Rezension

Kindheit

Kindheit
von Tove Ditlevsen

Bewertet mit 4.5 Sternen

Was für eine Entdeckung!
Und wieso konnten wir nicht längst in den Kosmos von Tove Ditlevsen eintauchen? 
Mit ihrer sogenannten „Kopenhagen Trilogie“ erobert die längst verstorbene, dänische Autorin zu Recht gerade die Herzen der LeserInnen.

 

Der erste Band der Reihe, „Kindheit“ , beschreibt Ditlevsens lieblose, von Ignoranz der Eltern geprägte, prekäre Kindheit. Das einzige, was die kleine Tove entzückt, ist die Sprache, die Poesie, sei es in Kirchenliedern oder Romanen. Dichterin will sie werden, aber ihre unterprivilegierte Herkunft schließt schon mal eine gute Schulbildung aus, da ist die Vorstellung, zu dichten geradezu absurd. 
All ihre Gefühle, ihr Widerstand, ihre Durchsetzungskraft schimmern durch die Seiten der schmalen Bändchen, die nun endlich auf Deutsch vorliegen. Ohne Schnörkel, ohne Schönfärberei, teilweise schockierend frauenfeindliche Umstände beschreibt Tove Ditlevsen, aber ganz ohne zu werten oder anzuklagen. Das ist das derzeit Beste, was man zum Thema „autobiografische Literatur“ lesen kann. 
Ich bin begeistert und lese gleich den zweiten Band „Jugend“!