Rezension

Kurzweilige Beziehungsratgeber-Geschichte mit Lösungsansätzen

Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich -

Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich
von Tessa Randau

Bewertet mit 3.5 Sternen

Worum gehts? Eine Ehepaar macht Urlaub in den Bergen. Aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen, wie sie die Zeit verbringen könnten, kommt es zum Streit. Als Konsequenz daraus verbringen sie den Tag getrennt voneinander und die Frau trifft auf ihrer Wanderung einen alten Mann, der sie nicht nur begleitet, sondern sich auch als verständnisvoller und kluger Gesprächspartner entpuppt.

Die Ich-Erzählern schildert Enttäuschung, Wutausbrüche und Streit mit ihrem Mann Chris, und fragt sich, was mit ihrer Liebe in den letzten Jahren passiert ist, während der alte Mann wie ein Therapeut nachfragt und ihr hilft, den Kern des Problems zu finden. Durch die leichte und eingängige Sprache wird schnell klar, wo das Problem liegt. Doch gerade diese vorhersehbare Oberflächlichkeit macht irgendwie auch den Charme aus. Die umperfekte Protagonistin, die sich emotional hochschaukelt, Fehler macht, aber bereit ist, über ihr Verhalten zu reflektieren, ist sowohl interessant als auch tröstlich. Verpackt in die heilsame Kraft der Berge und die Wirkung einer erschöpfenden Wanderung in der Natur. 
Der alte Mann suggeriert Vertrautheit, es gibt wenig Informationen über die Protagonisten. Tessa Randau konzentriert sich hier ganz auf die emotionale Reise ihrer Ich-Erzählerin. Dadurch wirken die Dialoge teilweise unnatürlich und konstruiert. Die Protagonisten bleiben auf Distanz, was schade ist. Dafür gibt es keine ausschweifenden Nebensächlichkeiten und das Buch ist in kurzer Zeit gelesen. Neben den auflockernden, minimalistischen Illustrationen ist die gute Verständlichkeit ein großer Pluspunkt. Das Ende fand ich gut gelungen. Die Ich-Erzählerin kommt allerdings unnatürlich schnell zu ihren Lösungen, für die Menschen in der Regel einige Therapiesitzungen benötigen.
Den ersten Roman von Tessa Randau „Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich“ kenne ich nicht, bin nun aber neugierig. Ich war skeptisch und habe auch meine Kritikpunkte an dem Buch, muss aber zugeben, es hat sich gelohnt, dafür offen zu bleiben und ohne Erwartung mit dem Lesen zu beginnen. Die Geschichte war gut geschrieben, hat mich berührt und war eine kurzweilige und angenehme Lektüre, mit wertvollen Denkanstößen, die in jeder menschlichen Beziehung hilfreich sein können. Belletristik erlaubt es, die Komplexität des Lebens besser zu verstehen. Setzt man sich mit den vorgestellten Ideen auseinander, bliebt vermutlich eher ein sprachliches Bild im Kopf hängen, als eine Liste aus einem Selbsthilfebuch. 

Ich glaube, dass „Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich“ bei vielen Lesern und Leserinnen einen nennenswerten nachhaltigen Effekt haben könnte, und wenn es nur gute Unterhaltung oder die Inspiration zum Wandern ist. Deshalb würde ich das Buch denen empfehlen, die in ihrer Beziehung einen Rat brauchen und statt ein Sachbuch lieber eine Geschichte lesen möchten. Selbst für glückliche Paare könnte sich ein Blick lohnen. Da nicht jeder gerne Selbsthilfebücher liest, ist es eine tolle Möglichkeit über solche Bücher von Lösungswegen und Denkanstößen zu erfahren.