Rezension

Zu flapsig

Hannes - Rita Falk

Hannes
von Rita Falk

Bewertet mit 3 Sternen

Zwei Freunde machen einen Motorradausflug, einer davon stürzt, verletzt sich schwer und fällt ins Wachkoma. Der andere nicht. Das ist die Geschichte. Wie der Protagonist Uli Vorholzner mit dem Verlust seines Freundes umgeht, wird in Briefen dargestellt, die Uli dem Patienten, Hannes Ellmeier, schreibt und ihm vorliest. Er besucht ihn quasi jeden Tag, parallel dazu geht sein Leben jedoch weiter.

Ich habe mich gut unterhalten totz aller folgenden Kritikpunkte, denn Rita Falk tupft diese Briefe eines jungen Erwachsenen an seinen bettlägerigen Freund schnodderig, fast ohne Pathos hin. Auf S. 73 und S. 83 habe ich gelacht. Dennoch ... damit der Leser bei der Stange bleibt und geschichtsmässig Uli dem Hannes was erzählen kann und die Autorin Stoff genug für ein ganzes Buch hat, muss Autorin gehörig in die Trickkiste greifen und den Protagonisten Uli viele völlig unmögliche, undenkbare Dinge erleben lassen, das ist einfach unglaubwürdig. Und wiederum dennoch haben mir diese Dinge gefallen. Sie bleiben jedoch unglaubwürdig, gehörten eher in einen Schelmenroman, und lenken total vom Eigentlichen ab: denn ... das Eigentliche, das, was Herz sein sollte, der Kranke, sein Unglück, sein Schicksal, kommt mir nicht nahe, berührt mich kaum, nimmt mich nicht mit. Das liegt sicherlich daran, dass auf Fachausdrücke und alles, was wirklich unangenehm sein könnte, zugunsten der beabsichtigten Leichtigkeit verzichtet wird. Einen Versuch war es wert, aber so kommt's halt nicht rüber und ich bleib beim seeligen Rotwein und heule nicht!

Punktabzug gibt es auch für die Lektoren, die gefühlte tausendmal "mein Freund" und gefühlte hundertemale die Anrede "Hannes" übersehen haben, die sie hätten auf fünfmal "Hannes" und dreimal "mein Freund" herunterstreichen müssen! Ich glaub überdies nicht, dass Jugendliche heute so reden! Der Jargon ist ziemlich gewollt. Überhaupt glaub ich, dass Rita Falk beim Heiteren besser aufgehoben ist. Aber wer weiss?
Trotz der "nur" drei Punkte hätte ich mich aber über das Buch zum Geburtstag gefreut und ist es auch wert gelesen zu werden. Bloß tief hinunter geht's halt nicht.