Rezension

Wer zuletzt lügt

Wer zuletzt lügt - Laurie Elizabeth Flynn

Wer zuletzt lügt
von Laurie Elizabeth Flynn

"Wer zuletzt lügt" von Laurie Elizabeth Flynn besticht durch ein für ein Jugendbuch recht erwachsenes und doch verspieltes Cover, da es durch die Grautöne einerseits sehr schlicht gehalten ist, durch den roten Mund aber gleichzeitig einen absoluten Hingucker liefert. Dass die Wörter im Titel optisch auseinandergezogen werden wirkt ebenfalls sehr interessant, da dieser Effekt einen Bruch mit der üblichen Schreibweise darstellt und einen Hinweis darauf liefert, dass man mit Worten einiges anstellen kann, was im Kontext des Titels sicher nicht ganz unerheblich ist.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig und macht den Leser:innen den Einstieg damit sehr leicht. Dazu tragen auch die teils wirklich sehr kurz gehaltenen Kapitel bei. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht der Protagonistion Fiona, gespickt mit einigen Einschüben, die direkt an ihre verschwundene Freundin Trixie adressiert sind. Diese Vermischung verwirrt im ersten Moment kurz, aber man weiß die Einschübe nach einigen Malen einzuordnen.

Was ich von den direkt an Trixie adressieren Einschüben halte kann ich dagegen noch nicht endgültig sagen - der, wenn auch nur kurze, aber häufige Perspektivwechsel ist zwar interessant und macht die Geschichte persönlicher, stört meinen Lesefluss jedoch ein wenig.

Leider bleiben die verschiedenen Charaktere ein wenig blass, da selbst für ein Jugendbuch viele der Verhaltensweisen oder Gedankengänge (insbesondere bei Fiona, bei der man sie durch die Erzählperspektive besonders gut mitbekommt) recht klischeehaft wirken. Insbesondere Fionas Gedanken ließen mich beim Lesen meist nicht nur nicht mit ihr mitfühlen, sondern nervten geradezu. Der Raum für Entwicklung, den dieser Sachverhalt bot, wurde meiner Meinung nach viel zu mäßig genutzt, sodass ich bis zum Ende nicht "warm" mit ihr geworden bin. Selbiges gilt für die anderen Akteur:innen; teils konnte ich mich nicht entscheiden, wen ich unsympathischer und unglaubwürdiger finde. Viele für die Charaktere eigentlich entscheidende Eigenschaften wirkten auf mich einfach nicht realistisch.

Auch der Spannungsfaktor, den das Buch als ausgewiesener Psychothriller mitbringen sollte, stellt sich meiner Meinung nach erst viel zu spät ein: Die ersten zwei Drittel der Geschichte plätschern gemächlich dahin - das Gefühl, das Buch nicht weglegen zu können, das ich mir vom Klappentext erhofft hatte, stellte sich bei mir leider überhaupt nicht ein.

Lassen muss man der Autorin (und der Übersetzerin) auf jeden Fall ihren Schreibstil, der gut zu lesen ist und auch das ein oder andere schöne Zitat bereithielt; die Story des Buchs entsprach dagegen leider überhaupt nicht meinen Erwartungen.