Rezension

Hübsch

Die Katzen von Shinjuku -

Die Katzen von Shinjuku
von Durian Sukegawa

Bewertet mit 3.5 Sternen

Zwar ist Yama erst Mitte 20, doch hadert er stark mit seiner Lebenssituation. Seine Anstellung als Fernsehautor erfüllt ihn nicht, das Arbeitspensum ist extrem hoch und sein cholerischer Chef buckelt nach oben und tritt nach unten. Er hat Träume, weiß aber nicht, wie er sie erreichen könnte. In dieser gedrückten Stimmung sucht er eine Bar im Tokyoter Stadtteil Shinjuku auf, die ihm sofort ans Herz wächst. Besonders die verschlossene junge Frau hinterm Tresen, die die weltbesten grünen Paprika grillt, hat es ihm angetan. Und natürlich die kuriose Katzenwette, mit der sich die Gäste dort die Zeit vertreiben!

Sukegawa hat mit „Die Katzen von Shinjuku“ einen süßen Roman geschrienen, der sich leicht weglesen lässt. Der recht förmliche Stil passt zur japanischen Gesellschaft die Sukegawa beschreibt, traf aber insgesamt nicht unbedingt meinen Geschmack. In Verbindung mit einigen skurrilen Figuren und leichtem Witz hat diese Förmlichkeit bei mir hier und da für Fremdscham-Momente gesorgt. Auch ist der Roman nicht poetisch geschrieben – die Sprache ist tatsächlich recht profan. Aber es kommen Gedichte darin vor, die wohl für das Attribut „poetisch“ gesorgt haben. Anfangs gefielen mir diese Gedichte weniger, gegen Ende gibt es aber ein paar sehr hübsch gelungene!

Hauptfigur und Ich-Erzähler Yama ist wirklich gut charakterisiert. Er entwickelt sich langsam, lernt für sich selbst einzustehen und hat eine zurückhaltend sympathische Art. Auch Yume, die Frau hinter der Bar, hat eine interessante, größtenteils sehr bittere Geschichte, die aber immer gut nachvollziehbar bleibt. Die anderen Figuren waren eher Staffage und mit ausgefallenen Eigenschaften oder Namen versehen mehr plakativ als lebendig.

„Die Katzen von Shinjuku“ ist eine ruhige aber unterhaltsame Geschichte, die mir in Teilen gut und in Teilen weniger gefallen hat. Allerdings wird der Leser mit einem aufreibenden letzten Drittel belohnt, das dem Roman nochmal gehörig Auftrieb gibt und für feuchte Augen sorgen dürfte. Es ist ein niedlicher Roman für entspannte Lesestunden; nicht mehr und nicht weniger.