Rezension

Schreckliche Geheimnisse

Das Geheimnis
von Ellen Sandberg

Bewertet mit 5 Sternen

1969 lebt die geschiedene Helga in einer Kommune auf dem Moarhof in einem Dorf am Chiemsee. Mit ihrer Kunst versucht sie ein schreckliches Erlebnis in der Vergangenheit zu verarbeiten, das sie davon abhält, sich um ihre Tochter Ulla zu kümmern. Diese lebt beim Vater und sucht die Schuld für die abweisende Haltung der Mutter ihr Leben lang bei sich. Nach dem Tod von Mutter und Vater im Jahr 2020 fährt sie in das Haus der Mutter und entdeckt dort Hinweise auf die Vergangenheit der Mutter, die alles erklären könnten.

Zeitlebens fragt sich die Protagonistin Ulla, warum ihre Mutter sie nicht bei sich haben wollte. Dieser Gedanke lässt sie auch nach über 40 Jahren nicht los. Trotz der Zurückweisung ist sie ein starker Charakter, der uns durch die Geschichte in der Gegenwart führt. Sehr geschickt werden dann - nicht immer in chronologischer Reihenfolge - Bruchstücke aus der Vergangenheit erzählt. Dennoch kann man der Handlung gut folgen, da die Kapitel immer mit der entsprechenden Zeit und der erzählenden Person gekennzeichnet sind. Die Spannung beginnt verhalten, man lernt zunächst wichtige Personen kennen und auch ein bisschen Ullas Seelenleben. Doch mit jedem Hinweis auf die Vergangenheit steigt die Spannung, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte und ratzfatz durch war. Tatsächlich war ich begeistert von den schicksalhaften Verwicklungen und wie sie sich über Jahrzehnte als Fleck auf den Seelen der drei Generationen von Frauen festgesetzt haben. Obwohl das Ende mich nicht so sehr überrascht hat, war das Buch für mich ein Highlight, das sehr deutlich zeigt, wie uns noch die Biographie unserer Eltern und Großeltern beeinflusst. Mit Sicherheit werde ich noch einige andere Bücher der Autorin lesen. 5 Sterne