Rezension

Katzenthematik und ein ernster Hintergrund

Die Katzen von Shinjuku -

Die Katzen von Shinjuku
von Durian Sukegawa

Bewertet mit 4 Sternen

Seita Yamazaki wollte als Autor für Funk und Fernsehen arbeiten, wird jedoch schon im Bewerbungsverfahren wegen seiner Rot-Grün-Farbschwäche aussortiert. Wie kann eine Sehschwäche so entscheidend für ein ganzes Leben sein, wenn jeder 20. japanische Mann sie hat, fragt sich „Yama“. Sein endlich ergatterter Job als Quizfragen-Entwickler zeigt sich inzwischen alles andere als zufriedenstellend. Yama muss dafür seinem Förderer Nagasawa ewig dankbar sein, während seine eigene Leistung als unwichtig abgetan wird. Mit der Einschätzung, völlig versagt zu haben, landet Yama im Karinka, einer Kneipe in Shinjuku. In diesem Viertel hat er sich seit seiner Studentenzeit wohlgefühlt. Ein Grüppchen von Exzentrikern scheint sich in der Bar zu treffen, das Yama sogar zu neuen Ideen inspirieren und aus seinem Tief heraushelfen könnte. Allmählich kommt der „Neue“ dahinter, dass die Gäste miteinander wetten, welche herrenlose Katze als nächstes auftauchen wird. Da Wetten offiziell in Bars nicht erlaubt sind, bezahlt der Verlierer der Wette stets die Zeche. Versagen alle bei der Aufgabe, bekommt Yume, die kocht und serviert, von ihren Gästen ein Essen ausgegeben. Die Katzen-Wette ist im Karinka so professionell angelegt, dass ein Plakat die wichtigsten Katzen-Gäste und deren charakteristische Merkmale zeigt. Yama hat die verrückte Clique aus dem Karinka noch längst nicht völlig durchschaut, als er kurz vor Weihnachten erkennt, dass Yume mehr als ein Geheimnis hat und sich mit ihnen beiden offenbar verwandte Geister getroffen haben. Beide befinden sich auf der unteren Sprosse der gesellschaftlichen Hackordnung und beide können offenbar als einzige die wahren Stärken ihres Gegenübers erkennen. Eng verknüpft ist ihre ungewöhnliche Begegnung mit dem Schicksal des Stadtviertels, das im Wirtschaftsboom der 90er gerade tüchtig durchgeschüttelt wird.

Die Geschichte der Katzen von Shinjuku wird im Rückblick von einem inzwischen gereiften Erzähler in Erinnerung gebracht, der damit zugleich seine Entwicklung zum Autor nachvollzieht. Ohne Yume, das Karinka und die Katzen hätte es sicher keinen Autor Yama gegeben. Ebenso zögernd wie Yume damals ihre Geheimnisse preisgab, gibt auch die Geschichte ihren Gehalt erst allmählich preis. Die Katzenthematik und ein kleines Format mit Cover in Lackoptik versprechen eine Wohlfühl-Geschichte, die jedoch im amüsanten Rahmen einen ernsten Hintergrund entwickelt.