Rezension

Jugenddystopie mit Ecken und Kanten

Traumlos 1: Im Land der verlorenen Seelen (Neuausgabe) - Jennifer Jäger

Traumlos 1: Im Land der verlorenen Seelen (Neuausgabe)
von Jennifer Jäger

Jennifer Jäger versteht es, ihre Leser mit ihrem Schreibstil und ihrem Einfallsreichtum zu verzaubern. Traumlos. Im Land der verlorenen Seelen ist ein solider, gut geschriebener Auftakt einer Jugendbuchreihe mit noch einigen Ecken und Kanten, der dennoch Lust auf die Fortsetzung macht.

Traumlos. Im Land der verlorenen Seelen beginnt mit einem ebenso gefühlvollen wie dramatischen Prolog, der vor allem neugierig auf die nächsten Seiten macht. Die Autorin hat mit einer durch Träume kontrollierten Gesellschaft ein interessantes Setting für ihre Dystopie gewählt. Nach wenigen Seiten findet man sich schnell in Haileys Welt zurecht, in der Andersartigkeit nicht nur unerwünscht ist, sondern auch lebensgefährlich werden kann.

Der Schreibstil der Autorin ist gut und flüssig zu lesen, wenn auch hier und da noch einige Aspekte existieren, die verbessert werden könnten. Die Geschichte wird abwechselnd von verschiedenen Charakteren erzählt, wobei bei einigen Szenenwechseln dann unklar ist, wer nun gerade an der Reihe ist. Der Mittelteil wurde für mich teilweise sehr langatmig, da die Autorin oft dazu neigt Handlungssprünge zu machen, wodurch die Handlung abgehakt wirkt. Im Kontrast dazu wurden andere Szenen sehr detailreich beschrieben, wodurch leider auch die Spannung verfliegt. Leider konnte ich persönlich auch zu den Charaktere keine enge Bindung aufbauen, da ich bei keinem eine erkennbare Motivation entdecken konnte, die erklärt warum sich die Charaktere so verhalten wie es tun.. Daher wirkten sie mehr wie Bausteine auf mich, die von der Autorin an ihre passende Stelle in der Handlung geschoben werden. 

In einer Dystopie darf eines natürlich nicht fehlen - eine Liebesgeschichte. Leider muss ich sagen, dass sich die Gefühle zwischen den Charakteren zu rasant entwickelten und ich sie daher nicht sehr überzeugend fand. Die Liebe der Charaktere zueinander wurde zusätzlich als Erklärung und Druckmittel für viele Ereignisse der Handlung benutzt, was sie in meinen Augen nur noch unauthentisch erscheinen lässt. 

Das Ende holt mit einer entscheidenden Wendung bzw. dem Aufleben einer wichtigen Figur und einer ordentlichen Portion Spannung noch so einiges aus dem Buch heraus. Ich möchte nicht zu viel verraten, doch es tauchen einige interessante Charaktere auf, auf deren Rolle im weiteren Verlauf der Geschichte wir gespannt sein können