Rezension

Frauensolidarität erleben

Die Tochter -

Die Tochter
von Kim Hye-jin

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte ist die Innenansicht einer südkoreanischen Mutter zu den Ereignissen und Konflikten, die ab dem Einzug ihrer lesbischen Tochter in ihre Wohnung in ihr Leben treten. Sie beginnt damit, dass die Tochter (Green) gemeinsam mit ihrer Lebenspartnerin (Rain) in die Wohnung der Mutter einziehen muss. Dadurch verschärft sich das Problem, das die Mutter mit der sexuellen Orientierung ihrer Tochter hat, sehr arg. Ihre traditionelle Rollenauffassung bietet ihr keinen Spielraum. Im Verlauf des Romans entsteht ein weiterer Konflikt für die Mutter an ihrer Arbeitsstelle im Pflegeheim, der ihre ganze Kraft erfordert und für dessen Lösung sie Unterstützung braucht. 

Der Roman ist sehr gut lesbar, hat aber durch das Thema eine Schwere und Härte, wodurch das Buch für mich anstrengend zu lesen war und mich sehr bedrückt zurückgelassen hatte. Erst spät erkannte ich, wie das Ende der Geschichte noch interpretiert werden kann und meine Bedrückung löste sich auf. Das Buch Die Tochter hat mich emotional sehr beschäftigt und gleichzeitig angeregt über viele Lebenssituationen nachzudenken.

Die Autorin hat einen sehr gut konstruierten Roman geschrieben, der viel Interpretationsmöglichkeiten bietet. Nicht nur die Vergabe der symbolhaften Namen Green und Rain für die jüngeren Frauen, ist sehr gelungen. Green erinnert an Pflanzen und Bäume und mit Rain wird Regen und Wasser assoziiert. Was braucht man mehr im Leben als Nahrung und Wasser? Auch andere Namen wirkten sehr symbolträchtig ausgewählt. Die Akteurinnen sind überwiegend Frauen, so dass man sich in einem Frauenkosmos versetzt fühlt. Es werden weiterhin mehrere für die koreanische Gesellschaft heikle Themen in diesem nur 180-seitigen Roman unverblümt über die Gedanken der Mutter angesprochen.

Ich kann das Buch sehr empfehlen für Leser*innen, die sich über das Leben von Frauen in Südkorea und speziell auch die Lebenssituation homosexueller Paare dort informieren wollen. Es ist nicht einfach, die Schwere des Buches auszuhalten, aber die Lösung, die die Mutter am Ende des Buches für „ihren“ Konflikt findet, ist eine universelle Lösung für jede Form von Diskriminierung — nicht nur in Südkorea. … und das ist das Hoffnungsvolle.