Rezension

Sympathischer erster Fall des ungleichen Duos Vinston und Esping

Der Tod macht Urlaub in Schweden -

Der Tod macht Urlaub in Schweden
von Anders de la Motte

Bewertet mit 4.5 Sternen

Zum Inhalt:
Peter Vinston arbeitet für die Stockholmer Polizei und ist einer der besten Mordermittler Schwedens. Nach mehreren Schwächeanfällen wurde er krank geschrieben. Die freien Tage verbringt er im Dorf Österlen in Schonen. Denn dort leben seine Tochter Amanda und seine Ex-Frau Christina mit ihrem neuen Mann Poppe. So ist Vinston bei der pompösen Feier von Amandas 16. Geburtstag auf Schloss Gärnäs dabei. Mit Festzelt, Feuerwerk und hundert Gästen.
Schon auf dem Fest wird über Gislövsstrand gestritten. Dem Immobilien-Projekt von Promimaklerin Jessie Anderson. Das Grundstück dafür hat sie Amandas Reitlehrerin Sofie abgekauft. Die Nachbarn Jan-Eric und Alfredo Sjöholm sind alles andere als amused. Der Baulärm und der Zaun, der ihnen den Zugang zum Strand versperrt, machen ihnen zu schaffen. Den allgemeinen Protest gegen das Bauprojekt konnte Jessie aber beruhigen, als sie die Skulptur eines berühmten lokalen Künstlers dem Dorfverein vor der Nase wegschnappte. Schenken will sie diesen Haken der Stadt, wenn ihre Häuser verkauft sind.
Doch nach den ersten Besichtigungen im Protz Musterhaus ist Jessie tot. Aufgespießt auf der Statue, die ihr so viel positive Publicity brachte. Vinston und Ex-Frau Christina, die einen Blick in das Musterhaus werfen wollte, stolpern da hinein. Die örtliche Polizei hat nur eine Ermittlerin. Tove Esping. Und deren Boss L-G ist überglücklich einen so erfahrenen Ermittler wie Vinston am Tatort vorzufinden. Denn in Österlen gab es schon ewig keinen Mord.

Meine Meinung:
Vinston und Esping sind ein ungleiches Duo. Vinston ist ein penibler Kontrollfreak mit Putztick, der immer eine Fusselrolle griffbereit hat. Er trägt edle, für einen Polizisten viel zu teure Kleidung und Schuhe. Und er mag weder Small Talk noch Tiere. Also keine Hunde, Katzen oder Jungbullen. Jungbullen lösen die erste Begegnung von Vinston und Esping aus. Da sein Navi den Geist aufgibt, bleibt Peter auf einer Wiese in seinem gepflegten Saab stehen. Wo er prompt von einer Herde neugieriger Jungbullen umringt wird, die ihn nicht fort lassen. Bis Esping dann vorbei kommt und die Herde wegscheucht.
Esping ist jung, ihre Lebensgefährtin hat ein Café und einen Hund. Ihre Kleidung ist sehr casual und das auch im Dienst. Sie kann gut mit Technik und arbeitet am liebsten mit dem Handy (z.B. bei Vernehmungen). Gerade ist sie Ermittlerin geworden und der Tod der Promimaklerin ist ihr erster richtiger Fall. Den lässt sie sich nicht wegnehmen. Und dass Vinston ihr dazwischen funkt, macht sie nicht glücklich.
So dauert es lange, bis Vinston und Esping sich zusammenraufen. Beide mochte ich. Vinston und auch Esping haben ihre Kapitel. Da war ich nah dran an ihren Gedanken. Wie sie über den Fall nachdenken, was sie ärgert und wie sie den anderen sehen. Auch Peters Familie mochte ich. Ex-Frau Christina lieferte scharfe Analysen von Verdächtigen. Und Tochter Amanda interessiert sich für Peters Arbeit, seit sie True Crime Pods hört.

Mein Fazit:
Den Krimi habe ich gerne gelesen. Der Tod von Promimaklerin Jessie ist kurios. Aufgespießt auf einer Haken Statue. Der Humor ist schräg. Die Figuren sind verschroben, aber sympathisch. Nachbar Jan-Eric ist eine Drama Queen und Poppe, der den Luxus liebt, übertreibt da gern. Auch an Lokalkolorit fehlt es nicht. Dem Stockholmer Vinston wird mehrmals ein Milchtisch (= ein Holzgestell mit ein paar alten rostfreien Milchkannen drauf) erklärt. Und es gibt Infos zu Schonen. Über die typisch schonische Küche, z.B. Äggakaka (= Eierkuchen mit Schweinebauch und Preiselbeeren). Oder dass Schonen lange dänisch war, bevor es schwedisch wurde. Ein weiteres Plus sind die Karte von Österlen und das Personenverzeichnis auf der ersten Seite.