Rezension

Kraftvoller Roman mit reichlich unpassendem Titel

Die Liebesnachricht - Maria Ernestam

Die Liebesnachricht
von Maria Ernestam

Bewertet mit 4 Sternen

Die drei Schwestern Mariana, Elena und Karolina sind die Töchter eines Schaustellerehepaars und das alte, aber noch immer funktionstüchtige Karussell der Familie ist seit Generationen ein Anziehungspunkt für die Menschen in dem kleinen schwedischen Örtchen, in dem sie leben.

Gleichzeitig ist das geliebte Karussell Sinnbild für eine fürchterliche Tragödie, die die drei inzwischen erwachsenen Frauen in ihrer Kindheit heimgesucht hat: Ihr Vater wurde ermordet. Seine Leiche war an eines der Karussellpferde gefesselt. Der oder die Täter konnten bis heute nicht ausgemacht werden und in dem beschaulichen Ort halten es die Leute gemeinhin für besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen….

„Die Liebesnachricht“ von Maria Ernestam ist ein bildgewaltiger, kluger und kraftvoller Roman, der darüber hinaus ein Fünkchen Magie in sich birgt. Das ist einerseits dem Umstand zu verdanken, dass Mariana einen Spielzeugladen führt, mit dem viele Menschen Erinnerungen an unbeschwerte Kindheitstage verknüpfen, andererseits der Passion der drei Schwestern für das Marionettenspiel.

Kaum hatte ich begonnen, das Buch zu lesen, konnte ich mich der Sogwirkung der Geschichte nicht mehr entziehen. Grusel umhüllte mich, als der Mord am Vater und die Entdeckung des Toten durch Mariana, die älteste der Schwestern, geschildert werden. Mariana ist die Hauptperson im Buch, das aus ihrer Sicht in der Ich-Form geschrieben ist.

Die sprachliche Schönheit dieses Romans ist bemerkenswert – einzelne, wahrlich poetische Sätze zergingen mir geradezu auf der Zunge.

Der zu Anfang recht hohe Spannungsbogen flacht im letzten Drittel des Buches spürbar ab. Stattdessen liest man dort von bewegenden, allerdings mitunter langwierig beschriebenen Begebenheiten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.

Was mich an diesem Buch gestört hat, ist der absolut unpassende Titel „Die Liebesnachricht“, denn diesen verbinde ich in keinster Weise mit dem Inhalt des Romans. Die wörtliche Übersetzung des Titels der schwedischen Originalausgabe, nämlich „Töchter der Marionetten“, wäre sehr viel treffender gewesen. Das Cover deutet auf einen anrührenden skandinavischen Liebesroman hin, doch das ist „Die Liebesnachricht“ mitnichten. Vielmehr handelt es sich beim siebten Buch der Autorin Maria Ernestam um eine anspruchsvolle Familiengeschichte mit einer Prise Krimi und drei wunderbaren, überaus sympathischen und höchst unterschiedlichen Protagonistinnen.