Rezension

Nachdenklich stimmend

Die Liebesnachricht - Maria Ernestam

Die Liebesnachricht
von Maria Ernestam

Bewertet mit 4 Sternen

Die elfjährige Mariana entdeckt in den frühen 80er Jahren ihren Vater erschossen und angebunden auf einem Pferd seines eigenen Karussells. Dieser Anblick verfolgt sie ihr Leben lang. Mehr als 30 Jahre später lebt Mariana noch immer in demselben kleinen Ort und verkauft Spielzeug und Marionetten in dem Laden, den schon ihre Großeltern betrieben, nachdem sie als Landfahrer und Schausteller sesshaft wurden. Mariana nutzt die Abwesenheit von Mann und Tochter im Ausland, um nachzudenken, was sie von ihrem Leben will. Unterstützung erfährt sie durch ihre zwei jüngeren Schwestern. Eines Tages zieht der amerikanische Jude Amnon Goldstein in den Ort, um ein Buch über die Bewohner zu schreiben, von denen einer seinen Vater im Zweiten Weltkrieg auf der Flucht vor den Nationalsozialisten aufgenommen hatte. Auf der Suche nach Material besucht er alle Dorfbewohner und spricht mit ihnen über ihr Leben, ihre Geheimnisse und Wünsche. Als im Ort mysteriöse Dinge passieren, wird sehr schnell Amnon verdächtigt. Mariana vertraut ihm. Sie entdecken, dass beide über das ihren Vätern im Dorf während des Krieges zugefügte fremdenfeindliche Leid verbunden sind. Vielleicht liefern die Vorkommnisse aus der Vergangenheit auch die Lösung für den nie aufgeklärten Mord an Marianas Vater …

 

 

Der Roman ist als Erzählung mit Elementen eines Kriminalromans einzuordnen. Er bleibt von der ersten Zeile an spannend, weil der Leser wissen will, ob sich das Rätsel um den Mord an Marianas Vater, über den weder in der Familie noch im Ort gesprochen wurde, und der Mariana Zeit ihres Lebens traumatisiert hat, doch noch lösen wird.

Thematisiert werden Vorurteile Fremden und Andersartigen gegenüber, Fremdenfeindlichkeit, Versöhnung. Der Leser wird dazu gebracht, seine eigene Haltung hierzu zu reflektieren.

Der Schreibstil ist ruhig und bedächtig. Zwischen Mariana und einem deutschen Marionettenspielerkollegen ausgetauschte ausführliche, gefühlvolle E-Mails schweifen von der eigentlichen Handlung ab.

Cover und Titel der schwedischen Originalausgabe „Marionetternas döttrar = Marionettentöchter) sind treffender als in der deutschen Ausgabe, gehen sie doch auf Marianas ganze Leidenschaft ein, das Marionettenspielen und Geschichtenerzählen, mit dem sie am Ende sogar die Dorfbewohner wieder versöhnlich zusammen bringt.

 

Ein zum Nachdenken anregender Roman.