Rezension

Interessantes, düsteres Zukunftsszenario mit realen Hintergründen

Equilon -

Equilon
von Sarah Raich

Bewertet mit 4.5 Sternen

In der nicht allzu fernen Zukunft haben Naturkatastrophen infolge des Klimawandels weite Teile der Erde unbewohnbar oder unfruchtbar gemacht. Der gebeutelte Planet kann die Weltbevölkerung nicht mehr ernähren. Große Konzerne haben die Macht übernommen und Algorithmen entscheiden darüber, wer in den verbleibenden reichen Gebieten leben und von den knappen Ressourcen profitieren darf. 
Die junge Jenna hat ihr ganzes Leben in der kaputten Stadt, die wir heute noch Berlin nennen, dafür geschuftet, den Aufstieg zu schaffen. Durch ihren Ehrgeiz und ihren Erfindungsreichtum wird sie schließlich dazu auserkoren, die Zukunft der Menschheit mitzugestalten. Doch hinter der glänzenden Fassade im hochtechnisierten New Valley tun sich bald Abgründe auf – der schöne Schein trügt.
Dorian, der zweite Ich-Erzähler des Buches, gilt in diesem System bereits als gescheitert, konnte bisher nichts Relevantes beitragen. Die Begegnung mit dem Mädchen Maggie und dessen geheimnisvoller Ziehmutter bringt ihn in Lebensgefahr, könnte seinem Leben aber letztendlich einen Sinn geben...

Equilon entwirft eine spannende und interessante Zukunftsvision. Heutige Entwicklungen, etwa im Bereich der Überwachung, der Vernetzung oder der künstlichen Intelligenz sowie die Bedrohung durch den Klimawandel, werden dabei einfach noch etwas weiter gedacht. Die Abgründe der dystopischen Welt werden dadurch glaubwürdig und umso bedrohlicher. Hier geht es nicht um fremde Planeten und die ferne Zukunft, sondern um ein Szenario, von dem wir in vielen Bereichen gar nicht so weit entfernt sind.

Die beiden jungen Protagonisten werden dem Leser, jeder auf seine eigene Art, schnell sympathisch und man ist gespannt darauf, zu erfahren, was sie zueinanderführen wird. 
Nach dramatischen Entwicklungen kommt das Buch zu einem gelungenen Abschluss, der aber durchaus auch noch Raum für eine eventuelle Fortsetzung lassen würde. Die Handlung konnte mich insgesamt überzeugen. Manche Dinge passieren allerdings schon etwas zu schnell bzw. werden ein paar Themen nur angerissen oder zu sehr nebenbei abgehandelt.
Der Schreibstil ist mitreißend, etwas gewöhnungsbedürftig sind für manchen Leser vielleicht lediglich die vielen englischen Begriffe – aber die findet man ja schon heute in den verschiedensten Zusammenhängen.