Rezension

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Die Tochter - Kim Hye-Jin

Die Tochter -

Die Tochter
von Kim Hye-jin

Tief drin ist noch immer dieser Teil von mir, der gar nichts verstehen will. Da ist aber auch ein Teil, der alles verstehen möchte, und einer, der vorsichtig aus der Distanz beobachtet. S.169

 

Eine sehr gelungene Darstellung der Generationsunterschiede und der Annahme von Veränderungen.Ich behalte mir bei diesem Buch eine Sterne-Bewertung vor, da ich sonst eher Fantasy/SciFi lese und hier keine Maßstäbe habe. Empfehlen werde ich es trotzdem.

 

"Die Tochter" von Kim Hye-Jin stellt vorallem die gegensätzlichen Meinungen zu den Themen Familienbildung und Liebe dar. Die Geschichte erzählt von einer Mutter die finanziell nicht viel leisten kann. Ihr harter Job in der Pflege belastet sie psychisch und körperlich sehr. Als ihre Tochter, zu der sie sehr geringen Kontakt hat, ihre Wohnung nicht mehr finanziell stämmen kann, zieht sie zu ihr. Das "böse Erwachen" der Mutter kommt am Einzugstag. Die Lebensgefährtin der Tochter zieht ebenfalls ein. 

Hier beginnt die Reise durch die Gedanken der Mutter. Die Autorin hat sehr gute Arbeit geleistet, die Ängste, Fragen und Zerreißproben der Mutter zu erläutern und in die Geschichte einfließen zu lassen. 

Nach fast jedem Absatz änderte sich meine Meinung zur Mutter drastisch. Zum Einen tut sie einem leid. Das grausame Verhalten der Tochter gegenüber der Mutter ist kaum auszuhalten und auch der harte Job nagt sichtlich an ihr. Zum Anderen ist die Weltanschuung der Mutter sehr veraltet und - sicherlich auch kulturell bedingt - etwas festgefahren. Viele Gedankengänge ihrerseits, waren grausam zu lesen und haben mich zum tiefen Grübeln gebracht. 

Das größte Problem im Buch ist die Kommunikation. Nicht nur im Hinblick auf die gleichgeschlechtliche Partnerschaft der Tochter, sondern auch die Geldprobleme, die Diskriminierung von der Gesellschaft, die die Tochter erfährt, die auslaugende Arbeit der Mutter und auch das extreme Verhalten der Tochter. Jede bleibt mit ihren Problemen allein und kann sich nicht in die Lage und Gefühle der jeweils Anderen hineinversetzen.

Das Ende klingt hoffnungsvoll, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die Mutter sich wirklich gänzlich auf die Beziehung ihrer Tochter einlassen kann. Ich denke, die Geschichte wurde seht realistisch dargestellt und spiegelt gut wieder, wie es in einigen Familien wohl abläuft. Nicht nur in Südkorea, sondern auch im Rest der Welt. Die finalen Gedanken der Mutter fand ich extrem spannend, man hat gemerkt, wie sehr sich dagegen sträubt, die Beziehung zu akzeptieren, merkt aber, dass ihr Verhalten falsch war. Sie möchte einerseits, dass ihre Tochter glücklich ist, andererseits fällt es ihr schwer ihre "Normen" zu ignorieren.

Im Großen und Ganzen sehe ich das Buch als gelungen, allerdings ist es wohl eher keine leichte Lektüre.