Rezension

Von Yuma und Yume

Die Katzen von Shinjuku -

Die Katzen von Shinjuku
von Durian Sukegawa

Bewertet mit 3 Sternen

Shinjuku ist ein Viertel in Tokio, wo es eine Bar voller schräger Vögel gibt. Yuma verschlägt es eines Tages dahin und er merkt, dass Katzen im Karinka eine besondere Rolle spielen.

„Die Katzen von Shinjuku“ von Durian Sukegawa ist ein einfühlsamer, philosophischer Roman über zwei Menschen, die ihren Platz noch nicht gefunden haben.

Yuma ist Mitte zwanzig und arbeitet als Fernsehautor. Die Arbeit will ihm nicht so recht gelingen und auch sonst hat er bisher wenig im Leben erreicht. Da verschlägt es ihn in die Bar Karinka, wo er die Katzen von Shinjuku, die Kellnerin Yume und einen Haufen merkwürdiger Vögel kennenlernt.

Die Atmosphäre von Japan bzw. Tokio ist für mich relativ neu. Bisher habe ich kaum Bücher gelesen, die im asiatischen Raum angesiedelt sind und aus dieser Perspektive heraus erzählt werden. Ich finde es äußerst faszinierend, eine etwas andere Sicht einzunehmen, einem ungewohnten gesellschaftlichen Kontext näher zu treten, und damit über meinen kulturellen Rahmen hinaus zu denken. 

Ich bin gemeinsam mit Yuma in eine schräge Welt abgetaucht, wo die Katzen von Shinjuku und die Liebe zu ihnen eine eigentümliche Rolle spielen.  

Anzumerken ist, auch wenn es um Yume und Yuma geht, ist es kein Liebesroman. Yume sucht sich seinen Platz in der Welt. Er ist an einem Punkt angelangt, an dem er über sein Leben nachdenkt, andere Menschen beobachtet und auf Tuchfühlung mit den Möglichkeiten seines Daseins geht. Meiner Meinung nach befindet er sich in einer Phase der Inspiration, um zu entscheiden, welche Schritte er, in welche Richtung setzen will.

Ähnlich verhält es sich mit Yume, die im Katrinka als Kellnerin ihr Dasein fristet, und Schöpferin einer amüsanten Katzenwette ist. Sie steht gleichfalls an einer Kreuzung und muss für sich entscheiden, ob sie weiterhin den Weg geradeaus oder eine Abzweigung nehmen will.

Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass der Autor das Thema der Entfaltung ausreichend behandelt hat. Die Geschichte treibt genau wie Yumas Leben vor sich hin. Kleinere Höhepunkte verschwinden im Tumult der Bar und im Arbeitsleben, was letztendlich keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Das Detail um die Katzen und die Hintergründe zur Katzenwette empfand ich als überaus charmant. Als Katzenliebhaberin ist es für mich umwerfend, dass einer Katzengang mitten in Shinjuku in einer schrägen Bar so etwas wie Promistatus zugestanden wird. 

Alles in allem habe ich „Die Katzen von Shinjuku“ zwar gern gelesen, aber mir hat es entweder an Tiefe des Romans oder an persönlichen Verständnis gefehlt. Für mich ist es eine nette Geschichte für zwischendurch, die zwar aus der Masse heraussticht, dennoch an der Oberfläche treibt.