympathische Figuren, die für mich allerdings ein bisschen undurchschaubar und blass blieben, obwohl die Ich-Perspektive zwischen den beiden wechselt.

Jonahs Krankheit dominiert natürlich den gesamten Roman und die gemeinsame Zeit, die die beiden miteinander haben und nutzen, erinnert einen mehrfach daran, dass das Leben kurz sein kann. Man sollte die Augenblicke nutzen, die man hat und sie nicht verschwenden! Dies ist die zentrale Botschaft des Romans und, wie ich finde, absolut gelungen!

Jonahs Umgang mit seiner Krankheit finde ich persönlich sehr abgeklärt und erstaunlich neutral für einen Jungen, der erst Mitte 20 ist. Er scheint das Sterben hinzunehmen und nicht mehr zu kämpfen, was mich schon ein wenig erstaunt. Vielleicht liegt dies aber auch einfach daran, dass die Romanhandlung natürlich recht spät in Jonahs Krankheitsverlauf einsetzt und der Schmerz, die Wut und das Kämpfen vielleicht schon zuvor auftraten. Durchaus zu erkennen ist in manchen Situationen nämlich natürlich seine Verzweiflung und auch die Abkapselung von den meisten seiner Freunde spricht natürlich für sich. Ganz deutlich wird auch die Angst vor dem Tod und der Wunsch der Endlosigkeit, der sich in Jonahs Tagesroutine widerspiegelt und für mich absolut nachvollziehbar ist.

Kacey selbst ist unglaublich stark und beweist viel Courage und Mut, indem sie sich an Jonah Seite stellt und bis zum Ende bei ihm bleibt. Ihre Entwicklung gefällt mir dabei zwar gut, wirkte auf mich aber ein wenig zu gradlinig. Ich bin mir unsicher, ob sich ihr Lebensstil so schnell wirklich ändern lässt und gerade in Bezug auf den Alkohol hätte ich doch einen Rückfall erwartet.

Trotz aller kritischen Anmerkungen habe ich den Roman insgesamt aber sehr gern gelesen. Die Liebesgeschichte entwickelt sich leicht und flüssig, der Gedanke an eine solche Verbindung, wie Jonah und Kacey sie zu haben scheinen, ist absolut romantisch und gleichzeitig traurig. Kacey zeigt Jonah noch einmal, wie das Leben sein kann und lässt ihn für einen kurzen Augenblick noch einmal glücklich sein.

Der Romantitel wird im Roman meines Erachtens brillant aufgegriffen und widergespiegelt, der Schreibstil ist locker und flüssig, sodass die Seiten nur so dahinfliegen. Auch die Anspielungen und Andeutungen auf den zweiten Band der Reihe sind gut eingearbeitet und mir persönlich sehr schnell aufgefallen. Nachdem ich mich dann kurz mit dem Klappentext des zweiten Bandes gespoilert habe, weiß ich nun aber noch nicht ganz genau, ob mir die Entwicklung nun wirklich gefällt… Weiterlesen werde ich aber auf jeden Fall!

 

Mein Fazit: „All In - Tausend Augenblicke“ Ist definitiv ein solider und guter New-Age-Roman mit tiefgreifender Thematik, die grundsätzlich gut behandelt und beleuchtet wird. Der Schreibstil ist fesselnd und letztlich ist es wohl so, dass der Hype vielleicht (mal wieder) nicht ganz gutgetan hat. Ich hatte mir mehr Emotionen erhofft und hohe Ansprüche an den Roman, die er so nicht ganz erfüllen konnte. Dennoch habe ich die Geschichte sehr gern gelesen und vergebe 4,5 von 5 Sternen.