Leserunde

Leserunde zu "Kindheit" (Tove Ditlevsen)

Kindheit
von Tove Ditlevsen

Bewerbungsphase: 08.01. - 21.01.

Beginn der Leserunde: 04.02. (Ende: 25.02.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Aufbau Verlags – 20 Freiexemplare von "Kindheit" (Tove Ditlevsen) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch. Darüber hinaus erhaltet ihr zum Abschluss der Leserunde einen Link zu einem Online-Formular, das in Kurzform weiteres Feedback zum Roman abfragt. Für die Teilnahme daran, mit der ihr euch durch eure Bewerbung einverstanden erklärt, erhaltet ihr 1.000 Community-Punkte gutgeschrieben.

ÜBER DAS BUCH:

Teil 1 der Kopenhagen-Trilogie

In „Kindheit“ erzählt Tove Ditlevsen vom Aufwachsen im Kopenhagen der 1920er Jahre in einfachen Verhältnissen. Tove passt dort nicht hinein, ihre Kindheit scheint wie für ein anderes Mädchen gemacht. Die Mutter ist unnahbar, der Vater verliert seine Arbeit als Heizer. Sonntags muss Tove für die Familie Gebäck holen gehen, so viel, wie in ihre Tasche hineinpasst, und das ist alles, was es zu essen gibt. Zusammen mit ihrer Freundin, der wilden, rothaarigen Ruth, entdeckt Tove die Stadt. Sie zeigt ihr, wo die Prostituierten stehen, und geht mit ihr stehlen. Aber eigentlich interessiert sich Tove für die Welt der Bücher und hat den brennenden Wunsch, Schriftstellerin zu werden – und dafür ist sie bereit, das Leben, wie es für sie vorgezeichnet scheint, hinter sich zu lassen.

„Das Porträt einer Frau, die ihr Leben entschieden zu ihrem eigenen macht. Ein Leben, so frei und ungestüm, ich bin versunken in Tove Ditlevsens Büchern.“ Nina Hoss

„Eine monumentale Autorin." Patti Smith

„Ein Meisterwerk." The Guardian

„Was Autorinnen wie Annie Ernaux, Rachel Cusk und Deborah Levy heute tun, hat Tove Ditlevsen schon vor über 50 Jahren getan. Autobiographisches Schreiben, vor dem man sich verneigen möchte. Endlich, endlich ist Ditlevsens Trilogie auf Deutsch zu lesen!” Emilia von Senger, She said

ÜBER DIE AUTORIN:

Tove Ditlevsen (1917–1976), geboren in Kopenhagen, galt lange Zeit als Schriftstellerin, die nicht in die literarischen Kreise ihrer Zeit passte. Sie stammte aus der Arbeiterklasse und schrieb offen über die Höhen und Tiefen ihres Lebens. Heute gilt sie als eine der großen literarischen Stimmen Dänemarks und Vorläuferin von Autorinnen wie Annie Ernaux und Rachel Cusk. Die „Kopenhagen-Trilogie“ mit den drei Bänden „Kindheit“, „Jugend“ und „Abhängigkeit“ ist ihr zentrales Werk, in dem sie das Porträt einer Frau schafft, die entschieden darauf besteht, ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen zu leben. Die „Kopenhagen-Trilogie“ wird derzeit in sechzehn Sprachen übersetzt.

27.02.2021

Thema: Alle

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
alasca kommentierte am 08. Februar 2021 um 16:26

So ein arbeitsloser Vater hätte jede Menge Zeit für Liebesbekundungen. ;-) Es war nur so, dass man damals glaubte, Kinder nicht "verzärteln" zu dürfen. War auch Bestandteil der schwarzen Pädagogik der Nazis, aber leider nicht deren Privileg. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
nicigirl85 kommentierte am 16. Februar 2021 um 07:30

Ich glaube eher, dass er Liebe hätte geben können, wenn er einen Job gehabt hätte, denn dann hätte er sich männlich und stark fühlen können, der Versorger der Familie eben.

So gehe ich davon aus, dass der Vater sich selbst als wertlos ansah, der Familie nichts brachte als Kummer und Sorgen. Ich weiß nicht ob ich von jemanden gestreichelt oder in den Arm genommen werden möchte, der jeden Tag trinkt und traurig ist.

Außerdem war es in der damaligen Gesellschaft generell nicht die Norm, egal ob von der Mutter oder vom Vater Liebesbekundungen zu empfangen. Verzärteln ist dann eine, aber kann man Liebesbekundungen geben, wenn man selbst nie welche bekommen hat? Kann man das geben? Weiß man wie das geht, wenn man es selbst nie erlebt hat?

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
lese-esel kommentierte am 09. Februar 2021 um 20:43

Manchmal denke ich auch, dass die Mutter sich aufgrund der frühen und nicht geplanten Schwangerschaft ihrer Zukunft beraubt fühlt. Sie wird wohl den Kindsvater heiraten gemusst haben und so dann in die Rolle der Mutter gepresst worden sein. Ihre Mutter - also Toves Großmutter - war ja sehr ablehnend, es war ja eine Schande schwanger zu werden, wenn man noch nicht verheiratet war. Und zwei Monate vor der Geburt des Jungen wurde geheiratet, damit das Kind nicht unehelich zur Welt kommt. Was auch heftig ist, ist das dann die Schwangerschaft mit oder die Geburt von Tove sehr negativ gesehen wird, denn schließlich ist ja ein 'Mann' im Haus, da braucht man nicht noch mal schwanger werden. Mädchen zählen nicht!

Hunger und Geldnot haben gewiss diese Generation / Gesellschaft geprägt, aber ich denke es gab einfach in der Erziehung und im familiären Rollenspiel andere Regeln, die nicht (mehr) in unser heutiges Verständnis passen.

 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Livre86 kommentierte am 10. Februar 2021 um 15:10

 "...denn schließlich ist ja ein 'Mann' im Haus, da braucht man nicht noch mal schwanger werden."

Das fand ich sehr krass. 

,,,Mädchen zählen nicht!"

Leider kommt es noch sehr häufig auf der Welt vor, dass Mädchen weniger zählen als die Jungen. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
lese-esel kommentierte am 10. Februar 2021 um 21:52

Ich kenne es auch noch, dass mein Bruder bei meinem Opa "der Chef" war. Zu mir hat er mal gesagt: "Du bist ja nur ein Mädchen."

 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus kommentierte am 14. Februar 2021 um 19:16

Meine Freundin aus Taiwan, die ich vom Studium her kenne, ist die Jüngste von drei Schwestern. Die Eltern gaben den beiden Älteren schöne Blumennamen, aber als meine Freundin dann geboren wurde, war der Vater so wütend, dass es schon wieder kein Junge war, dass er einfach das Wörterbuch nahm, blind auf zwei Silben tippte, und diese mit einem Bindestrich zu einem Namen verband. Peng. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Livre86 kommentierte am 10. Februar 2021 um 15:01

"Also als Teenager habe ich auch viel geschrieben. (...) Die vollgeschriebenen Hefte habe ich zum Teil heute noch."

Nach einem Schicksalsschlag in meiner Familie habe ich viele Jahre Tagebücher geschrieben bis ich meinen jetzigen Mann kennengelernt habe. Ich hab die Bücher immer noch. Es war so eine Art Therapie! 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Livre86 kommentierte am 10. Februar 2021 um 15:05

"Also als Teenager habe ich auch viel geschrieben. (...) Die vollgeschriebenen Hefte habe ich zum Teil heute noch."

Nach einem Schicksalsschlag in meiner Familie habe ich viele Jahre Tagebücher geschrieben bis ich meinen jetzigen Mann kennengelernt habe. Ich hab die Bücher immer noch. Es war so eine Art Therapie! 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
solveig kommentierte am 06. Februar 2021 um 08:21

"...denn ich dachte gleich an meine 'Straßen der Kindheit'."

Definitiv, man füllt Ditlevsens Erzählung mit Bildern aus der eigenen Kindheit und zieht Vergleiche.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
darkola77 kommentierte am 06. Februar 2021 um 17:54

Auch ich bin an dieser Stelle hängengeblieben und hätte sie mir am liebsten dick angestrichen - wenn ich nicht allein den Gedanken schon so furchtbar finden würde, in diesem wunderschönen Buch rumzumalen. ;-) Das Bild, das Ditlevsen aufmacht, ist schön, treffend und versetzt mich selbst in meine Kindheit zurück. Was für eine großartige Autorin!

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
milkshake kommentierte am 07. Februar 2021 um 16:37

"Von der Mutter bekommt man ein etwas positiveres bild, als sie Tove liebevoll im Krankenwagen begleitet. Sie scheint ihre Tochter doch zu lieben; wahrscheinlich kann sie es nur nicht zeigen."

Ich habe das Gefühl, dass Toves Mutter ihre Tochter vorallem liebt, wenn diese sie braucht. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihre Mutter durch Toves "Andersartigkeit" und ihre geistige Reife eingeschüchtert ist und dies ihr das Gefühl vermittelt, Tove sei nicht bedürftig und die Mutter der Tochter nicht gewachsen.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Naibenak kommentierte am 09. Februar 2021 um 08:53

Da ist was dran. Vielleicht empfindet die Mutter Tove ihr tatsächlich überlegen aufgrund der Andersartigkeit und Schlauheit. Sie kann mit ihr nichts anfangen. Und nun, da Tove sehr geschwächt ist, kann die Mutter ihr etwas geben und sie umsorgen, wie es Mütter eben tun. Tove braucht es, es ist offensichtlich und das wiederum erschafft die Zuneigung bei der Mutter, weil sie sich gebraucht fühlt.

Dass Tove diese Zuneigung aber auch zu anderen Zeiten braucht, sieht die Mutter nicht. Da ist sie offenbar zu sehr mit der Außenseiterrolle ihrer Tochter beschäftigt, mit er sie irgendwie nicht klar kommt...

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Nil kommentierte am 10. Februar 2021 um 20:26

Mir scheint es bei der Mutter auch eine Mischung aus Erfurcht vor der diebischen Intelligenz und der "Anderartigkeit" zu sein, aber auch zugleich die Stärke, die Tove sicher schon damals ausgestrahlt hat. Letztendlich ist ihre Mutter eine Frau, die ihr Leben anders gesehen hat und dann wurde sie sicher aus Naivität schwanger und dann war es eben dieser Mann. 

 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
alasca kommentierte am 07. Februar 2021 um 18:09

Der Vater (69): 'Mädchen sind doch wohl auch eine Art Menschen.' 

Im Kontext ist es eher eine (wenn auch halbherzige) Verteidigung der Mädchen. Viel schlimmer fand ich die Mutter, die wegen dieser Verteidigung der Mädchen durch den Vater 8 Tage lang beleidigt ist. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Federfee kommentierte am 07. Februar 2021 um 18:31

Ich hatte eher den Eindruck, dass die Mutter beleidigt ist, weil der Vater das sagt, aber vielleicht ihr gegenüber nicht so handelt und denkt. Ich muss nochmal nachlesen...

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
nicigirl85 kommentierte am 08. Februar 2021 um 08:08

Das war ja damals die gesellschaftliche Einstellung, dass Mädchen nur dazu da sind, um später dann Mutter zu werden.

Vielleicht hatte die Mutter auch nur Angst, dass der Vater unserer Tove Flausen ins Ohr setzt, die sich dann leider eh nicht erfüllen werden.

Auch wenn wir das kaum sehen oder fühlen beim Lesen, so wird die Mutter Tove schon sehr lieb haben, nur gehörte es sich damals nicht das offen zu zeigen.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
alasca kommentierte am 08. Februar 2021 um 16:24

Diese Liebe kann ich nirgendwo lesen. Nein, die Mutter liebt Tove nicht. Im Gegenteil, irgendwo gibt es eine Stelle, wo Tove über ihre destruktive Art des Umgangs spricht. Kann ich schon verstehen, wenn man lieber an eine versteckte Liebe glauben will, aber solche Mütter gibt es ... 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Naibenak kommentierte am 09. Februar 2021 um 08:40

Als Tove krank ist, streichelt die Mutter sie fürsorglich und kümmert sich. Das machte Tove "...verlegen und glücklich zugleich." (S.78)

Vorher "..., saß meine Mutter auf der Bettkante. Sie fragte ganz sanft, ob ich etwas haben wolle,..." (S.78)

Ich finde, da kann man dann doch eine  - vielleicht etwas hilflose - Zuneigung der Mutter erkennen. Tove hat es jedenfalls als eine solche empfunden.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
alasca kommentierte am 09. Februar 2021 um 18:59

Ja, stimmt ... dem hab ich nicht so viel Bedeutung beigemessen, ich glaube, mir gingen da Lektüre und persönliche Erinnerungen durcheinander... 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus kommentierte am 14. Februar 2021 um 19:22

Menschen können sich ja auch durch den Gang der Ereignisse ändern. Ich glaube schon, Du hast Recht, alasca; da war anfangs nicht viel Liebe. Aber der Charakter eines Menschen ist nicht statisch; er kann sich erweitern und ändern. Liebe kann sich entwickeln. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
nicigirl85 kommentierte am 16. Februar 2021 um 07:26

Ich glaube Liebe ist unterschwellig immer dabei, nur wenn man vermehrt andere Sorgen hat wie jeden satt zu bekommen, dann kann das Gefühl dafür schon mal verloren gehen bzw dass man es seinen Liebsten jeden Tag zeigt.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus kommentierte am 16. Februar 2021 um 23:31

Das kann man natürlich so sehen, aber die Mutter war ja auch schon so, bevor der Vater arbeitslos wurde. Ich bleibe dabei, dass diese Mutter eine zutiefst gewissenlose und auf sich selbst fixierte Person war. Und ich bleibe auch dabei, dass sich solche Zustände ändern können. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Naibenak kommentierte am 09. Februar 2021 um 08:34

"Diese Sprache: '...die Kindheit wurde dünn und platt wie Paper. Sie war müde und fadenscheinig...' (73). Wunderschön ausgedrückt."

Jip... auch so ein Satz, mit dem sie sich nochmals tief in mein Herz geschrieben hat! <3

Aber auch mit diesem hier auf Seite 75:
"Ich hatte das Gefühl, meine Gedichte würden die wunden Stellen meiner Kindheit überziehen wie die feine, neue Haut, die sich unter Schorf bildet, eher er ganz abfällt."

Großes Kino!

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus kommentierte am 14. Februar 2021 um 19:07

Ich finde die Gedichte für eine Zwölfjährige schon außergewöhnlich. Schrecklich kitschig würde ich sie nicht nennen. Ich finde, Solveig hat das schön ausgedrückt.

Thema: Lieblingsstellen
Federfee kommentierte am 05. Februar 2021 um 12:52

2. LA: Köstlich fand ich die Szene, als der Vater seine Frau so lieblos als Vogelscheuche bezeichnet und Tove dann auf eine Frage des Vater eine schlagfertige Antwort gibt (57), die dem Vater seinen fauxpas deutlich aufzeigt.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
cybergirl kommentierte am 05. Februar 2021 um 13:53

Man spürt deutlich beim Lesen, dass Mädchen immer in die zweite Reihe gestellt wurden.
Mich berührt immer wieder, dass Tove so gar keine enge Beziehung zu ihren Eltern hat.
Einzig als Tove krank war und ins Krankenhaus musste spürte man die Besorgnis der Mutter.
Irgendwie kann die Mutter keine Gefühle zeigen.

Wie Tove sich an die Freundschaft mit Ruth geklammert hat. Ja sie hat sogar versucht zu stehlen.
Mir kommt Tove immer wieder sehr einsam vor.
Wenn ich ihre Gedichte lese die sie in der Kindheit geschrieben hat vergesse ich das sie ja ein Kind ist.
Die Gedichte sind wunderschön und drücken die Sehnsucht von Tove aus.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Federfee kommentierte am 05. Februar 2021 um 15:56

Ja, ich denke, Tove ist sehr einsam und sie leidet darunter. Sie ist 'anders', weil sie gerne liest und Gedichte schreibt und das war in diesem Umfeld völlig unvorstellbar für die anderen.

Ich bin sicher, dass die Eltern sie auch liebten, aber es war wohl nicht üblich, Gefühle zu zeigen oder liebevoll miteinander umzugehen. Unvorstellbar, was das alles für Folgen hat oder haben kann!

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
lese-esel kommentierte am 09. Februar 2021 um 21:04

Gefühle zeigen wird damals nicht so 'an der Tagesrodnung' gewesen sein.

Aber wenn ich Tove so höre, war sie doch neidisch auf die Kinder bzw. Mütter und Kinder, die beim Einkaufen ihre Kinder liebevoll auf den Arm genommen haben.....

Und bis jetzt habe ich noch keine Stelle gelesen, wo wirklich herzlich gelacht wurde! Sie hat zwar mal mit Ruth gelacht, aber da ging es eher um ein 'Ella-Bätsch-Lachen'. Und Tove selber erlebt nur ein Ausgelachtwerden.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
nicigirl85 kommentierte am 06. Februar 2021 um 20:21

Ich denke auch, dass sie sehr einsam ist und einfach nur geliebt werden will.

Eine lange Freundschaft mit Ruth hätte ich ihr gegönnt.

Ich glaube die anderen Kinder finden sie sonderbar wegen ihrer ruhigen Art und dass sie gern liest. Welches normale Kind liest in dem Alter Hugo?

Ich konnte mich daher sehr gut mit ihr identifizieren, denn ich war ähnlich nerdig. Damals habe ich am liebsten Stephen King und Anne Rice gelesen, Hauptsache blutig. Heute verstehe ich diese Faszination nur noch bedingt. Und Filme mit viel Blut kann ich gar nicht mehr schauen. Vielleicht hatten diese Bücher auf mich den Hauch von etwas Verbotenem und so geht es Tove sicher auch, denn in den Erwachsenenbereich der Bibliothek darf sie nicht, sondern sie ist abhängig von dem Wollen der Bibliothekarin, die ihr die Bücher geben kann oder es auch lassen könnte.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
lese-esel kommentierte am 09. Februar 2021 um 20:59

Ja, Tove fühlt sich sehr einsam, da sie niemand ihres gleichen hat, mit dem sie sich auf ihrem Niveau austauschen kann. Zugang und auch ein gewisses Vertrauen hat sie zur Bibliothekarin, da sie letztendlich auch ihrem Wunsch nachkommt, Erwachsenen-Bücher zu geben.

Ruth ist ein sehr forsches Mädchen und irgendwie das Gegenteil von Tove.

Tove passt auch nicht in das soziale Umfeld in dem sie aufwächst. Sie fügt sich zwar in die Gruppe der anderen Mädchen ein ist aber dennoch nicht integriert. Sie fühlt sich da nicht wohl....

"Wenn ich ihre Gedichte lese die sie in der Kindheit geschrieben hat vergesse ich das sie ja ein Kind ist." - Ja, diese Ausdrucksweise ist außergewöhnlich. Ich möchte gerne wissen, welche Dichter und Autoren sie beeinflusst haben.

Was ich auch bewundernswert finde ist, dass sie einen wahnsinns Zugang zur Kirche hat, die in der Familie ja keine große Rolle spielt. 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Federfee kommentierte am 05. Februar 2021 um 15:50

Es war tatsächlich früher so, dass man Mädchen nicht weiter zur Schule schicken wollte. Wie traurig, wenn jemand, der die Fähigkeiten hat, dann mit Kindern und Haushalt vorlieb nehmen muss. Nix dagegen - wenn man das aus freiem Willen möchte, völlig in Ordnung Aber man sollte die Wahl haben. Die arme Tove hatte auch keine Chance; zumindest bekommt sie keinerlei Unterstützung von zu Hause, auch nicht vom Vater.

Erstaunt hat mich die Passage auf S. 90 u. über 'Amerika'. Als ob sie es heute geschrieben hätte! Da hat sich nämlich nichts geändert.

Ab und zu gibt es auch mal etwas zu lachen, z.B. als der Vater von den hohen Schuhen ein Stück abhackt (!) und sie dann schlimmer sind als zuvor (96). Aber ansonsten ist es ein sehr melancholisches, trauriges Buch. Man sieht überhaupt keinen Lichtblick und wenn ich das Nachwort lese, wird es wahrscheinlich nicht sehr viel besser.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
cybergirl kommentierte am 06. Februar 2021 um 12:09

Mir hat das Buch auch gut gefallen und sehr berührt.

Ja es stimmt es waren auch Stellen zum Schmunzeln dabei. besonders das mit den Schuhen. 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
nicigirl85 kommentierte am 07. Februar 2021 um 17:01

Ich glaube nur so hat das System solange funktioniert, dass die Frauen überhaupt den Haushalt schmeißen und Kinder bekommen. Ohne Bildung hat man kaum eine Chance etwas aus sich zu machen und die Gesellschaft hat das ja auch in gewisser Weise von einer Frau verlangt, dass sie dazu da ist zu heiraten, Kinder zu bekommen und sich um ihren Mann zu kümmern. Und dabei spielte die Gesellschaftsschicht keine Rolle. Wie gut haben wir es da heute?

Ich glaube Tove ist eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus war.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
alasca kommentierte am 08. Februar 2021 um 16:12

Sooo gut haben wir es heute auch nicht. Besser schon, ja. Aber es ist noch viel Luft nach oben. Ich sach nur: Gender Pay Gap. Und immer noch wird die meiste unbezahlte Arbeit (Haushalt, Kinder, Krankenpflege von Angehörigen) von Frauen gemacht. Männer nehmen mittlerweile zwar Erziehungsurlaub - aber nur die 2 Monate, die sie müssen, damit der Rubel rollt, und das auch noch gleichzeitig mit ihrer Frau. Und so weiter ... 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
nicigirl85 kommentierte am 16. Februar 2021 um 07:20

Da bin ich ganz bei dir. Leider ist es immer noch so, dass Männer in Jobs bevorzugt werden und oft mehr verdienen.

Die Familiensache liegt jedoch irgendwo auch in der Hand des Paares, denn ich kenne ein Paar, wo er für das Kind zu Hause geblieben ist und sie weiter arbeiten ging. Er ist dann nach dem Babyjahr halbtags arbeiten gegangen bis die Kleine aus dem Gröbsten raus war. Ich denke mal das hat was mit der Einstellung der Männer zu tun, dass sie diese Tätigkeit als unmännlich oder unter ihrer Würde ansehen, dabei haben sie sich ja gemeinsam mit ihrer Partnerin für das Kind entschieden.

Die Gender Pay Gap wird es wahrscheinlich immer geben, da Frauen aufgrund der Kinder oft in den schlechter bezahlten Jobs arbeiten als die Männer. Deswegen bleibt ja auch für die Kinder die Frau zu Hause, weil sie meist weniger verdient als ihr Partner. Ich habe auch Jobs nicht bekommen, weil man mir unterstellt hat, dass ich bald Kinder bekomme. Die Frage ist nur wann das aufhört?

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
alasca kommentierte am 16. Februar 2021 um 19:03

Das liegt leider solange nicht in der Hand des Paares, wie es den Gender Pay Gap und das Ehegatten-Steuersplitting gibt. Der Staat fördert damit die traditionelle Rollenverteilung, denn meist verdient die Frau weniger, es ist also nur "vernünftig", wenn man auf ihr Gehalt verzichtet und sie zu Hause beim Kind bleibt. 

Auch heute noch finden sich junge Frauen, die von Kindheit an die Nase vorn hatten (denn Mädels sind in der Schule und im Studium meist besser als Jungs) in einer schockierend gestrigen Realität wieder, wenn sie Mütter werden. Manche verstehen erst dann, was all die nervigen Femininstinnen immer alle rummeckern;-)

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
solveig kommentierte am 08. Februar 2021 um 09:39

"Erstaunt hat mich die Passage auf S. 90 u. über 'Amerika'."

Trotz allem musste ich über die Bemerkung des Vaters über Florence Nightingale lachen. Dieses Verächtlichmachen von selbstbewussten, emanzipierten Frauen gibt es ja (leider) auch heute noch! Und Amerika  -  na, ein Kapitel für sich.

 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Livre86 kommentierte am 18. Februar 2021 um 17:25

"Ab und zu gibt es auch mal etwas zu lachen, z.B. als der Vater von den hohen Schuhen ein Stück abhackt (!) und sie dann schlimmer sind als zuvor."

Da hab ich auch schmunzeln müssen. Einerseits haben sie kein Geld, aber anderseits kaufen sie Schuhe für Tove, die sie nur an diesem Tag anziehen kann. Ich würde gleich gescheites Schuhwerk kaufen. 

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
alasca kommentierte am 05. Februar 2021 um 18:10

Bin etwas in Zeitdruck ... Steige morgen aber in die Runde ein. Freu mich schon!

Thema: Deine Meinung zum Buch
Federfee kommentierte am 05. Februar 2021 um 19:40

Hier meine Rezension:

https://wasliestdu.de/rezension/stark-autobiografisch-gepraegte-kindheit...

Daraus geht hervor, wie sehr mir dieses Buch gefallen hat, auch wenn es einen stark melancholischen Unterton hat. Aber die Beobachtungen von Tove und die poetische Sprache machen es zu einem Lesehighlight für mich.

Vielen Dank an die Glücksfee hier bei WLD und an den Verlag für das schöne Buch. Ich werde mir sicher die beiden anderen Bände der Trilogie kaufen.

P.S. Und ich bleibe natürlich noch hier in der Runde, wo ich mir ein wenig mehr Diskussion wünschen würde, ein wenig mehr Eingehen auf andere.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
solveig kommentierte am 06. Februar 2021 um 08:35

Toves Beziehung zu ihrem Bruder bessert sich, sie kommen sich nun doch näher. Als hohes Lob von ihm versteht sie seine Aufforderung, ihr Gedichte (über die er sich erst lustig gemacht hat, vielleicht um zu verbergen, dass sie ihn berühren) zu verkaufen.

Gefühle zu zeigen scheint in ihrer Familie nicht üblich gewesen zu sein, auch die Großmutter kann es nicht. Die Ungleichbehandlung von Söhnen und Töchtern was Berufsausbildung betrifft liegt vielleicht auch darin begründet, dass Mädchen heiraten und sich versorgen lassen (so hieß es sogar  in meiner Kindheit noch!). Jungen snd die späteren "Ernährer der Familie" und daher "lohnte" sich bei ihnen die Ausbildung, die ja zu jener Zeit noch von den Eltern finanziert werden musste; da gab es Lehrgeld und natürlich auch Schulgeld.

 

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
hej_katia kommentierte am 06. Februar 2021 um 09:34

Ich habe nun auch den ersten Abschnitt beendet und muss sagen, dass die Geschichte anders ist, als ich erwartet hatte, obwohl ich irgendwie keine genauen Erwartungen hatte. Der Schreibstil ist sehr einnehmend und obwohl das Buch nur so dünn ist, lässt es sich trotzdem nicht so leicht weglesen. Weil man schon dem Geschriebenen genau hinhören muss.

Die Stimmung des Buches empfinde ich als düster, melancholisch und auch stellenweise bedrückend. Besonders wie Tove gegenüber ihrer Mutter empfindet. Ich mag es mir gar nicht vorstellen, was es mit der Kindheit macht, wenn man das Gefühl vermittelt bekommt von der Mutter - oder generell von einem Elternteil - nicht geliebt zu werden.

Ganz traurig fand ich auch den Abschnitt, als Tove von ihren Träumen erzählt hat und daraufhin nur Spott und Häme erfahren hat. Als kleines Kind dann zu sagen, dass sie daraufhin niemanden mehr von ihren Träumen und Wünschen erzählt hat, hat mich wirklich getroffen. 

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
lese-esel kommentierte am 09. Februar 2021 um 18:18

Ja, das tut echt weh wenn man das Gefühl hat, nicht ernst genommen zu werden, wenn man wegen Träumen und Wünschen ausgelacht wird. Aber ich habe das Gefühl, dass sie innerlich und für sich stark ist - so nach dem Motto: Ihr werdet schon sehen, irgendwann bin ich da, wo ich hin will!

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
cybergirl kommentierte am 06. Februar 2021 um 12:08

Auch der letzte Abschnitt hat mich tief berührt.

Die Autorin findet schöne Worte, schreibt in einer Prosa, es macht Freude das Buch zu lesen.

Tove sollte das Gymnasium besuchen aber die Eltern haben es nicht erlaubt. Das ist so typisch für diese Zeit. Besonders in den Arbeiterfamilien. Die Mädchen waren einfach viel weniger wert.
So schnell wie möglich arbeiten und Geld verdienen, heiraten und aus dem Haus. So liegen sie den Eltern nicht mehr auf der Tasche.
„Dann können wir uns ja ein Radio kaufen“ so ungefähr.

Mich hat es auch sehr berührt als Toves Gedichte vom Verleger abgelehnt wurden.
Gut, für die Kinderseiten waren sie nicht geeignet.

Auch das Nachwort der Übersetzerin fand ich bewegend.
Da mir Tove Ditlevsen bisher nicht bekannt ist kenne ich auch ihren Lebens- und Leidensweg nicht.

Ich bin sehr gespannt auf die folgenden 2 Bände.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Federfee kommentierte am 06. Februar 2021 um 12:55

Ich bin auch gespannt auf die beiden weiteren Bände. Wenn man das Nachwort der Übersetzerin liest, scheint Toves weiterer Lebensweg ja nicht allzu rosig zu sein.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
nicigirl85 kommentierte am 07. Februar 2021 um 17:04

Ich denke eher, dass der Redakteur sie nicht Ernst genommen hat. Wenn er gewollt hätte, dann hätte er seine Kontakte spielen lassen können und jemanden gefunden, der die schönen Gedichte veröffentlicht, denn ihm scheinen sie ja gefallen zu haben. Aber wie ihre Familie bereits sagte: Laut der Gesellschaft können Frauen keine Dichter werden. Wahrscheinlich hatte der Redakteur sogar Angst, dass sich seine Kollegen über ihn lustig machen, wenn er Gedichte eines 14 jährigen Mädchens veröffentlichen will. Zum Glück sind wir da heute weiter.

Ja wenn man das Nachwort der Autorin liest, dann hört sich das wirklich nicht toll an, was Tove alles noch durchmachen muss.

Ich bin jedenfalls erstaunt wie intensiv sich diese wenigen Seiten angefühlt haben.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Arbutus kommentierte am 17. Februar 2021 um 00:12

Ich kann den Redakteur aber verstehen. Er hatte ja durchaus anerkennende Worte für ihre Gedichte. Aber die erotischen Gedichte (er fand sie am besten) auf der Kinderseite zu veröffentlichen, wäre schonmal nicht gegangen. Auf der Erwachsenenseite, ja ok, aber unter wessen Namen? Dem echten Namen einer 14-jährigen, deren Eltern sofort Sturm laufen würden, wenn sie erotische Gedichte ihrer minderjährigen Tochter in der Zeitung fänden? Blieb noch das Pseudonym. Aber Tove wollte ja ihren eigenen Namen in der Zeitung lesen. 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Naibenak kommentierte am 17. Februar 2021 um 10:22

Das stimmt, Arbutus. Da bin ich ganz bei dir mit dieser Redakteursache und den Gedichten. Das hätte so oder so nicht funktioniert. Und er hat die Gedichte tatsächlich ein wenig gelobt. Das ist immerhin ein Anfang und besser als nichts ;)

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
lese-esel kommentierte am 11. Februar 2021 um 16:04

Als ihre Gedichte für die Kinderseiten abgelehnt wurden, da hätte ich erwartet, dass der Redakteur sie dann für die Erwachsenen-Seiten vorschlägt. 

Aber mir tat es so leid, dass sie dann so niedergeschlagen lange nichts mehr schrieb. 

Und schade auch, dass sie nicht weiter aufs Gymnasium durfte, obwohl die Lehrerin es für gut befunden hat. Aber Tove kommt aus einer "einfachen" Familie, da hat man andere Pläne. Noch nicht einmal eine Lehre durfte sie machen.....  Aber früher zahlte man ja noch Lehrgeld, und wenn sie im fremden Haushalt hilft, dann verdient sie ein wenig Geld (und kostet nichts mehr oder wenig, da sie ja Geld zu Hause abliefern kann).

Ja, das Nachwort ist sehr gut und auch erklärend, so dass man die "Kindheit" etwas besser versteht. Ich finde es krass, dass sich die Autorin mit 58 Jahren das Leben genommen hat. Aber sie hat ja schon als kleines Kind viel über den Tod nachgedacht....

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
lese-esel kommentierte am 11. Februar 2021 um 16:43

Ich habe einfach mal gegoogelt! Eine sehr bewegte Biographie hatte die Autorin.

Sie war vier Mal verheiratet und hatte mit dem zweiten, dritten und vierten Ehemann jeweils ein Kind. In der ersten Ehe war sie mit dem 30 Jahre älteren Schriftsteller und Journalisten Viggo Frederik Mølle verheiratet (Hochzeit 1939 - da war sie selber 22 Jahre alt).

ihr Leben ist - so wie es ausschaut - in erster Linie sehr düster und trüb mit vielen Tiefschlägen.

Interessant ist zudem, dass eine norwegische Liedermacherin ihre Gedichte vertont hat.

##########

"Ich bin sehr gespannt auf die folgenden 2 Bände." Ja, das bin ich nun auch, aber genauso werde ich mal Ausschau nach anderen Romanen halten, die auch schon in den 1970er, 1980er Jahren in deutsch erschienen sind. 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Nil kommentierte am 13. Februar 2021 um 09:42

Das Tove nicht aufs Gymnasium darf ist ein herber Schlag. Wie ausgeliefert man zur damaligen Zeit war nur weil sie ein armes Mädchen war. Grausam. Heute zum Glück undenkbar. Die Erungenschaften der sozialen Gemeinschaft wertschätzt man nach solch einer Lektüre noch mal ganz anders!

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
nicigirl85 kommentierte am 16. Februar 2021 um 07:23

Leider kommt es auch heute noch vor, dass Kinder aus armen Familien nicht aufs Gymnasium kommen, weil sie keine Empfehlung dafür kriegen. Da wird dann davon ausgegangen, dass die Unterstützung in der Familie fehlt. Kann man gut nachlesen bei Jeremias Thiel in "Kein Pausenbrot, keine Kindheit, keine Chance".

Allerdings gebe ich dir Recht, dass dann nicht nur Mädchen, sondern alle Geschlechter dann davon betroffen sind.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
lese-esel kommentierte am 17. Februar 2021 um 09:04

Ja, und es hängt immer noch vom Rollenbild / Rollenverständnis ab, das in diversen sozialen Schichten dominiert.

Man sieht es ja, dass Kinder, die aus *gebildeten* Familien kommen eher die Abi-/Unilaufbahn einschlagen.

Und es ist ja oft - leider auch umgekehrt der Fall - dass Kinder aus vielen Familien, wo die Eltern Abi haben / studiert haben, auch diesem Weg einschlagen müssen. Da wird es nicht gerne gesehen, wenn sie den Ausbildungsweg einschlagen wollen oder gar 'Handwerker' werden wollen. Oft heißt es - egal welch abweichende Richtung eingeschlagen wird: "Was sollen denn da die Anderen sagen?!" (Leider!)

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Naibenak kommentierte am 17. Februar 2021 um 10:31

Ja genau, das Ansehen in der Gesellschaft ist immens wichtig. Nach wie vor ist es bei vielen so, wenn auch laaaange nicht mehr so krass wie damals. Aber hier im Buch geht es noch um eine Zeit, in der es meines Erachtens wichtig war, nach außen hin besonders korrekt zu erscheinen und stark, als hätte man alles im Griff und Probleme gibt es nicht. Das bewirkt m.M.n. auch, dass die Mutter so "kalt" ist bzw erscheint. Das eigene Ansehen in der Gesellschaft schien im Fokus zu stehen. Hauptsache, man wird nicht zu Gesprächsstoff in der Nachbarschaft - das wäre nicht zu ertragen gewesen... Heute ist das schon deutlich lockerer, man legt den Fokus vermehrt auf sich selbst, nimmt psychologische Hilfe in Anspruch etcpp... Das gab es damals nicht. 

Thema: Lieblingsstellen
cybergirl kommentierte am 06. Februar 2021 um 12:11

Eine Lieblingsstelle ist schwer zu benennen. Mir hat das ganze Buch gefallen. Besonders berührend fand ich die Gedichte. Man muss bedenken, dass Tove sie als Kind geschrieben hat. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
darkola77 kommentierte am 06. Februar 2021 um 12:52

Mit diesem wunderbaren Büchlein verfliegt die Zeit – so wie in dem zweiten Leseabschnitt auch für Tove die Zeit ihrer Kindheit, die „dünn und platt wie Papier“ (S. 73) wurde. Sie fühlt sich nicht zugehörig, weder der Welt der Erwachsenen, noch der der Kinder, und letztendlich scheinen es auch nicht Alter und Entwicklungsstand zu sein, die sie von anderen Menschen trennen. Tove ist eine Einzelgängerin, weil ihr Identifikationsmöglichkeiten und Verständnis anderer fehlen, der Austausch mit Menschen, die ihren Gedanken und Gefühlen und zuvorderst ihrem Schreiben gegenüber offen und vorurteilsfrei sind. Immer wieder wünscht sie sich nur den einen Menschen, der ihre Gedichte versteht, der sie mit Interesse und Ernsthaftigkeit betrachtet, sie als das zu sehen vermag, was sie sind: Kunst.

Sind Toves Empfinden, ihre Weltsicht und ihre hohe literarische Begabung das, was Tove von anderen trennt, so ist ihre Poesie zugleich auch ihre Zuflucht in einer Zeit der Einsamkeit und Traurigkeit. Ohne eine wahre Freundin oder Freund an ihrer Seite, ohne einen Seelenverwandten das Erwachsenwerden erleben zu müssen, ist eine große Bürde für sie, verstärkt durch die fehlende emotionale Nähe in ihrer Familie. Toves Flucht in ihr Schreiben ist eine Flucht in sich selbst, ihre Worte, mit denen sie Gefühlen Ausdruck verleiht, die sie sonst mit keinem teilen, auf keinem anderen Wege zu äußern zu vermag.

Ich habe diesen Leseabschnitts als sehr bedrückend wahrgenommen, als ein Warten Toves auf eine Zeit, in der sie verstanden, angenommen und angekommen sein wird. Ich hoffe für die Tove, dass diese Zeit bald kommen mag – mit all dem Erhofften und Erträumten.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
alasca kommentierte am 07. Februar 2021 um 18:15

Ich fürchte nicht - der dritte Band der Reihe von Ditlevsen heißt "Abhängigkeit". Ich hoffe, das bezeichnet nur die Anfangssituation des Buches und es ändert sich was im Verlauf ... 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
darkola77 kommentierte am 07. Februar 2021 um 18:28

Ich bin da auch wenig positiv - und werde zu dieser Frage mal das Nachwort der Übersetzerin lesen.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus kommentierte am 14. Februar 2021 um 19:29

Ja, aber habt Ihr das Lesezeichen mit ihrem fröhlichen, selbstbewussten Foto gesehen? Auch der dritte Band ist für sie bereits Vergangenheit. Das sagt mir jedenfalls dieses Foto. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
darkola77 kommentierte am 14. Februar 2021 um 20:50

Ein Blick in ihre Biographie bzw. ihr Leben und Sterben lässt mich leider, leider daran zweifeln...

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus kommentierte am 15. Februar 2021 um 22:41

Okay... : (

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
lese-esel kommentierte am 15. Februar 2021 um 22:49

Ja, die Biographie lässt auf ein eher unausgefülltes Leben mit vielen Tiefschlägen schließen. Sie hat sich ja dann auch mit 58 Jahren das Leben genommen.... (Tragisch!)

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Sursulapitschi kommentierte am 15. Februar 2021 um 23:12

Ich habe gerade den Folgeband angefangen. Da ist sie 14 und scheint plötzlich ein gutes Verhältnis zur Mutter zu haben. Ist wohl alles ein bisschen relativ.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus fantasierte am 16. Februar 2021 um 23:40

(Oh. Jetzt bin ich schon wieder doppelt. Mist.)

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus kommentierte am 16. Februar 2021 um 23:37

Das ist aber Realität. Familiäre Bindungen können sehr stark sein. Und dynamisch. Letztendlich muss man auch der Mutter zugestehen, dass sie sich weiterentwickelt. (Aber Du sollst doch nicht spoilern, Sursu!)

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Livre86 kommentierte am 10. Februar 2021 um 15:39

 "Ich hoffe für die Tove, dass diese Zeit bald kommen mag – mit all dem Erhofften und Erträumten."

Ich hoffe auch, aber der dritte Band "Abhängigkeit" sagt schon einiges darüber aus. 

Thema: Lieblingsstellen
darkola77 kommentierte am 06. Februar 2021 um 13:02

Immer wieder entdecke ich Lieblingsstellen in diesem Buch, vielleicht wird es deswegen auch zu einem "Lieblingsbuch" von mir.

Im zweiten Leseabschnitt sind mir ganz besonders die wunderschönen, emotionalen, mich sehr berührenden Gedichte Toves in Erinnerung geblieben. Sie sind so voller Sehnsucht nach einer Zeit, die hoffentlich für sie noch zu kommen vermag.

Besonders getroffen haben mich Toves Worte nach dem emotionalen Begreifen, dem Realisieren des Todes der Großmutter: "Nie mehr wirst du mir echte Butter aufs Brot schmieren, und alles, was du mir nicht über dein Leben erzählt hast, wird jetzt nie mehr verraten werden." (S. 84)

Was wissen wir eigentlich von unseren geliebten Menschen?
 

Thema: Lieblingsstellen
lese-esel kommentierte am 11. Februar 2021 um 22:22

Kindheit und Dinge bzw. Essenssachen, die Kinder besonders fanden, die bleiben in Erinnerung. Mit dem wohligen Butterbrot hat Tove auch sowas wie Zuneigung erfahren und mit dem Butterbrot behält sie die Oma auch in guter Erinnerung. Eine der wenigen guten Erinnerungen.

Ja, auch die Erfahrungen, die sie mit den Büchern gemacht hat, bleiben Tove in guter Erinnerung. 

"Was wissen wir eigentlich von unseren geliebten Menschen?"

Ja, das frage ich mich manchmal auch. Und erst wenn sie gegangen sind, dann fallen einem oft Fragen ein, die man gerne hatte stellen wollen, aber zu Lebzeiten hat man sich nicht getraut oder man hat gedacht, man hätte noch genügend Zeit, diese Fragen zu stellen.

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
Naibenak kommentierte am 06. Februar 2021 um 16:30

"..., und ich träume immer davon, einen geheimnisvollen Menschen zu treffen, der mir zuhört und mich versteht. Ich weiß aus Büchern, dass es solche Menschen gibt,...." (S.37)

Wie schön, dass Tove so ein schlaues und belesenes Mädchen ist. Und schön, dass ihr Vater sie diesbezüglich auch gewähren lässt, das ist zu der Zeit ja nicht selbstverständlich. Auf diese Weise kann sich Tove Träume und Hoffnung schaffen, die sie durchhalten lassen. Ich denke, zumindest ein wenig trägt das Lesen dazu bei. Sie weiß schon genau, was sie will und lässt sich nicht unterkriegen.

Ein wirkliches wunderbares, trauriges, poetisches, schönes und interessantes Buch ist das! Toll geschrieben, zum Innehalten & Nachdenken.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
nicigirl85 kommentierte am 06. Februar 2021 um 20:14

Ich finde das Geschilderte nach wie vor bedrückend. Die Erwachsenen sind nur am saufen und voller Gewalt. Eine normale Kindheit scheint mir in den Verhältnissen, in denen Tove aufwächst nicht möglich zu sein.

Erstaunlich sind ihre Gedichte, die so schön sind und die sie bereits in so einem zarten Alter schreibt. Ich finde diese stehen in einem harten Kontrast zum echten Leben, von daher passt das wenn ihr Bruder sagt, dass alles darin gelogen ist. Während die Gedichte wunderschön und voller Hoffnung sind, ist es das Leben eben nicht.

Die Freundin Ruth ist ein kurzer Lichtblick in ihrem Leben. Ich hätte ihr nur zu gern gewünscht, dass die Freundschaft mehr Bestand gehabt hätte.

3 Monate Krankenhaus mit Diphtherie. Ob die Genesung solange gedauert hat, weil alle Kinder das hatten dort im Saal und sich immer wieder angesteckt haben? Das ist in jedem Fall eine Krankheit die durch Impfen weg ist, was nur zu begrüßen ist.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Nil kommentierte am 10. Februar 2021 um 20:29

Ja, äußerst schade, dass die Freundschaft zu Ruth nur so kurz weilt, weil die arme Tove auch noch krank wurde. Alleine 3 Monate in der Klinik, isoliert. Furchtbare Vorstellung! Und hinterher ist die Freundin keine mehr...

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
Nil kommentierte am 07. Februar 2021 um 09:11

Wenn man den ersten Teil gelesen hat, fragt man sich wie es Tove Ditlevsen geschafft hat so reflektiert ihr Leben zu betrachten.

Ihre Kindheit war düster, von Kummer geprägt. Sie lässt uns mit ihrer melancholischen Art spüren wie es gewesen war damals.  Die Sprache ist vielfältig und eindringlich. Viele Sätze muss oder möchte man gerne 2x lesen, wie beispielweise diesen: 

"Die Kindheit ist lang und schmal wie ein Sarg, aus dem man sich nicht alleine befreien kann." (S. 31)

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
milkshake kommentierte am 07. Februar 2021 um 11:05

So, nach einer sehr stressigen Woche konnte ich mich endlich den ersten Seiten von Tove Ditlevsen Kindheit widmen. Und was soll ich sagen, sie haben voll bei mir eingeschlagen, was ich zum einen dem sehr beobachtungsstarken und sprachverliebten Stil zuschreibe und zum anderen fühle ich eine starke Verbindung zu Tove, ihrem Erleben und ihren Erfahrungen. Bereits jetzt habe ich wahnsinnig viele Sätze markiert, bin gespannt was da noch kommt!

Thema: Deine Meinung zum Buch
cybergirl kommentierte am 07. Februar 2021 um 13:47

Vielen Dank, dass ich das Buch lesen durfte.
Hier meinen Link zu rezension
https://wasliestdu.de/rezension/einfuehlsame-und-prosaische-erzaehlung

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
GaudBretonne kommentierte am 07. Februar 2021 um 15:43

Aus jeder Zeile wird deutlich, wie sehr sich die kleine Tove nach Liebe, Geborgenheit und Verständnis gesehnt hat, die ihr verwehrt wurden. Ihre Sensibilität lässt sie leiden, ihre Klugheit verleiht ihr die Fähigkeit die Maske der Dummheit aufzusetzen. Diese ist meines Erachtens gleichermaßen ihr Schutz und ihr Verderben. Denn durch sie, kann sie niemals als die, die sie ist, wahrgenommen werden. Vor dem historisch-soziologischen Hintergrund ist das sicherlich als Überlebensstrategie zu begreifen. Die Autorin selbst erfährt dadurch schwerwiegende Traumata. Gleichzeitig sind sie scheinbar die Quelle ihrer Werke und das Schreiben hier Therapie. Neben der bereits im ersten Teil von mir hochgelobten empfindsamen und metaphorischen Sprache stellt die Radikalität des Autofiktionalen des Textes das Faszinierende dar. Dominierendes und elementares Element ist in diesem zweiten Teil das Gefühl der  "Fremdheit". Niergends erscheint Tove "zugehörig ". Der sich identifizieren Leser wird mit voller Wucht von diesem Gefühl und der Sensibilität der kleinen Dänin "umgehauen". 
Ich hoffe, dass sie im dritten Teil die Liebe und Anerkennung erfahren kann, die ihr gebühren. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus kommentierte am 14. Februar 2021 um 19:36

Ich muss gerade lächeln. Du erinnerst mich an eine Deutschlehrerin, die ich einst hatte und die so etwas wie meine Lieblingslehrerin war : )

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
GaudBretonne kommentierte am 07. Februar 2021 um 16:03

Fast jeder Satz in diesem kleinen Band hat mich tief berührt. Tove ist eine erstaunliche Persönlichkeit, die schon sehr früh wusste, was sie trotz der gesellschaftlichen Grenzen wollte und konnte.  Sie scheint, wie in eine falsche Zeit geboren zu sein. Ihre absolute Einsamkeit ist erschreckend und gleichzeitig doch, ohne den pädagogischen Zeigefinger zu benutzen, eine Mahnung an den Leser, genau hinzusehen. 
Konsequenterweise endet das Buch nur mit einem Ausblick und macht Lust auf mehr (Band 2 und 3 werde ich ganz sicher auch lesen). Ein Happyend wäre nicht  glaubwürdig.

Der Begriff Seelenbibliothek wird mich so schnell nicht loslassen. So begeistert ich vom Einstieg auf der sprachlich-stilistischen Ebene war, so ergriffen bin ich auch vom Ende:

"Ich lese in meinem Poesiealbum, während die Nacht an meinem Fenster vorbeiwandert, und ohne, dass ich es weiß, sinkt meine Kindheit leise auf den Grund der Erinnerungen, dieser Seelenbibliothek, aus der ich bis an mein Lebensende Wissen und Erfahrungen schöpfen werden."

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
lese-esel kommentierte am 11. Februar 2021 um 16:13

"Seelenbibliothek" ist ein wunderbarer Begriff. Und beim Lesen der Kindheitseisode habe ich ständig auch meine Kindheit vor Augen gehabt und mich gefragt, was für Ereignisse oder Begegnungen mich geprägt haben und welche ich ab und zu noch mal hervorgrabe - positive wie negative Ereignisse.... 

Und der Satzteil: "sinkt meine Kindheit leise auf den Grund der Erinnerungen" hat etwas Trauriges, denn wenn etwas sinkt, dann geht es unter. Ein Untergang hat für mich was Bedrohliches und Tödliches - es ist ausgelöscht (wird vielleicht mal zum Fossil).... 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Naibenak kommentierte am 13. Februar 2021 um 19:24

"Und der Satzteil: "sinkt meine Kindheit leise auf den Grund der Erinnerungen" hat etwas Trauriges, denn wenn etwas sinkt, dann geht es unter."

Ja das dachte ich auch beim Lesen. In diesem Satz liegt große Trauer, die ja bereits zuvor von Tove angesprochen wurde. Und dennoch ist der Begriff "Seelenbibliothek" etwas sehr Besonderes und sie zeigt auch, dass Erinnerungen in positiver Weise ein Leben lang wirken.

Thema: Lieblingsstellen
GaudBretonne kommentierte am 07. Februar 2021 um 16:23

Beim Lesen eurer Kommentare konnte ich wieder nur nicken! Ihr habt tolle Zitate ausgewählt. Allerdings habe ich mindestens noch 50 weitere Stellen markiert. Fast jeder Satz ist absolut poetisch.
Der kleine Band ist demnach sprachgewaltig und inhaltlich steht er dem durch die radikale Subjektivität der Perspektive nicht nach.  

Wie schon erwähnt, hat mich der zweite Satz bereits überzeugt. So begeistert ich vom Einstieg auf der sprachlich-stilistischen Ebene war, so ergriffen bin ich auch vom Ende. Daher hier meine Lieblingszitate:

Sie [Anmerkung: die Hoffnung]  saß als flüchtiger Schimmer im glatten, schwarzen Haar meiner Mutter, das ich nie zu berühren wagte, und sie lag mir auf der Zunge wie der Zucker im lauwarmen Haferbrei, den ich langsam verspeiste, während ich ihre schmalen, gefalteten Hände betrachtete, die reglos auf den Zeitungsberichten über die Spanische Grippe und den Versailler Vertrag ruhten."

Ebenso der letzte:  "Ich lese in meinem Poesiealbum, während die Nacht an meinem Fenster vorbeiwandert, und ohne, dass ich es weiß, sinkt meine Kindheit leise auf den Grund der Erinnerungen, dieser Seelenbibliothek, aus der ich bis an mein Lebensende Wissen und Erfahrungen schöpfen werde."

Der Begriff Seelenbibliothek wird mir jedenfalls noch lange in Erinnerung bleiben.

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
alasca kommentierte am 07. Februar 2021 um 16:41

Eine unglaublich dichte Sprache. Gleichzeitig kindlich und alt, aber nicht altklug - man nimmt ihr diese Gedanken alle ab, trotz ihres geringen Alters. Zur Charakterisierung der Figuren genügen ihr wenige Sätze, z. B. über ihre Tante Rosalia - in drei Sätzen eine Frau und eine kleine Tragödie (der Kinderlosigkeit) skizziert. 

Auch die Mutter wird toll gezeichnet - am aufschlussreichsten, wenn sie deren Wirkung in der und auf die Außenwelt beschreibt, wo sie plötzlich kleiner ist als die Bedeutungsriesin, die sie für ihre Tochter innerhalb der Familie erscheint. 

Und was sie über Kindheit sagt, ist so ziemlich das Klügste, was ich seit langem darüber gelesen habe. Ich bin sehr beeindruckt!

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
Federfee kommentierte am 07. Februar 2021 um 18:29

Gleichzeitig kindlich und alt

Da kann ich dir nur zustimmen, gut gesagt.

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
Naibenak kommentierte am 08. Februar 2021 um 09:11

Ich stimme dir in allen Punkten zu :-) Das "Kindheit"-Kapitel (sechs) hat mich auch tierisch fasziniert. Das ist so eines, in dem man alles anstreichen könnte ;-)

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
milkshake kommentierte am 07. Februar 2021 um 16:45

Was mich am meisten traurig stimmt, ist die Tatsache, dass Tove, ein Mädchen mit so viel Potenzial und Fantasie, in ihrem Zuhause wie in einem Käfig lebt. Dass sie sich nicht frei entfalten kann, immer eine Maske tragen und die Dümmliche mienen muss. Es ist fürchterlich zu lesen, wie die Erwartungen von außen sie klein halten und sie dazu zwingen, immer in ein Kostüm zu schlüpfen, das ihr nicht passt. 

Ich bin wahnsinnig gespannt drauf weiterzulesen und zu erfahren, wie Tove sich irgendwann von diesen Erwartungen emanzipieren gelernt hat (hoffe ich..). Die Folgebände werde ich definitiv lesen, davon hatte Tove mich aber bereits zu Anfang überzeugt.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus kommentierte am 14. Februar 2021 um 19:42

Sie emanzipiert sich ja bereits - das ist für mich das Faszinierende an diesem Kind, dass sie bereits etwas davon versteht, was hier gespielt wird, und sich dem Spiel teils erfolgreich entzieht. Sie weiß, dass sie ihre Gedichte braucht, und sie weiß, warum sie sie vesteckt. Und sie lässt sich nicht beirren in ihrem festen Glauben, dass sie später einmal Bücher veröffentlichen wird. Das ist stark. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
lese-esel kommentierte am 14. Februar 2021 um 20:14

ja, das ist klasse, wenn man jung solche großen Träume hat und an diesen festhält. Das zeigt, dass Tove an sich geglaubt hat!

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
nicigirl85 kommentierte am 07. Februar 2021 um 16:57

Ehrlich gesagt lässt mich der Roman ganz schön bedrückt zurück, denn die Kindheit war ja nun keine sonderliche Freude, aber das was auf Tove jetzt zu warten scheint, das scheint noch viel schlimmer zu werden.

Dass sie nicht aufs Gymnasium gehen kann, das ist wirklich eine Verschwendung. Wirklich sehr schade.

Alles wirkt irgendwie so lieblos in ihrer Welt. Da spendieren ihr die Eltern ein letztes Mal Schuhe zur Konfirmation, danach muss sie selbst Geld verdienen und auch Geld an ihre Eltern abgeben. Als wenn sie sich ausgesucht hätte das Kind ihrer Eltern zu sein, aber leider war es damals nun einmal so, dass alle mit anfassen mussten. Zum Glück sind die Zeiten heute etwas anders.

Ihre Gedichte werden nicht genommen, wahrscheinlich hat der Redakteur sie mit 14 nicht so recht Ernst genommen. Mir gefällt, dass sie dennoch nicht aufgibt.

Ich stelle es mir auch schwer vor Hausmädchen zu sein, wenn ich weder putzen noch kochen kann. Mir wurde so etwas als Kind und Teenager beigebracht. Ich frage mich warum Toves Mutter das nicht auch bei ihr gemacht hat...

Eine Armbanduhr zur Konfirmation, was für ein schönes klassisches Geschenk. Ich habe mir von meinem ersten Gehalt Ende 2005 auch eine schöne Damenarmbanduhr gegönnt. Damals war das noch etwas, aber da gab es ja auch noch keine Smartwatches.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Sabine_AC kommentierte am 22. Februar 2021 um 19:39

Bei mir ist auch Bedrückung geblieben. 

Und ich bin hin- und hergerissen, was die beiden Folgebücher betrifft. Ich möchte sie sehr gern lesen, schon der Sprache wegen, und weil Tove Ditlevsen einfach soo viel Ausdruck in den knappen Worten hat, so viel Poesie. Anderseits erwarte ich, erst Recht, nachdem ich das Nachwort glesen habe, dass Toves weiteres Leben noch düsterer, unverstandener und trauriger verläuft.

Thema: Lieblingsstellen
nicigirl85 kommentierte am 07. Februar 2021 um 16:59

Aus dem 3. Leseabschnitt:

"Die Zukunft ist ein monströser, übermächtiger Koloss, der bald auf mich herabstürzen und mich zertrümmern wird."

Puh das ist schon hart, wenn man so seine Zukunft sieht und wahrnimmt. Wenig Hoffnung.

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
Livre86 kommentierte am 07. Februar 2021 um 17:27

So ich habe nun auch den ersten Teil beendet. Was ich bisher gelesen habe, ist toll. Ich nehme mir bewusst mehr Zeit fürs Lesen und möchte nicht einfach so durchrauschen. Die Sätze sind so schön, so poetisch. Ich mag den distanzierten Schreibstil, als wäre ich nur eine Beobachterin am Rande. 

Tove mag ich total gerne. Sie ist klug und wirklich was Besonderes. Sie wird unterschätzt von den Leuten und Familie. 

Ihren Vater kann ich bisher gut leiden. Ich mag seine belesende Art. Ihre Mutter ist strange. Da kommt überhaupt keine Wärme rüber. Hat ihre Mutter Depressionen oder ist sie nur eine gefühlskalte Frau? Edvin ist ein bisschen blass, ist nicht schlimm, die Hauptperson ist ja Tove. Vater und Mutter sind total grundverschieden, wie konnten sie sich nur ineinander verlieben?! Oder war es nur eine Vernunftehe, weil ihre Mutter schwanger geworden ist?

Typisch für das Jahrhundert, dass die Mädchen nichts zu sagen haben und nichts dürfen. Aber Tove wird bestimmt ihren Weg gehen. 

Thema: Bewerbung um ein Freiexemplar
alasca kommentierte am 07. Februar 2021 um 18:21

Was mir in diesem Abschnitt am meisten auffiel, waren die negativen Auswirkungen von Unbildung und Dummheit, man weiß gar nicht, wie man da unterscheiden soll. Beispiel die Zahnbürste für Tove, über die sich die Mutter aufregt. Unbildung bewirkt, dass die Welt völlig verzerrt wahrgenommen wird; es ist, als könnten diese Menschen die wahre Welt nicht erkennen. Das ist wirklich sehr gut dargestellt.

Gleichzeitig die moralische Verlogenheit. S. 54: "Die Erwachsenen sind (...) schnell dabei, andere zu verurteilen, halten aber nie Gericht über sich selbst."

Witzig fand ich dieses Zitat: "Ich kann nicht verstehen, wie man die Sprache, dieses feine und sensible Instrument, derart grausam misshandeln kann..." wo Tove darüber sinniert, dass schlechte Bücher "unschuldigen Kindern" empfohlen werden. :-) S. 59 

Übrigens finde ich die Seitenzahlen fast unleserlich - warum die Entscheidung für diesen fetten Font, der die Unterschiede der Zahlen nivelliert? 

 

Thema: Lieblingsstellen
alasca kommentierte am 07. Februar 2021 um 18:23

"Ich weiß, dass man manchmal lügen muss, um die Wahrheit zum Vorschein zu bringen."

Das scheint mir eine gute Zusammenfassung von Autofiktion zu sein. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
hej_katia kommentierte am 07. Februar 2021 um 19:12

So ein dünnes Büchlein und doch so viel zwischend den Seiten. Toves Kindheit bricht mir wirklich das Herz. Sie nimmt sich immer und immer wieder zurück, nur um nicht negativ aufzufallen. Sei es, weil sie Gedichte liebt, weil sie klug ist oder auch nur, weil sie als Mädchen geboren wurde, in einer Zeit, in der Mädchen offensichtlich weniger wert waren. 

Ihre Gedichte sind wunderschön. Finde jedoch die Vorstellung, dass ein kleines Mädchen von knappen 10 Jahren solche Gedicht schreibt, irgendwie ein wenig befremdlich. Auch wenn Tove selbst schreibt, sie habe ihre Kindheit bereits aufgebraucht, in meinem Kopf ist sie dennoch kein 10 jähriges Mädchen. 

Was mir ebenfalls aufgefallen ist, die Menschen werden ständig als hässlich beschrieben. Eine Figur wird eingeführt und es wird expliziert erwähnt, wie hässlich diese ist. Ich frage mich, warum das eine solche Bedeutung für Tove hatte. 
 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
alasca kommentierte am 08. Februar 2021 um 16:29

Ich schließe daraus, dass Tove einen ausgeprägten Sinn für Schönheit hat. Vielleicht ist es auch metaphorisch gemeint.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus kommentierte am 14. Februar 2021 um 19:58

Ja, befremdlich findet ihre Umwelt das Mädchen ja auch. Ich habe auch als Kind vereinzelt „Gedichte“ geschrieben und nehme die unendliche Kluft wahr zwischen meinen verspielten und absichtslosen Versuchen und ihrem tiefen und wortgewandten Ausdruck. Trotzdem wundert es mich nicht, wenn ich lese, wie sie dieses Buch schreibt. So schreibt jemand, der früh geübt hat. Außerdem muss man bedenken, was für extrem gute Vorbilder sie hatte durch die Bücher, die sie las. Ich kenne das von mir nur aus der Musik. Ich habe als Kind viel und ausschließlich klassische Musik gehört und Popmusik geringgeschätzt wie Tove die Kinderbücher (heute bin ich nicht mehr so intolerant), und ich fing früh an, auf dem Klavier zu improvisieren und das Material, das ich von meinen Klassikern kannte, dabei zu imitieren. Deswegen kann ich mir Tove und ihr Dichten sehr gut vorstellen. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
lese-esel kommentierte am 14. Februar 2021 um 20:21

"Außerdem muss man bedenken, was für extrem gute Vorbilder sie hatte durch die Bücher, die sie las. Ich kenne das von mir nur aus der Musik. Ich habe als Kind viel und ausschließlich klassische Musik gehört" (Arbutus)

Ja, man wird geprägt, von dem was man so hört / liest. Mir ging es da so wie Dir, das mit der klassischen Musik kenne ich. Ich wurde ausgelacht, als ich mir in der 6. Klasse "Beethovens Fünfte" für ein Wunschkonzert gewünscht habe; die Lehrerin dachte sogar, ich wolle sie verarschen. Aber damals war es mein Ernst! Erst durch dieses Ereignis habe ich das Radio nach anderen Sendern gesucht.....

Und wenn Tove zu Hause nur solche Literatur vorfindet, dann wird sie auch geprägt. Und dass sie dann auf dem Niveau auch weiterlesen möchte wenn sie in die Bücherei geht, ist das durchaus nachvollziehbar. Sie ist ja auch sehr klug und geistig frühreif. Sie hat sich ja auch das Lesen selber beigebracht!

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus kommentierte am 15. Februar 2021 um 22:45

Wie war denn DIE Lehrerin drauf? ... 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
lese-esel kommentierte am 15. Februar 2021 um 22:54

"Wie war denn DIE Lehrerin drauf? ... "

Das hat mich damals schon verletzt, denn es war mein voller Ernst. Klassik ist immer noch eine gern-gehörte Musik. (Aber meine Eltern haben damals keine Pop- und Rockmusik gehört, so hatte ich kaum Berührungspunkte.) 

 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
darkola77 kommentierte am 07. Februar 2021 um 21:19

Wunderbar in Wort und Bild aber auch bedrückend, gar traurig in dem Geschilderten habe ich den dritten Leseabschnitt erlebt. Tove bleibt der Besuch des Gymnasium verwehrt, ihre Zukunft scheint vorbestimmt, ängstigt sie, schreckt sie ab: „Die Zukunft ist ein monströser, übermächtiger Koloss, der bald auf mich herabstürzen, mich zertrümmern wird.“ (S. 91). Ihr Traum, ihre Gedichte in der Zeitung zu veröffentlichen, scheint sich erst einmal zerschlagen zu haben. Sie wird als Hausmädchen eine Stelle antreten müssen und weiterhin in diesem kalten Elternhaus, in dem sie niemand zu verstehen vermag, wohnen. Und eben dieses Gefühl der Fremdheit, des Anderseins ist es auch, was Tove immer weiter von anderen Menschen trennt, unterscheidet, einen Umgang mit ihnen nahezu unmöglich erscheinen lässt: „Es quält mich sehr, dass ich mittlerweile gar keine echten Gefühle mehr zu besitzen scheine, sondern immer nur so tue, indem ich die Reaktionen der anderen nachahme.“ (S. 109)

Mit der Konfirmation fallen die letzten Reste von Toves Kindheit schließlich von ihr ab „wie Schuppen von sonnenverbrannter Haut, und darunter kommt eine falsche, unmögliche Erwachsene zum Vorschein.“ (S. 114-115) Eine denkbar schlechte Voraussetzung für ein selbstbestimmtes, erfülltes, glückliches Leben. Und genau diese Befürchtungen scheinen sich dann auch beim Lesen des Nachwortes zu bestätigen. Tove scheint auch im weiteren Leben sehr viel Unglück, Schmerz, Verzweiflung widerfahren zu sein. Ihr Ende hat sie dann selbst gewählt.

Schon lange hat mich ein Buch nicht mehr so berührt, angesprochen, mit in eine Welt lange vor meiner eigenen gezogen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
nicigirl85 kommentierte am 08. Februar 2021 um 08:05

Ich finde so spannend wie man das interpretieren kann. In meiner Jugend (ich bin Jahrgang 1985). da war das etwas richtig Großes mit Jugendweihe und Konfirmation. Da zählte man dann bald zu den Erwachsenen, hat vielleicht das erste Mal einen sitzen gehabt und von dem geschenkten Geld sich mal etwas Größeres gekauft oder wie ich für den Führerschein gespart. Das war aber nie damit verbunden, dass man nun sein eigenes Geld verdienen muss und die Kindheit schlagartig vorbei ist.

 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
darkola77 kommentierte am 08. Februar 2021 um 22:49

Und hoffentlich war das auch ein Ereignis, auf das Du Dich freuen konntest und Dir positiv in Erinnerung geblieben ist! Für Tove ist dieser Tag ja schon im Vorfeld mit ganz viel negativen Gefühlen verbunden.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
lese-esel kommentierte am 11. Februar 2021 um 16:29

 

"Und eben dieses Gefühl der Fremdheit, des Anderseins ist es auch, was Tove immer weiter von anderen Menschen trennt, unterscheidet, einen Umgang mit ihnen nahezu unmöglich erscheinen lässt:"

Ja, das tut irgendwie auch weh, dann sie hat niemanden, den sie sich anvertrauen kann. Sie schreibt ja auch, dass die Gespräche stets oberflächlich sind. Richtige Freunde hat sie ja auch nicht. Sie ist einfach in einem für sie falschen Umfeld aufgewachsen! Schreiben ist ihre Welt, aber das versteht keiner aus ihrer Familie. 

Sehr berührend finde auch: "Meine zerfetzte Kindheit flattert um mich herum, und kaum habe ich ein Loch gestopft, taucht an einer anderen Stelle ein neues auf (EBook, S.80)" - zerfetzt, das ist kaputt und so negativ belastet, es war keine heile Kindheit, wie man sich es eigentlich als Kind wünscht und für ein Kind wünscht. 

Und die Mutter ist eine unsympathische Person, so voller Argwohn und Missgunst! Das sieht man auch im Verhältnis zu ihrem Sohn, denn sie sieht es nicht gern, dass er eine Freundin hat. Sie denkt auch nur schlecht von der Welt! ich kann Edvin voll verstehen, dass er so schnellstmöglich das Elternhaus, das für mich auch wie ein Gefängnis ohne Privatsphäre ist, verlassen möchte.

 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
darkola77 kommentierte am 12. Februar 2021 um 01:07

"Schreiben ist ihre Welt" - ganz besonders erschreckend ist, dass nicht nur niemand Tove zu verstehen vermag, sondern dass es, abgesehen von ihrem Bruder, auch niemanden in ihrer Familie gibt, der sich dieses Essentiellem, ganz Wesentlichem über Tove überhaupt bewusst ist.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
darkola77 kommentierte am 12. Februar 2021 um 01:03

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Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Sursulapitschi kommentierte am 13. Februar 2021 um 09:02

Richtige Freunde hat sie ja auch nicht. Sie ist einfach in einem für sie falschen Umfeld aufgewachsen! Schreiben ist ihre Welt, aber das versteht keiner aus ihrer Familie. 

Sie hätte wenigstens eine Lehrerin, Tante, Onkel, Nachbarin, egal wen, irgendeine Unterstützung gebraucht, aber da war niemand, der sie verstehen wollte. Es scheinen alle nur zu meinen, sie ist anders und das ist schlecht. Furchtbar tragisch. 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
darkola77 kommentierte am 13. Februar 2021 um 12:00

Ja, in Toves Umfeld scheint niemand den Willen oder das Empathievermögen zu besitzen, auf sie einzugehen und sich auf sie einzulassen. Traurig.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Naibenak kommentierte am 13. Februar 2021 um 19:39

"Es quält mich sehr, dass ich mittlerweile gar keine echten Gefühle mehr zu besitzen scheine, sondern immer nur so tue, indem ich die Reaktionen der anderen nachahme.“ (S. 109)

dieser Satz und die folgenden haben auch mich sehr nachdenklich gemacht. So weit ist es schon gekommen, dass Tove durch ihre Fremdheit und Maske gar nicht mehr in der Lage ist, auch nur hin und wieder sie selbst zu sein. Sie verliert sich selbst zunehmend und das ist schon etwas beängstigend. Zum Glück schreibt sie weiter, die einzige Möglichkeit, noch bei sich selbst zu bleiben, glaube ich. 

 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
darkola77 kommentierte am 14. Februar 2021 um 20:57

Scheinbar keine eigenen Emotionen mehr zu besitzen, sich selbst nicht fühlen zu können, sind für mich Zeichen einer fortgeschrittenen Entfremdung, des Verlustes der Verbindung zu sich selbst, dem eigenen Wesen, dem eigenen Sein. Erschreckend, beunruhigend und verstörend - möglicherweise schon in einem pathologischen Sinne.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Naibenak kommentierte am 17. Februar 2021 um 10:34

Ja, ich finde es auch erschreckend. Aber ich denke, die Gedichte halfen ihr, sich nicht vollends zu verlieren. Gut, dass sie da dran geblieben ist - Schreiben als Therapie sozusagen.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
darkola77 kommentierte am 17. Februar 2021 um 21:46

Und: Schreiben als Lebenssinn.

Thema: Lieblingsstellen
darkola77 kommentierte am 07. Februar 2021 um 21:20

„Lieblingsstellen“, die doch so viel Traurigkeit, Schwermut, Schmerz ausdrücken – die hat dieses Buch viele für mich. Im dritten Leseabschnitt hat mich insbesondere Toves Beschreibung ihrer Fremdheit, ihres Nichtverstandenwerdens, ihres Andersseins sehr berührt:

„Es quält mich sehr, dass ich mittlerweile gar keine echten Gefühle mehr zu besitzen scheine, sondern immer nur so tue, indem ich die Reaktionen der anderen nachahme.“ (S. 109)

Und auch ihre Worte über Liebe sind mir sehr im Kopf geblieben:

„Irgendwo habe ich nämlich gelesen, dass wahre Liebe nur umso mehr wächst, wenn sie auf Widerstand trifft“. (S. 97-98)

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Samara42 kommentierte am 08. Februar 2021 um 02:37

Ich dachte auch als ich das Band bekam, huch, da fehlen mindestens 100 Seiten oder? Doch schon als ich den ersten Abschnitt las, wusste ich dass hier so viel Inhalt ist wie in manchem 400 Seiten Buch.
Tove ist gefangen in ihrer lieblosen Umgebung, muss darauf achten sich anzupassen. Ich habe selbst auch schon früh angefangen zu schreiben, jedoch keine Gedichte, eher kleine Geschichten, doch sicher nicht mit 10 Jahren.
Es ist literarisch wirklich ein Meisterwerk und teilweise muss man raten wie die Autorin das so meint und vor allem wie sie auf diese Worte und Gedanken kommt.
Es macht immer Lust auf mehr.

 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Samara42 kommentierte am 08. Februar 2021 um 02:45

Man muss aufpassen beim Lesen des Buches nicht in Schwermut zu verfallen und nicht mehr herauszufinden. Da waren meine Gedanken als ich den dritten Leseabschnitt beendete.
Es ist schon vorauszusehen dass Tove es nicht leicht haben wird und die weiteren Bände der Autorin ebenso weiterlaufen werden.

Dennoch, wer über ein solches Sprach und Wortfindungsgenie verfügt, den bewundere ich. Ich habe das Buch im Nachhinein ganz bewusst nur seitenweise gelesen. Einfach damit es mich nicht erdrückt. Ich bin eher der positive Mensch, niemand der gerne lange der Melancholie hinterherhängt. Dennoch die Schreibweise berührt mich und auch das was Tove alles passiert ist.
Auch wenn heute sich sicherlich einige freuen würden wenn sie nicht die Schule besuchen müssten, so sieht man herbei dass es früher kein Previleg für jeden war.

Dieses allgemeine Mädchen ja am Herd zu halten, findet bei uns Frauen jetzt sicherlich den einen oder anderen wütenden Gedanken. Auch bei ihren Eltern hätte ich oft und gern zwischengepoltert.

Ja, ich denke ich bin ein Fan geworden und werde hoffentlich auch in den Genuß der Nachfolgebücher gelangen.

Thema: Lieblingsstellen
Samara42 kommentierte am 08. Februar 2021 um 02:49

Ach es gab so viele Lieblingsstellen für mich. Ich erwähne hier mal stellvertretend zwei davon:

Die Kindheit ist lang und schmal wie ein Sarg, aus dem man sich nicht allein befreien kann

Die Zukunft ist ein monströser, übermächtiger Koloss, der bald auf mich herabstürzen und mich zertrümmern wird

Mir hat das Buch trotz seiner absolut emotionalen Schwere wirklich sehr gut gefallen.

Thema: Bewerbung um ein Freiexemplar
Samara42 kommentierte am 08. Februar 2021 um 03:09

Ich bin sehr dankbar, dass ich dieses wunderbare Buch lesen konnte. Es hat mir die letzten Tage wirklich Kurzweil gebracht und mich tief beeindruckt. Tove Ditlevsen hat meiner Meinung nach einen absolut unverkennbaren Schreibstil. Er ist sehr melancholisch angehaucht und sollte in kleinen Dosierungen genossen werden. Läßt man sich von dem tief traurigen Geschehen nicht aufzerren, dann kommt man zu dem Schluss dass dieses Buch ein absolutes Must read ist.

https://wasliestdu.de/rezension/ein-absolutes-must-read-12

Thema: Deine Meinung zum Buch
nicigirl85 kommentierte am 08. Februar 2021 um 09:27

Amazon war dann doch flotter als gedacht, daher hier auch der Rezi- Link:

https://www.amazon.de/gp/customer-reviews/R1P1V62JE1UC9A/ref=cm_cr_srp_d...

Geht es euch auch so, dass das Freischalten einer Rezension bei Amazon gefühlt ewig dauert?

Thema: Deine Meinung zum Buch
lese-esel kommentierte am 11. Februar 2021 um 22:46

Amazon ist ein Rätsel! Manchmal ist die Rezi innerhalb von Minuten (teilw. 15 bis 30 Minuten) freigeschaltet. Ich habe aber auch schon 3 Tage gewartet (oder mehr). Aber bei anderen Seiten variiert es auch.

Thema: Bewerbung um ein Freiexemplar
solveig kommentierte am 08. Februar 2021 um 10:00

Ja, mit 14 Jahren war für viele die Kindheit abrupt zu Ende (auch noch in den sechziger Jahren), die Konfirmation war ein Wendepunkt im Leben. Dann hieß es, entweder eine Lehrstelle antreten oder direkt in die Fabrik oder einen Haushalt gehen, je nachdem, wie die Eltern entschieden. Gymnasium für Mädchen war "Zeitverschwendung"; denn sie "heiraten ja doch" und werden versorgt.

Nicht nur Tove hat es schwer. Auch ihr Bruder leidet unter den Erwartungen der Eltern: der Vater besteht auf Beendigung seiner Lehre, obwohl Edvin schwere Allergien zeigt; die Mutter macht ihm Probleme bei der Partnerwahl. Wenigstens kommen sich die Geschwister nun ein wenig näher, wenn auch "seine Erleichterung, wenn ich gehe, genauso groß wirkt wie seine Freude, wenn ich komme."

Nun verfolge ich Toves Lebenslauf mit Spannung weiter. Merkwürdig, dass Ditlevsens Bücher nicht schon früher bekannt geworden sind!

 

 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
solveig kommentierte am 08. Februar 2021 um 10:02

Ja, mit 14 Jahren war für viele die Kindheit abrupt zu Ende (auch noch in den sechziger Jahren), die Konfirmation war ein Wendepunkt im Leben. Dann hieß es, entweder eine Lehrstelle antreten oder direkt in die Fabrik oder einen Haushalt gehen, je nachdem, wie die Eltern entschieden. Gymnasium für Mädchen war "Zeitverschwendung"; denn sie "heiraten ja doch" und werden versorgt.

Nicht nur Tove hat es schwer. Auch ihr Bruder leidet unter den Erwartungen der Eltern: der Vater besteht auf Beendigung seiner Lehre, obwohl Edvin schwere Allergien zeigt; die Mutter macht ihm Probleme bei der Partnerwahl. Wenigstens kommen sich die Geschwister nun ein wenig näher, wenn auch "seine Erleichterung, wenn ich gehe, genauso groß wirkt wie seine Freude, wenn ich komme."

Nun verfolge ich Toves Lebenslauf mit Spannung weiter. Merkwürdig, dass Ditlevsens Bücher nicht schon früher bekannt geworden sind!

 

 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Naibenak kommentierte am 13. Februar 2021 um 19:45

Ohja, auch Edvins Schicksal erschüttert mich. Er scheint aufgrund des Jobs extreme Gesundheitsprobleme zu haben, "darf" aber nicht die Arbeit wechseln, weil er es ja nunmal gelernt hat. Wahhh... bei sowas könnte ich verrückt werden! Aber die Zeiten damals... das war einfach so und nicht zu ändern. Furchtbar.

Thema: Deine Meinung zum Buch
GaudBretonne kommentierte am 08. Februar 2021 um 10:06

Liebes Wld-Team,
vielen Dank für die Möglichkeit, diesen fantastischen Text zu lesen! Hier hat einfach alles gepasst! 

Insgesamt ist es wirklich bedauerlich, dass er erst jetzt dem deutschen Lesepublikum zugänglich gemacht wurde.
Mich hat der Text, so berührt, dass jegliche von mir verfasste Kritik dem Werk nicht gerecht wird. (Zudem hatte ich ein Internetproblem und konnte nachträglich keine Fehler mehr in meinem Text korrigieren, da die Zeit abgelaufen war....Ich bitte, das zu entschuldigen!)

Hier der Link:
https://wasliestdu.de/rezension/ergreifender-text-durch-die-radikalitaet...

Nochmals vielen lieben Dank und einen guten Start in die neue Woche!

Gaud

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
alasca kommentierte am 08. Februar 2021 um 16:21

Zuerst mal: Das Nachwort hat mich gerissen. Suizid mit 58? Mein Gott, wie traurig. 

Offenbar ist sie die Hoffnungslosigkeit, mit der sie im Alter von 14 der Zukunft entgegen sieht, nie losgeworden. Wie klarsichtig sie ist! Man spricht ja von depressivem Realismus - depressiv wird man dann, wenn man die rosarote Brille, die die Welt erträglich macht, nicht imstande ist zu produzieren.  Und alles so sieht, wie es ist. Kann einen schon runterziehen. 

Dennoch, die Lektüre ist fesselnd, ihre Gedanken und Erlebnisse, ich konnte nicht aufhören zu lesen. Das Buch entwickelt einen dunklen Sog. 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Federfee kommentierte am 09. Februar 2021 um 09:11

Ich finde es auch traurig, beim weiteren Lesen (denn Bd. 2 und 3 werde ich mir kaufen) immer daran denken zu müssen, dass sie mit 58 ihrem Leben ein Ende gemacht hat. Dennoch bereue ich es nicht, dieses Buch gelesen zu haben, im Gegenteil. Sie hat eine besondere Art, die Welt zu sehen, 'klarsichtig' nennst du es. Und dann hat sie noch das besondere Talent, ihre Beobachtungen nicht nur zu überdenken und einzuordnen, sondern sie auch in eine unglaublich schöne Sprache zu verpacken. Hoffentlich werden noch mehr Bücher von ihr übersetzt, jetzt, wo man sie einmal entdeckt hat.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
nicigirl85 kommentierte am 10. Februar 2021 um 07:10

Ich habe irgendwie das Gefühl, dass die besonders großen Talente in der Literatur-, Film- und Musikszene eine gewisse Schwermut und Sensibilität haben, die sie so tolle Bücher, Songs, etc. entstehen lassen, die aber zugleich dafür sorgt, dass man seinen Platz in der Welt nicht so recht findet.

Was meint ihr?

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Federfee kommentierte am 11. Februar 2021 um 09:30

Das sehe ich auch so. Es scheint die Sinne zu schärfen und das Nachdenken zu fördern.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
alasca kommentierte am 13. Februar 2021 um 18:57

Das glaube ich auch. Wahrscheinlich muss man sich an der Welt reiben, um sie richtig zu spüren ... Wer nur über die Oberfläche tanzt, verpasst vielleicht ganz viel. Es sind die sehr sensiblen Menschen, die vieles wahrnehmen, was anderen entgeht. Auch viele schlimme Dinge. Oder vielleicht haben diese Menschen keine Grenze zwischen sich und der Welt wie andere und alles geht direkt mittenrein in sie, das Dunkle, aber auch das Helle! Schön und schrecklich. 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Naibenak kommentierte am 13. Februar 2021 um 19:33

Das hast du toll beschrieben, alasca! Genau so denke ich auch, besonders das mit der fehlenden Grenze macht Sinn. 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Sabine_AC kommentierte am 22. Februar 2021 um 19:45

Ja, dieses Zusammenspiel zwischen schöpferischem Geist und verlorener Seele gibt es häufig. Es mag andere Fälle geben, aber sicherlich bedingt es sich oft gegenseitig.

Alasca hat das wirklich toll in Worte gefasst.

Thema: Deine Meinung zum Buch
solveig kommentierte am 08. Februar 2021 um 18:43

Viel zu schnell war der Roman ausgelesen, er hat mir sehr gut gefallen. Dies ist eines der Bücher, das ich mit Sicherheit noch einmal lesen werde.

Meine Rezension:

https://wasliestdu.de/rezension/ueberlebensstrategie

und auch:

https://www.amazon.de/review/R2MER3HNMOVCWH/ref=pe_1604851_66412761_cm_r...

https://www.buecher.de/shop/berlin/kindheit-die-kopenhagen-trilogie-bd-1...

https://www.lesejury.de/tove-ditlevsen/buecher/kindheit/9783351038687

Ganz herzlichen Dank, dass ich dabei sein konnte!

 

Thema: Bewerbung um ein Freiexemplar
alasca kommentierte am 08. Februar 2021 um 19:10

Tolles Buch, vielen Dank an WLD und den Verlag und vor allem in die Leserunde! Die beiden weiteren Bände der Trilogie stehen ganz oben auf meiner Wunschliste. 

https://wasliestdu.de/rezension/radikal-realistisch

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/alasca/lesestatus/2827373558/

https://www.amazon.de/gp/customer-reviews/RQ27L1UQQ377?ref=pf_ov_at_pdct...

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Naibenak kommentierte am 09. Februar 2021 um 09:02

Oh hier ist wieder so viel enthalten in diesem kleinen Abschnitt!

Was mich erstaunt hat: Tove schreibt mit ihren 10-12 Jahren sehr ausgereifte, emotional tiefsinnige Gedichte, die man so einem jungen Mädel normalerweise nie zutrauen würde. Das lässt eine wirklich besondere Reife erkennen. Mich erstaunt außerdem, dass Tove in diesem Alter bereits "Die Elenden" von Victor Hugo liest und "normale" Kinderbücher für ihr Alter totlangweilig findet. Wow, heftig...

Es legt sich eine zunehmende Schwermut über Tove, die darin mündet, dass sie halbherzig und aus Neugier an ihren Pulsadern mit dem Messer herumkratzt, dabei tränenüberströmt aus Sorge um die Mutter. Heftig... das lässt ganz schön tief in Toves traurige Seele blicken. Selbst Ruth hat sich während Toves Krankheit eine andere Freundin gesucht und nun ist Tove noch einsamer als zuvor.

Mit ihren Gedichten hofft sie, die traurige Kindheit zu überstehen...

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Nil kommentierte am 10. Februar 2021 um 20:34

Ja, Tove scheint mit 10 Jahren schon weit reifer gewesen zu sein als viele viele andere Kinder. Wobei auch ihre unwissende Seite deutlich gemacht wird. 

Die Frage ist auch, ob das die Erinnerungen der echten Tove sind oder ob sie verklärt sind. Es sind zwar alles Erinnerungen, aber geschrieben ist das Buch von der erwachsenen Tove. Sicher, sie hat gedichtet, aber das reflektierte, das pointierte kam beim Verfassen des Romans. 

Sprich, sicher war sie "anders", einfach reifer und schlau, aber der Roman ist eine Reflektion ihrer Kindheit aus der Erwachsenenbrille betrachtet und gedreht und gewendet.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Naibenak kommentierte am 11. Februar 2021 um 08:33

Ja, das stimmt. Tove schreibt hier aus der Sicht als Erwachsene. Irgendwo hat sie sogar angemerkt, dass sie die Dinge JETZT so sieht und es damals noch nicht so erkannt hat (die Stelle weiß ich grad nicht mehr^^). Dadurch wirkt das Geschriebene einerseits mega reflektiert und klug, andererseits aber auch etwas kindlich hin und wieder. Eine nette Mischung ;-) Fakt ist aber - und da sind wir uns auch alle einig - , dass sie definitiv ein sehr reifes, kluges Kind war ( Die Elenden von Hugo bspw liest normalerweise kein 10jähriges Kind).

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Sursulapitschi kommentierte am 12. Februar 2021 um 15:21

Sprich, sicher war sie "anders", einfach reifer und schlau, aber der Roman ist eine Reflektion ihrer Kindheit aus der Erwachsenenbrille betrachtet und gedreht und gewendet.

 

Das ist ein guter Punkt. Ich finde, es schwingt auch eine leise ironische Note mit, wenn sie schildert, wei sie sich als Kind gefühlt hat. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Naibenak kommentierte am 09. Februar 2021 um 09:07

Die Beziehung zum Bruder gibt mir auch zu grübeln. Damals war es undenkbar, dass Junge und Mädchen miteinander unterwegs sind, zur Schule gehen usw. - was für eine unvorstellbare Zeit das doch war! Es zeigt, dass es quasi keine Berührungspunkte zwischen den Geschwistern gab/ geben konnte. Dann lernt Tove eine verzweifelte Seite an ihrem prinzenähnlichen Bruder kennen. Er zeigt ihr gegenüber Gefühle, weint hemmungslos. Später macht er ihr Mut hinsichtlich ihrer Gedichte. Es zeigt eine zaghafte Verbindung und Zuneigung, was ich als schön empfinde.
 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
lese-esel kommentierte am 09. Februar 2021 um 21:17

Ja, hier wird noch von den Jungs verlangt, stark zu sein. Er hat auch keine Möglichkeit, mit seinen Eltern / seinem Vater über die Missstände in seiner Lehrstelle zu reden. Und umso erstaunlicher ist es, dass er sich seiner kleinen Schwester öffnet! 

Man merkt hier, dass jeder hier in der Familie in einer Rolle gefangen ist, die die damalige Gesellschaft ungeschrieben fordert.

Und ich finde es auch erstaunlich und sehr ermutigend, dass der Bruder doch irgendwie an Tove glaubt. Aber ich denke auch, dass das der Vater tut, nur er kann und darf sich da nicht einmischen, da das Rollenverständnis in der Erziehung vorsieht, dass Männer sich um die Söhne kümmern und die Frauen um die Töchter.

 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Sursulapitschi kommentierte am 12. Februar 2021 um 15:28

Stimmt, das ist krass. Der Zeitgeist damals war wohl recht erbarmungslos. Jeder hat die ihm zugewiesenen Rolle zu spielen und wer sich nicht dran hält, bekommt Ärger. Auch Edvin muss spuren und gefälligst seine Lehre absolvieren, egal wie es da ist. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Livre86 kommentierte am 09. Februar 2021 um 17:00

Ich bin auch wieder durch die Seiten gerauscht. Die Freundschaft zwischen Tove und Ruth war komisch. Die rothaarige Anfüherin und die Untergebene! Das war irgendwie nicht gesund. 

Als Tove im Krankenhaus lag, konnte endlich ihre Mutter bei mir punkten. Das Kümmern um ihre Tochter fand ich sehr berührend. 

Auch die zögerliche Annäherung zwischen Tove und Edvin fand ich klasse. Auch Edvin hat es nicht leicht mit seinem Leben. Er möchte etwas lernen, aber sie (der Meister auf seiner Arbeit) lassen ihn nicht. 

Schockiert war ich, als sich Tove mit dem Brotmesser absichtlich geschnitten hat. 

 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
lese-esel kommentierte am 09. Februar 2021 um 21:21

"Schockiert war ich, als sich Tove mit dem Brotmesser absichtlich geschnitten hat. "

Ja, das ist erschreckend, dass ein Kind schon an so was wie Suizid denkt. Aber letztendlich schreibt sie ja auch: "Ich hatte angefangen, viel über den Tod nachzudenken, und ich stellte ihn mir als einen Freund vor" (S. 66 im Ebook). Und daraufhin nimmt sie ja das Messer.....

Sie will testen, wie viel ihr Leben wert ist..... 

Thema: Deine Meinung zum Buch
darkola77 kommentierte am 09. Februar 2021 um 23:15

Herzlichen Dank, dass ich durch Euch dieses wunderbare Büchlein entdecken konnte! Es hat mich um eine großartige Leseerfahrung bereichert und um viele schöne Stunden, versunken in Toves Leben.

Auch jetzt bleibe ich natürlich noch sehr gerne in der Leserunde dabei und freue mich auf einen interessanten Austausch über unsere gemeinsamen Leseeindrücke.

Meine Rezension findet Ihr hier:

https://wasliestdu.de/rezension/poesie-und-wunderschoene-worte-fuer-eine...

 

https://www.amazon.de/product-reviews/310390004X/ref=cm_cr_unknown?ie=UT...
 

https://www.lovelybooks.de/autor/Tove-Ditlevsen/Kindheit-2794822076-w/re...

 

https://www.lesejury.de/tove-ditlevsen/buecher/kindheit/9783351038687?st...

 

https://www.hugendubel.de/de/buch_gebunden/tove_ditlevsen-kindheit-39866...

 

https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/ID150153263.html

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
solveig kommentierte am 10. Februar 2021 um 10:22

Ich habe noch mal darüber nachgedacht, warum das Buch so unmittelbar und direkt auf mich wirkt. Es ist natürlich zum einen das Thema Kindheit und Toves Verhältnis dazu, Kind zu sein in dieser Familie. Die Unmittelbarkeit erreicht die Autorin mit dem Gebrauch des Präsens, der rückt die Ereignisse nah heran, denke ich. 

Thema: Deine Meinung zum Buch
alasca kommentierte am 10. Februar 2021 um 16:48

Tolles Buch, vielen Dank an WLD und den Verlag und vor allem in die Leserunde! Die beiden weiteren Bände der Trilogie stehen ganz oben auf meiner Wunschliste. 

https://wasliestdu.de/rezension/radikal-realistisch

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/alasca/lesestatus/2827373558/

https://www.amazon.de/gp/customer-reviews/RQ27L1UQQ377?ref=pf_ov_at_pdct...

Übrigens habe ich erst heute gemerkt, dass ich diesen Post versehentlich im falschen Thread gepostet habe - und kann ihn dort leider auch nicht mehr löschen....

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Nil kommentierte am 10. Februar 2021 um 20:20

Der zweite Abschnitt barg schon weit positivere Elemente mit der neuen Freundin und den gemeinsamen Abenteuern, auch wenn das nicht ganz ihrem doch sehr schüchternen Naturell entsprach.

Bitter fand ich die Passage über ihre 3 Monate im Spital! Diphterie! So lange ist es dann doch nicht her.

Auf jeden Fall hat mich dieser Abschnitt etwas positiver gestimmt, auch wenn die Mutter nicht besser bei Weg kommt.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
lese-esel kommentierte am 10. Februar 2021 um 21:59

Das mit der Krankheit fand ich schon heftig, auch dass die Mutter Tove erst nicht geglaubt, dass es ihr schlecht geht. Und erst als die Lehrerin sie heimgeschickt hat, wurde die Mutter einsichtig und fürsorglich. Auch habe ich mich über diesen Arzt geärgert. Er ist ein echter Unsymphat, er war richtig ekelhaft zu Tove. So darf ein Arzt nicht sein! 

Und sowieso kommen fast alle schlecht weg, wenn Tove ihre Mitmenschen beschreibt. Die "Spitznamen" sind meist abwertend.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Naibenak kommentierte am 13. Februar 2021 um 19:11

Haha... bei der Szene, als die Mutter die Krankheit erst nicht wahrhaben wollte, musste ich schmunzeln. Ich kenne das gut, wenn der Sohnemann morgens plötzlich verschnupft ist oder Bauchweh hat... da denkt man ja manchmal auch, er hat wohl grad nicht so Lust auf Schule ;-)))

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
lese-esel kommentierte am 13. Februar 2021 um 22:37

.... Und erst als die Lehrerin sie nach Hause schickt glaubt es die Mutter!

Aber auch der Arztbesuch ist fast schon um Schmunzeln, weil da die Mutter in einen Aufräum-Wahn verfällt, da ja wer Fremdes die Wohnung betritt.

Thema: Wie gefällt dir das Cover?
kommentierte am 11. Februar 2021 um 13:49

Ich mag das Cover. Allerdings hätte es mich beim Bücher stöbern wohl eher nicht interessiert, wenn ich ehrlich bin.

Aber es passt zum Inhalt.

Eine Mischung aus alt und modern.

Vllt hätte ich es besser gefunden wenn das Moderne außen vor gelassen worden wäre aber es ist nicht schlecht. =)

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
kommentierte am 11. Februar 2021 um 13:55

Ich bin noch nicht so richtig im Buch angekommen aber das mag an der chaotischen Erzählweise liegen.

Ich mag das total.

Hier und da wird immer wieder , in kleinen Nebensätzen, Wichtiges erwähnt aber so unbekümmert drüber weg gesehen. Ich kann richtig nachempfinden wie das Leben früher sein musste.

 

Es ist so schade, dass Tove so gar keinen Bezug zu ihrer Mutter hat aber das erinnert mich auch an meine eigene Kindheit. Von Liebe und Geborgenheit ist da nichts zu spüren.

Und dann das Anders-sein. Es ist eigentlich gar kein Anders-Sein aber damals kam es wohl eher selten vor, dass nicht jeder wie ein Lemming den Tag verbrachte. Was ich so schade finde. Besondere Persönlichkeiten brauchen besondere Aufmerksamkeit.

 

Naja ich bin mal gespannt was Tove noch alles zu erzählen hat.

Ich muss aber dazu sagen, dass ich bisher meine Schwierigkeiten hätte den Inhalt wieder zu geben. Vielleicht ändert sich das ja noch. Vielleicht bleibt es auch so chaotisch. Mal sehen =)

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
Sursulapitschi kommentierte am 11. Februar 2021 um 19:22

Wow, das ist ein toll geschriebenes Buch. Man möchte sich jeden zweiten Satz notieren, so fein ist es formuliert.

Ein trauriges Buch ist es auch. Tove scheint zur falschen Zeit am falschen Ort aufzuwachsen und niemand befindet es für nötig zu versuchen, sie zu verstehen. Ein kluges, sensibles Mädchen, dem eingeredet wird, sie wäre seltsam. Nicht nur das, sie stellt sich auch noch dumm, um wie die anderen zu wirken. Natürlich klappt das nicht.

„Dunkel ist die Kindheit, und sie winselt wie ein kleines Tier, das man in den Keller eingesperrt und vergessen hat.“

Finster!
Die Mutter ist sehr lieblos und bevorzugt den Sohn. Es gibt Ansätze, ihr Verhalten zu entschuldigen. Mal gucken, ob wir noch mehr erfahren. Ich denke aber auch, es war eine lieblose Zeit, in der man sich längst nicht so viele Gedanken um die Befindlichkeiten seine Kinder gemacht hat wie heute. Ist sie eine Rabenmutter oder ein Kind ihrer Zeit? 

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
Livre86 kommentierte am 12. Februar 2021 um 09:46

 "Ich denke aber auch, es war eine lieblose Zeit, in der man sich längst nicht so viele Gedanken um die Befindlichkeiten seine Kinder gemacht hat wie heute."

Ja, das stimmt. 

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
Arbutus kommentierte am 12. Februar 2021 um 22:49

„Ist sie eine Rabenmutter oder ein Kind ihrer Zeit?“ Ich glaube, beides. Es gibt auch andere Biographien aus dieser Zeit. Die Mutter ist schon extrem egozentrisch, finde ich. 

 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Sari1988 kommentierte am 11. Februar 2021 um 20:25

Mich berührt Toves Denkweise total. Sie denkt so tiefgründig darüber nach, wie sie auf andere wirkt und wie sie sich verstellen muss um einem gewissesen Bild zu entsprechen. Das ist so klug, aber auch traurig und unnatürlich für ein so junges Mädchen.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Sari1988 kommentierte am 11. Februar 2021 um 20:25

Mich berührt Toves Denkweise total. Sie denkt so tiefgründig darüber nach, wie sie auf andere wirkt und wie sie sich verstellen muss um einem gewissesen Bild zu entsprechen. Das ist so klug, aber auch traurig und unnatürlich für ein so junges Mädchen.

Thema: Lieblingsstellen
lese-esel kommentierte am 11. Februar 2021 um 22:38

Berührt hat mich auch: "Die Zeit verging und die Kindheit wurde platt und dünn wie Papier. Sie war müde und fadenscheinig, und an schlechten Tagen sah es nicht so aus, als würde sie halten, bis ich erwachsen bin. (...) Meine Kindheit sollte andauern, bis ich vierzehn wurde, aber was sollte ich machen, wenn sie schon vorher aufgebraucht war?" (Ebook S.66)

.... "Wenn sie schon vorher aufgebraucht war", das tut weh! Tove hat ihr Kindsein nicht richtig ausleben können. Ich denke da nun auch an viele andere Kinder in anderen Ländern, die nicht das Glück haben, eine unbeschwerte Kindheit haben zu können - Länder, in denen Krieg ist, wo Kinderarbeit an der Tagesordnung ist.....

Und bei sowas sehe ich meine ersten 14, 16, 18 Jahre, in denen ich viele schöne Dinge erleben konnte.

Thema: Wie gefällt dir das Cover?
lese-esel kommentierte am 11. Februar 2021 um 22:42

Wenn ich mir nun nach dem Lesen des Buches das Cover betrachte, dann frage ich mich, was es mit der Geschichte zu tun hat!? Das Cover, mit einem Sprung ins..... hat etwas Dynamisches, etwas Unbeschwertes für mich. Aber die 'Kindheit' ist eher trüb und schwer.

Oder soll das zweigeteilte Bild, wo auch noch oben und unten vertauscht ist, auf diese zerrissene, kaputte Kindheit anspielen? Ein zerstörter Traum....

Thema: Deine Meinung zum Buch
lese-esel kommentierte am 12. Februar 2021 um 14:59

Diese Lektüre hallt nach und man denkt unwillkürlich über die eigene Kinheit nach. Es ist kein Roman, um sich die Zeit zu vertreiben, dafür hat er viel zu (Aussage-)Kraft und bedrückt, da er eine recht trübe und unschöne Kindheit autobiographisch beleuchtet. 

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist eine außergewöhnliche Lektüre, da sie eine kindliche Perspektive hat aber zugleich irgendwie reife poetische und vielleicht sogar philosophische Züge aufzeigt.   

Thema: Deine Meinung zum Buch
Federfee kommentierte am 13. Februar 2021 um 10:26

Sehr schön von dir geschrieben, der letzte Absatz. Genau so sehe ich das auch: aus kindlicher Sicht, aber - da sie es als Erwachsene geschrieben hat - in poetischer Sprache mit philosophischen Gedanken.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Sursulapitschi kommentierte am 12. Februar 2021 um 15:11

Ruth ist mit allen Wassern gewaschen, tut Tove aber gut. Mit Ruth scheint ein bisschen Spaß in Toves Leben zu kommen, das ist schön.

Es ist genial, wie hier immer wieder historische Ereignisse eingeflochten werden. Ganz am Rande hört man was über Sacco und Vancetti. Gerade genug, um zu wissen, worum es geht, aber weder aufdringlich noch dozierend. Toll.

Interessante Dinge erfährt man über die Mutter. Sie hat einst den Friseur im Schrank versteckt, weil der Vater kam? Edvin ist ein Zweimonatskind? Musste sie vielleicht den langweiligen Vater heiraten, weil sie heiraten musste? Ist er überhaupt Edvins Vater oder doch der Frisör?

Der Erzählton ist irgendwie nett und liebevoll, obwohl Tove die meiste Zeit deprimiert ist. Es macht Spaß, wie hier Kindergedanken in Erwachsenensprache präsentiert werden.  

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Naibenak kommentierte am 12. Februar 2021 um 16:03

Das sind spannende DInge, die du ansprichst, Sursu. Das mit dem Friseur war so knapp im Vorbeigehen angedeutet, dass ich tatsächlich gedanklich gar nicht lange verweilte ;-) Könnte es wohl sein, dass sich die Mutter hin und wieder einen Besuch(er) gönnte? Und ist Edvin am Ende gar ein Kuckuckskind? Darauf wird zwar nicht konkret eingegangen, aber man kann sich so einiges denken. Da ist viel Interpretationsspielraum ;-)

Ach... und Sacco und Vancetti musste ich nun erstmal googeln *hüstel* ;-)

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Sursulapitschi kommentierte am 12. Februar 2021 um 16:15

Hahahaha, ich wusste auch nur, da war was, und hab sie gegoogelt. 

Tolles Buch, so klein und so lehrreich. :-)

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
lese-esel kommentierte am 12. Februar 2021 um 16:58

Man müsste auch diversen andere Lektüren oder anderen Ereignissen aus dem Buch nachgehen.....

(Dann versteht man Toves Leben bestimmt noch besser.)

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus kommentierte am 15. Februar 2021 um 22:50

Das kleine Arbutili möchte aus dem Tal der Ahnungslosen abgeholt werden und bittet um eine kurze Erklärung bezüglich Sacco und Vancetti. Es hat gerade keine Lust zu googeln : )

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Sursulapitschi kommentierte am 15. Februar 2021 um 23:16

Ok, wer nicht googelt bekommt solides Halbwissen. Sacco und Vancetti waren zwei Arbeiter, die zu Unrecht wegen irgendwas verknackt und hingerichet wurden. Das weiß ich, weil es mal in einem Lied vorkam, ich weiß aber nicht mehr welches. Und jetzt lernen wir, dass das wohl weltweit Wellen schlug. Schau an. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
alasca kommentierte am 15. Februar 2021 um 23:58

Das Chanson war von Moustaki und hieß "Marche de Sacco et Vanzetti", englische Version "Here´s to you". https://www.youtube.com/watch?v=gGeFEBKits0#

Sehr schönes Lied ... 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Sursulapitschi kommentierte am 16. Februar 2021 um 00:09

Jajajajaaa, genau, danke! :-)

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
lese-esel kommentierte am 16. Februar 2021 um 17:05

Oh, ja, das Lied ist schön - bewegend.... Ich habe es mir die französiche und die englische Version angeschaut / angehört.... 

Und das Video zum Film in Englisch mit der Hinrichtung.... heftig.

Danke für den Link!

 

 

 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus kommentierte am 17. Februar 2021 um 00:00

Danke, wieder was gelernt. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
lese-esel kommentierte am 12. Februar 2021 um 16:54

Ruth ist ein forsches Mädchen. Mir gefällt auch, wie sie auf Tove zugeht und sie mitnimmt. Das mit dem Klauen ist schn heftig. Ruth ist irgendwie das Gegenteil von Tove. Aber durch sie verlässt Tove ein wenig ihre brave und schüchterne Art und Weise.

Ich fand es schon interessant als die Mutte zum "Zwei-Monats-Kind" sagte, dass es beim ersten immer etwas schneller geht. Es scheint mir in dem Milieu schon fast an der Tagesordnung zu sein, dass so viele ungewollt schwanger werden.... 

Aber man sieht es ja, da lassen sich einige junge Mädchen (unter 16 Jahre) mit Männern ein.

Ja, das mit dem Frisör ist schon eine nette Episode. Und mit dem Kuckucks-Kind ist echt ein guter Gedanke. Wahrscheinlich waren noch mehr Männer im Schrank.... (nicht gleichzeitig).....

Tja, und der Zeit waren wohl viele Ehen aus Versorgungs-Gedanken geschlossen geworden und nicht aus Liebe. Und so leiden dann auch die Kinder aufgrund der "Pflicht-Ehe".

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Sursulapitschi kommentierte am 12. Februar 2021 um 17:15

Es scheint mir in dem Milieu schon fast an der Tagesordnung zu sein, dass so viele ungewollt schwanger werden.... 

 

Da sagst du was. Entweder ging es in Dänemark deutlich lockerer zu, als wir es gewohnt sind, oder es sind tatsächlich Roaring Twenties. Wenn man schon kein Geld hat, kann man sich wenigstens so vergnügen? Wäre denkbar...

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
alasca kommentierte am 13. Februar 2021 um 19:01

Das ist auch heute noch so im Prekariat ... die Jungen werden kriminell, die Mädchen werden schwanger ... 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
alasca kommentierte am 13. Februar 2021 um 19:01

Das ist auch heute noch so im Prekariat ... die Jungen werden kriminell, die Mädchen werden schwanger ... 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Naibenak kommentierte am 13. Februar 2021 um 19:13

Ja, das stimmt. Das ist auch heute noch zu beobachten!

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
lese-esel kommentierte am 13. Februar 2021 um 22:38

Kombi: Die Mädels werden von einem dieser Früh-Kriminellen schwanger!

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
alasca kommentierte am 16. Februar 2021 um 00:00

:-)

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
alasca kommentierte am 16. Februar 2021 um 00:02

 

Mann! Ständig doppelt und dreifach!

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
alasca kommentierte am 16. Februar 2021 um 00:03

 

.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
alasca kommentierte am 16. Februar 2021 um 00:00

:-)

Thema: Wie gefällt dir das Cover?
Sursulapitschi kommentierte am 12. Februar 2021 um 17:19

Ich mag das Buch sehr, aber das Cover finde ich hässlich. Weder die Farben noch das Motiv sprechen mich an. Mit dem Foto assoziiere ich auch viel eher Tänzerinnen auf dem Monte Verità als irgendetwas, was mit Kindheit zu tun haben könnte. 

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
Arbutus kommentierte am 12. Februar 2021 um 21:01

So, ich komme jetzt endlich auch dazu. Habe erst zwei Kapitel gelesen. 

Wie krass ist das! Ein Kind, das vor der eigenen Mutter unsichtbar sein muss, um  - ja warum eigentlich? Offensichtlich ist etwas mit der Mutter nicht in Ordnung, schwer nicht in Ordnung, und das Kind versucht, zu verhindern, dass dieses „etwas“ ausbricht, um die Idylle einer unsichtbaren Mutter-Kind-Beziehung zu wahren. 

Gibt es jemanden, der dieses Kind liebt? Der Vater wohl. Wie sehr? Ich meine, war das wirklich nur ein Alptraum?

Thema: Lieblingsstellen
Arbutus kommentierte am 12. Februar 2021 um 21:25

„Die Wahrheit meiner Mutter unterscheidet sich grundlegend von der meines Vaters, aber das ist genauso einleuchtend, wie dass seine Augen braun sind und ihre blau.“

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
Arbutus kommentierte am 12. Februar 2021 um 22:44

„Bohnenstange“ rufen die Jungs, als das Mädchen wächst. Die können es auch nicht vertragen, dass ein Mädchen größer wird als sie. Und diese Schuldirektorin! Pädagogik von der Stange ...

„Wer Armenhilfe bekam, verlor sein Stimmrecht.“ Heftig. Da ist es, dieses Gespenst, das vor Kurzem erst bei uns von irgendeinem Politiker (war es einer von dem unsäglichen d-moll-Akkord?) wieder heraufbeschworen wurde.

Der Kleiderberg hinter der Tür. Ich denke mal, das ist ein Anzeichen von Verwahrlosung, oder? 

Zum ersten Mal schallend lachen musste ich bei der Schilderung, wie die Mutter versuchte, den Exhibitionisten bei der Polizei zu melden und ihre kleine Tochter den Erfolg vereitelte, weil sie das Wort „entblößt“ noch nicht in diesem Zusammenhang kannte.

„Der Sittenstrolch“ ist eine skurrile, aber fast auch liebenswürdige Erscheinung. Das kleine Mädchen fürchtet ihn schon nicht mehr. 

Das sechste Kapitel ist der Hammer. Dieses Bild von der stinkenden und mottenzerfressenen Kindheit ist eindrücklich.

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
Sursulapitschi kommentierte am 13. Februar 2021 um 08:29

Der Kleiderberg hinter der Tür. Ich denke mal, das ist ein Anzeichen von Verwahrlosung, oder? 

Natürlich! Da bin ich noch gar nicht drauf gekommen, aber du hast recht. 

Zum ersten Mal schallend lachen musste ich bei der Schilderung, wie die Mutter versuchte, den Exhibitionisten bei der Polizei zu melden und ihre kleine Tochter den Erfolg vereitelte, weil sie das Wort „entblößt“ noch nicht in diesem Zusammenhang kannte.

Ja, aber es ist auch schrecklich, dass niemand auf die Idee kommt, sie könnte das Wort nicht kennen. 

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
Arbutus kommentierte am 13. Februar 2021 um 22:48

Sie kennt ja das Wort, das ist ja das Skurrile. Sie kennt es nur eben aus einem anderen Zusammenhang und kann sich auf diese andere Bedeutung keinen Reim machen. 

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
lese-esel kommentierte am 13. Februar 2021 um 22:32

"Der Kleiderberg hinter der Tür. Ich denke mal, das ist ein Anzeichen von Verwahrlosung, oder? "

Das habe ich eher so gedeutet, dass die Familie arm ist und in einer kleinen Wohnung wohnt und dass sie auch keinen Platz oder Geld für einen Kleiderschrank haben. 

Arm ja auch, dass es z.B. Butter nur bei der Oma gibt, Schokolade ist auch was ganz besonderes - ja, und der Vater ist ja arbeitslos geworden...

 

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
Naibenak kommentierte am 14. Februar 2021 um 16:36

Ja, den Kleiderberg habe ich tatsächlich auch mit Armut in Verbindung gebracht...

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Sursulapitschi kommentierte am 13. Februar 2021 um 08:47

Ich habe noch nie darüber nachgedacht, dass eine Konfirmation der erste Schritt zum Erwachsenwerden sein könnte und finde das hoch interessant.

Schön, dass sie wenigstens ihrem Bruder ein wenig nahekommt. Ihre Eltern haben wohl nie wirklich versucht, sie zu verstehen. Sein Freund Thorwald findet sie hübsch und mag ihre Gedichte, so jemanden hat sie noch nie getroffen. Sie lebte ganz klar in der falschen Familie.

Wenn ich die zwei Folgebände nicht schon bestellt hätte, würde ich es jetzt tun. Es scheint ja so, als würde Tove niemals richtig auf die Beine kommen, wie tragisch. Wie sie es trotz allem geschafft hat, doch noch eine anerkannte Schriftstellerin zu werden, interessiert mich jetzt brennend.

Ein tolles Buch, eine tolle Frau.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Naibenak kommentierte am 13. Februar 2021 um 19:52

Ja, diese Dinge haben auch mein Herz etwas lächeln lassen: Edvins Freund sagt ihr ins Gesicht, dass sie hübsch ist und er ist regelrecht begeistert von den Gedichten. Das brauchte Tove mal so dringend, schön, dass sie es erleben konnte.

Und die Nachfolgebände habe auch ich mir bereits bestellt :D bin sehr gespannt und freu mich drauf. 

 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Nil kommentierte am 13. Februar 2021 um 09:40

WOW! Welch fulminantes Ende und vor allem hat es mir der allerletzte Satz angetan wo sie von ihrer Seelenbibliothek schreibt!

Also, dieses Buch landet sicher unter den Top 10 für 2021. Habe mir bereits die beiden Folgebände besorgt! 

Ich muss auch der Übersetzerin ein großes Lob aussprechen, hat sie doch diesen Text mit viel Fingerspitzengefühl gedreht und gewendet und perfekt ins Deutsche übertragen. 

Ich muss mich noch mal sammeln, dann folgt mehr! 

Thema: Deine Meinung zum Buch
Sursulapitschi kommentierte am 13. Februar 2021 um 15:34

Danke, dass ich dieses schöne Buch lesen durfte. Ich freue mich schon auf die anderen Bände. 
Hier ist meine Rezension. (Ich verteile sie noch auf anderen Plattformen. Aline, möchte jemand die Links dazu oder ist es wurscht, ob ich sie hier poste?)
https://wasliestdu.de/rezension/blanke-poesie

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
milkshake kommentierte am 13. Februar 2021 um 17:48

Bevor ich das Buch gewonnen habe (wofür ich sehr sehr dankbar bin), war ich mir fast sicher, dass ich mir die Folgebände nicht kaufen würde, da ich den Preis doch ziemlich unverschämt finde. Allerdings hat mich Tove (und natürlich die Übersetzerin, ganz großes Lob!!), derart in ihren Bann gezogen und mit ihrer Sprache begeistert, dass ich ihren weiteren Werdegang verfolgen muss, komme was wolle. Deshalb werde ich die Folgebände gleich bestellen. 

Ich kann mich euren Lobeshymnen nur anschließen, war aber ziemlich enttäuscht vom Vater, dass er einerseits Tove immer dazu ermuntert hat, zu lesen (man erinnere sich an seine Reaktion, als sie Les Miserables mit nach Hause brachte) und gleichzeitig aber gebildetete Feministinnen derart verachtet und seine Tochter so nicht sehen will. Für mich ein absoluter Widerspruch und unglaublich enttäuschend. Von diesem Mann hätte ich mehr erwartet, vorallem auch dass er die Grenzen der gesellschaftlichen Normen gedanklich sprengen kann, aber anscheinend war das trotzdem nicht der Fall..

Das Nachwort habe ich mir übrigens nicht durchgelesen, weil ich mich nicht "spoilern" lassen wollte.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Arbutus kommentierte am 17. Februar 2021 um 00:35

Der Vater ist halt kein Romanheld, sondern so war er eben. Auch heute findest Du manchmal ganz liebenswürdige Menschen mit ganz grottigen politischen Ansichten. Natürlich ist es furchtbar, dass der Vater diese antiquierten Ansichten über Mädels vertritt (das war ja damals noch viel „normaler“ als heute). Trotzdem ist er ein Vater, dem seine Tochter nicht egal ist. Durch ihn lernt Tove all die Erwachsenenbücher kennen. Er hat zwei Seiten, dieser Vater. Je nachdem, von welcher Seite man ihn betrachtet, kann man ihn mögen oder verachten. Oder, man macht es ganz anders...

Thema: Deine Meinung zum Buch
milkshake kommentierte am 13. Februar 2021 um 17:50

Tove hat sich mit dem ersten Band ihrer biographischen Trilogie komplett in mein Herz geschrieben, das war sprachlich ein absolutes Highlight! Die Rezension folgt (hoffentlich) morgen :)

Thema: Deine Meinung zum Buch
milkshake kommentierte am 28. Februar 2021 um 16:52

Ganz, ganz lieben Dank für dieses Buch, welches mich sprachlich und inhatlich absolut begeistern konnte! 

Hier ist meine Rezension:

https://wasliestdu.de/rezension/eine-grosse-erzaehlerin-stellt-sich-vor

Thema: Lieblingsstellen
Naibenak kommentierte am 13. Februar 2021 um 19:59

Ich habe so viele Stellen in diesem Buch entdeckt, die ich liebe. Jede Seite ist voller poetischer Magie, oder magischer Poesie ;-) so klug, berührend und bildhaft. Gleichzeitig traurig und schön.

Thema: Deine Meinung zum Buch
Naibenak kommentierte am 13. Februar 2021 um 20:01

Lange habe ich ein Buch nicht mehr so genossen und in mich aufgenommen mit jedem einzelnen Wort. Ich bin voller Vorfreude auf die beiden Nachfolgebände, obwohl sie sicher noch trauriger werden. Diese pointierte Poesie beeindruckt mich enorm!

Ich bin total dankbar für dieses Leseerlebnis und die tolle Runde mit euch!

Meine Rezi folgt in Kürze ;-)

 

 

 

Thema: Deine Meinung zum Buch
Naibenak kommentierte am 14. Februar 2021 um 17:29

hier kommt nun meine Rezi :) werde sie noch anderweitig verbreiten. Ein riesen Dankeschön noch einmal an wasliestdu und den Verlag! Das war ein großes Highlight <3

https://wasliestdu.de/rezension/poetisch-traurig-beruehrend-jeder-satz-b...

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus kommentierte am 13. Februar 2021 um 22:38

Habe soeben die Kapitel sieben bis zehn gelesen. Es folgt mein chronologisch geordneter, aber ansonsten unorganisierter Gedankensalat. 

Eine Straße - die Istedgade - als einziger Wärmespender für das Kind. Nicht die Leute, die darin wohnen; wohlgemerkt: die Straße. Sie scheint den Job gut gemacht zu haben.

Sag ich doch, dass diese Mutter eine total egozentrische Person ist. Und gewissenlos dazu. 

Tove findet eine Freundin und assimiliert sich, aus Furcht, ihre Freundin könnte bemerken, wie anders sie eigentlich ist. Mir kommt das irgendwie bekannt vor. 

Auch in dieser Freundschaft muss man sich beweisen. Auf höchst gefährliche Weise. 

Das erste Mal, dass die  Mutter etwas Vernünftiges äußert, meiner Meinung nach. „Diese alten Weiber sind doch nur neidisch, weil sie jung und hübsch und glücklich ist [...]“

Eine gewisse Frauen-Solidarität entwickelt sich trotz allem mit der Mutter. 

Der Vater mag gut für die literarische Bildung seiner Tochter sein, ein aufrechter Sozialdemokrat mit moralischen Skrupeln, aber was die schleichende Aufrechterhaltung der Vormachtstellung der Männer angeht, bleibt er ein provinzieller Sesselpuper. 

Ist das herrlich, wie das zehnjährige Mädchen, das all die gebildeten Werke aus ihres Vaters Erwachsenenregal gelesen hat, nun zum ersten Mal Kinderbücher lesen soll. Und diese vorsintflutliche Methode der Zahnbehandlung lässt einem das Blut in den Adern gefrieren ...

Diese Rapunzel-Geschichte  erwischt mich immer wieder ganz kalt. Da wird über Jahre hinweg ein Kind missbraucht, und alle kriegen es mit und machen was? Lästern über das Kind ab. (...)

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Sursulapitschi kommentierte am 14. Februar 2021 um 08:32

Diese Rapunzel-Geschichte  erwischt mich immer wieder ganz kalt. Da wird über Jahre hinweg ein Kind missbraucht, und alle kriegen es mit und machen was? Lästern über das Kind ab. (...)

Das stimmt, das ist gruselig und ich fand, es wird nochmal schlimmer durch die Erzählweise aus Toves Kindersicht, so eine Mischung aus Beobachtetem, Gehörtem mit mächtig viel Halbverstehen. 

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus kommentierte am 14. Februar 2021 um 16:12

Ja, genau.

Thema: Lektüre,Teil I; Seite 1 bis 37
Sabine_AC kommentierte am 14. Februar 2021 um 17:50

Mir bleibt Tove trotz der eindringlichen Erzählweise sehr fremd. Ich finde das Buch sprachlich brilliant und lese es sehr gerne - aber ich habe ständig das Gefühl, die ganze Situation aus großer Distanz zu betrachten.
Und das, obwohl Tove ja "mittendrin" ist. Aber vielleicht ist es genau das: sie geht ebenfalls - innerlich - stets auf Distanz, fühlt sich anders und nicht zugehörig.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
Arbutus kommentierte am 14. Februar 2021 um 19:00

Die Szene, in der der Bruder das Heft mit den Gedichten findet und sich darüber lustig macht, ist mir übrigens vertraut. Genau so eine Situation kommt in meinem Musical vor. So stark, wie dieses Mädchen an seine Gedichte glaubt. Immerhin hat jetzt der Bruder sogar zugegeben, dass etwas daran gut sein muss. 

Die Doktor-Episode ist ja wohl total grotesk! Und, seht Ihr, ein weiteres Indiz für meine Verwahrlosungstheorie.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Sari1988 kommentierte am 15. Februar 2021 um 14:55

Ich bin tief beeindruckt von dem letzten Abschnitt. Tove nimmst alles einfach so hin. Sie hat aufgehört nach der Liebe ihrer Mutter zu betteln oder ihr gefallen zu wollen. Ihr scheint es nun auch ganz nicht mehr wichtig zu sein. Es ist traurig, doch für Tove wahrscheinlich der gesündere Weg.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Arbutus kommentierte am 16. Februar 2021 um 23:23

Die Großmama stirbt. Erst weint Tove nicht, dann weint sie doch. Sie hat gelernt, ihre Gefühle so gut zu verstecken, dass sie sie selber nicht mehr findet. 

Und dann der Horror: Sie soll putzen, essen kochen und auf den Sohn aufpassen, und nichts davon hat sie je gelernt ...

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
alasca kommentierte am 17. Februar 2021 um 14:22

Sie hat gelernt, ihre Gefühle so gut zu verstecken, dass sie sie selber nicht mehr findet. 

Schön gesagt. 

Thema: Deine Meinung zum Buch
Sari1988 kommentierte am 17. Februar 2021 um 06:19

https://www.amazon.de/gp/aw/review/3351038682/RBUE1Y1L3I9Q?ref=pf_vv_at_...

Ich bin sehr ergriffen von dem ersten Band der Kopenhagen Trilogie "Kindheit"
Die junge Tove wächst in ungünstigen Verhältnissen auf. Von ihrer Mutter nicht geliebt und von ihrem Vater nicht ernst genommen schlägt sie ihren einengen Weg ein. So stellt sie sich in der Schule dumm, um nicht aufzufallen und schreibt heimlich Gedichte in ihr Poesie Album, denn ihr Traum ist es, später Dichterin zu werden.
Tove hat kaum Freunde und auch Ruth, die anfänglich noch ihre Freundin ist, gleitet ihr immer mehr wie Sand durch die Finger.
Toves Weg scheint von ihren Eltern wie vorgegeben. Sie soll nicht aufs Gymnasium, obwohl sie das Zeug dazu hätte, sondern nach der Schule als Hausmädchen arbeiten und Geld verdienen.
Das Buch ist sehr klar geschrieben. Man kann sich sofort in Toves Gedankenwelt einfühlen und sie verstehen. Wer hier zwischen den Zeilen liest, wird eine zerbrechliche aber immer stärker werdende Tove auf ihrem Weg begleiten.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Livre86 kommentierte am 18. Februar 2021 um 17:20

Leider bin ich auch schon durch. Mich lässt "Kindheit" traurig zurück. Dieser Abschnitt und das Ende sind bedrückender als der Anfang und der Mittelteil. Kindheit endet und die Jugend fängt an. Ich werde auf jeden Fall Jugend und Abhängigkeit lesen wollen. 

Auf Seite 91 schreibt Tove: "Die Zukunft ist ein monströser, übermächtiger Koloss, der bald auf mich herabstürzen und mich zertrümmern wird. Meine zerfetzte Kindheit flattert um mich herum, und kaum habe ich das eine Loch gestopft, taucht an einer anderen Stelle ein neues auf." Zwei wunderschöne Sätze. 

Das Treffen zwischen der Familie und Solveig war angespannt. Die Mutter macht alles kaputt und die anderen schauen hilflos zu. Die Mutter ist und bleibt sehr schwierig.

Auf Seite 111 schreibt Tove: "Ich muss daran denken, dass es einmal die wichtigste Frage auf der Welt war, ob meine Mutter mich mochte, aber das Kind, das diese Liebe so heftig begehrte und immer nach Zeichen dafür ausspähte, existiert nicht mehr. Inzwischen glaube ich, dass meine Mutter mich gernhat, aber es macht mich nicht glücklich." Wäre die Mutter nicht so gefühlskalt, wäre Tove Lebensweg anders gekommen. Eindeutig, die Liebe ihrer Mutter hat Tove gefehlt!!

Thema: Deine Meinung zum Buch
Arbutus kommentierte am 18. Februar 2021 um 22:06

Kurz und knackig war sie, diese Leserunde. Danke, dass ich mitlesen durfte. Ein wirklich besonderes Buch. Hier meine Rezi. https://wasliestdu.de/rezension/ein-maedchen-kann-nicht-dichter-werden

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
hej_katia kommentierte am 20. Februar 2021 um 10:08

Ich habe das Buch auch bereits vor einigen Tagen beendet und musste es erstmal auf mich wirken lassen. Ich kann den Hype um die Kopenhagen Trilogie nachvollziehen, muss aber auch gestehen, dass mich "Kindheit" nicht vollständig abgeholt hat. Ich würde aber sagen, dass es an meinem persönlichen Gemutszustand lag. 

Ich bin normalerweise ein Fan von Geschichte, die bedrückend sind. Aber hier hat es mich stellenweise doch fast erdrückt und ich konnte es nur schwer lesen. Nachdem lesen des Nachwortes haben sich meine Gedanken bestätigt, dass sich eine solch düstere Kindheit nur schwer verarbeiten lässt. 

Sprachlich gesehen ist das Buch natürlich große Klasse. Hier auch ein großes Lob an die Übersetzung. Diese wenige Seiten haben jedenfalls einen tiefen Eindruck hinterlassen. Ich muss aber sagen, dass ich nicht weiß, ob ich die Trilogie weiter verfolgen werde. Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt. 

 

 

Thema: Deine Meinung zum Buch
hej_katia kommentierte am 20. Februar 2021 um 10:32

Vielen lieben Dank, dass ich bei der LR dabei sein durfte. 

Hier ist meine Meinung zum Büchlein: 
https://wasliestdu.de/rezension/sprachlich-ein-kleines-highlight-jedoch-...

Thema: Deine Meinung zum Buch
Sabine_AC kommentierte am 22. Februar 2021 um 19:35

Ich brauchte ein wenig Zeit, um das Buch "sacken zu lassen", dennoch ist es mir schwer gefallen, meine Begeisterung für dieses Büchlein in Worte zu fassen. 

Hier aber nun meine Rezension:

https://wasliestdu.de/rezension/erstaunlicher-tiefgang-auf-wenigen-seiten

Danke noch mals für die Chance, dieses bemerkenswerte Buch zu entdecken.

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 38 bis 80
kommentierte am 24. Februar 2021 um 14:12

Jetzt hab ich fast vergessen hier meinen Eindruck zu hinterlassen.

 

So richtig kommt die Geschichte noch nicht an mich ran. Ich mag nicht so gerne wie sie alles erzählt aber es ist nicht minder interessant.

 

Schade, dass Tove keine wirkliche Bindung zu ihren Eltern hat und auch wenig Liebe spürt.

Deshalb klammert sie sich auch bestimmt so an die Freundschaft von Ruth. Sie scheint ein einsames Mädchen gewesen zu sein

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
kommentierte am 24. Februar 2021 um 14:15

Der dritte Abschnitt war eigentlich genauso tragisch udn traurig wie die anderen Beiden. Tove hatte keine schöne Kindheit. Sie war zwar auch nicht grauenvoll aber sie musste mit vielen Zurückweisungen leben. Sehr traurig und schwer zu verarbeiten für ein Kind.

 

 

Thema: Deine Meinung zum Buch
kommentierte am 24. Februar 2021 um 14:29

Zunächst einmal vielen Dank dass ich bei der Leserunde dabei sein durfte. Ich hab mich sehr gefreut und freue mich auch auf (hoffentlich) kommende Leserunden =)

 

Hier nun mein Rezenionslink:

https://wasliestdu.de/rezension/war-interessant

 

 

Ich poste die Rezi noch auf einigen anderen Seiten wie lesejury, lovelybooks, amazon, goodreads, thalia usw usf =)

Thema: Deine Meinung zum Buch
Livre86 kommentierte am 25. Februar 2021 um 18:06

Vielen Dank, dass ich bei meiner ersten Leserunde dabei sein durfte. 

Hier meine Rezension:

https://wasliestdu.de/rezension/grossartig-bedrueckend

 

Thema: Online-Fragebogen
lese-esel kommentierte am 26. Februar 2021 um 09:07

Ich komme nicht zum Fragebogen......

Thema: Online-Fragebogen
Arbutus kommentierte am 27. Februar 2021 um 00:54

Steht oben nicht, dass wir einen Link erhalten? Also müsste der doch per Mail zugeschickt werden, 

Thema: Online-Fragebogen
lese-esel kommentierte am 27. Februar 2021 um 18:28

Ich habe mit einem EBook, das ich mir in der Onleihe ausgeliehen habe, teilgenommen. Das hat gepasst, da ich genau in dem Zeitraum das Buch hatte. Nun gut, jetzt habe ich es nicht mehr zur Hand, da die 21 Leihfrist abgelaufen sind.... (Ich bin also kein offizieller Leserunden-Teilnehmer.)

Thema: Lieblingsstellen
milkshake kommentierte am 28. Februar 2021 um 16:58

In meiner Rezension habe ich zwei Liebingsstellen festgehalten, aber einige besonders bedeutsame Passagen waren wohl:

"[...] aber ich habe mich an die Clownsrolle gewöhnt und finde sogar einen traurigen Trost darin, denn sie beschützt mich, zusammen mit meiner bescheinigten Dummheit, vor dieser eigentümlichen Bösartigkeit gegenüber jedem, der anders ist."

"Der Kindheit kann man nicht entkommen, sie hängt an einem wie ein Geruch."

"Wenn es in mir zu singen beginnt, achte ich besonder darauf, dass meine Maske nicht löchrig wird. Kein Erwachsener verkraftet den Gesang in meinem Herzen und die Wortgirlanden in meiner Seele. Doch sie wissen von ihnen, weil ein paar Fetzen davon über einen geheimen Kanal aus mir heraussickern, den ich nicht kenne und deshalb nicht abdichten kann."

"Es ist Herbst, und der Sturm klappert an den Schildern der Metzgereien."

 

Ich habe tatsächlich 6 Seiten mit Zitaten in mein persönliches Buch verewigt, dies war nur ein Ausschnitt :)

Thema: Wie gefällt dir das Cover?
milkshake kommentierte am 12. März 2021 um 20:59

Ich mag die Cover der ganzen Reihe ganz gerne, den farbigen Schnitt hätte ich nicht unbedingt gebraucht, ich finde sie machen so schon genug her. Dann lieber minimalistischer!

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