Rezension

Sehr berührend

Die Katzen von Shinjuku -

Die Katzen von Shinjuku
von Durian Sukegawa

Bewertet mit 4 Sternen

„Die Katzen von Shinjuku“ ist ein schönes kleines Buch, das schon durch seine Aufmachung verzaubert – Hardcover, nur 19 x 12 x 2,5 cm groß. Auf dem pastellfarbenen Cover schreitet eine schwarze, leicht glänzende  Katze majestätisch auf den Leser zu. Damit, dass die Geschichte in Tokio spielt und es in dem Buch auch um Katzen geht, lud dieser Roman von Durian Sukegawa mich zum Lesen ein.

Sofort tauchte ich ein in die „typisch japanische“ Stimmung – für mich ist das eine Mischung aus Melancholie, Fatalismus und Liebe zu den kleinen Details. Der junge Fernsehautor Yama ertränkt die Unzufriedenheit mit seinem Leben gern im Alkohol. Durch Zufall gelangt er eines Tages ins „Karinka“, eine winzige schmale Bar im heruntergekommenen Vergnügungsviertel Shinjuku. Den Stammgästen gibt er im Stillen lustige Namen, und als Yama von der „Katzenwette“ erfährt, wächst sein Interesse an diesem Ort. Dazu trägt in zunehmendem Maße auch Yume bei. Die junge Frau steht im „Karinka“ am Grill, bedient die Gäste und fasziniert Yama trotz oder gerade wegen ihrer unnahbaren Art.

Es hat mich sehr berührt, mitzuerleben, wie Yama und Yume zaghaft und zögerlich Vertrauen zueinander aufbauen. Zwei Gestrandete, die einander Halt zu geben versuchen. Obwohl Yama beim Fernsehen arbeitet, ist er dort nur ein besserer Laufbursche, der von seinem Chef drangsaliert wird. Seinen Traum, als Autor erfolgreich zu werden, hat er schon so gut wie begraben. Yume arbeitet zwar in der Bar, aber auch sie hat eine künstlerische Begabung. Am Kühlschrank hängt ein Poster der Katzen, die sich beim „Karinka“ zeigen – lebensecht von Yume gezeichnet. Alles scheint gut werden zu wollen, als Yama und Yume beginnen, gemeinsam Gedichte zu schreiben. Dieses Spüren der Nähe einer verwandten Seele, habe ich ihnen so sehr gewünscht. Aber leider befinden wir uns in einem japanischen Roman. Am Ende habe ich mir die Frage gestellt, ob die Japaner so melancholisch sind, weil sie solche Romane lesen oder ob die Japaner solche Romane schreiben, weil sie so melancholisch sind ... Dass dieses Buch mich so traurig gemacht hat, nehme ich dem Autor übel. Ein Stern Abzug. 

Fazit: Sehr berührend, fast schon herzzereißend, mit viel Liebe zum Detail geschrieben. 4****