Rezension

Klasse Krimi mit Humor

Glitzer, Glamour, Wasserleiche - Tatjana Kruse

Glitzer, Glamour, Wasserleiche
von Tatjana Kruse

Bewertet mit 5 Sternen

„...Zwischen Theorie und Praxis klafft ja oft ein Grand Canyon...“

 

Ein Pärchen versucht, eine Leiche auf immer und ewig im Bodensee zu versenken. Das Unternehmen ist aber nicht so einfach, wie es sich die beiden gedacht haben.

Während der Bregenzer Festspiele soll die Opernsängerin Pauline Miller die Rolle der Turandot singen. Momentan ist sie mit ihren Boston Terrier Radames am Bodensee unterwegs. Während sich der Hund in einen Schwan verliebt, beobachtet Pauline einen Mann, der Brotkrumen an die Schwäne verfüttert. Außer einen Kuss auf den Handrücken geschieht nichts. Sie kann ja nicht ahnen, dass sie ihn bald wieder begegnen wird.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen und humorvollen Krimi geschrieben. Das Buch lässt sich flott lesen.

Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Das liegt unter anderen an den gut charakterisierten Protagonisten. Pauline gibt sich zwar als Diva, doch irgendwie fällt ihr das schwer. Sie redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, und tritt in jedes mögliche Fettnäpfchen.

Ihr Vater, der sie gerade in Bregenz besucht, zieht sich wie ein Hippie an. Die einzige Konstante in ihrem Leben ist Marie-Luise Bröckinger, genannt Bröcki. Sie ist ihre Agentin und muss häufig nicht nur die Wogen glätten.

Der Schriftstil des Romans ist für einen Krimi eher ungewöhnlich. Das beginnt schon damit, dass die Geschichte genau wie die Oper in drei Akten abläuft. Im ersten Akt lerne ich als Leser die Protagonisten kennen, im zweiten verschwindet Radames und im dritten taucht die Leiche auf. Die Ich-Erzählerin Pauline verfügt über einen sehr trockenen Humor. Sie hat die seltene Fähigkeit, dass sie auch über sich lachen kann. Obiges Zitat stammt von ihr. Es ist eines der harmloseren Wortspielchen. Zum Schmunzeln hat mich gebracht, wenn Pauline die Personen ihre Umgebung mit Persönlichkeiten der Weltgeschichte vergleicht. Selbst eher ernste Situationen wie die Jagd auf dem Bodensee werden fehlt es nicht an einer Prise Humor. Die kurze Zusammenfassung des Librettos von Turandot habe ich noch nie auf diese Art gelesen. Bregenz und seine Umgebung, die Seebühne und Paulines Villa, in der sie sich während ihres Arrangement aufhält, werden so gut beschrieben, dass ein Bild im Kopf entsteht. Eine besondere Note bekommt die Geschichte dadurch, dass die Leiche im Bodensee ein Eigenleben entwickelt. Sie wirkt wie eine zusätzliche Protagonistin.

Nach dem Prolog und vor dem ersten Akt befindet sich eine Besetzungsliste der Oper.

Das Cover mit dem Hund im Gummiboot, der Piratenflagge und dem Quietschentchen ist ein Hingucker.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist ein lockerleichter Sommerkrimi, der verschiedene Spielarten von Humor und Sarkasmus gekonnt vereint.