Rezension

Eine langersehnte Fortsetzung

Every (deutsche Ausgabe) -

Every (deutsche Ausgabe)
von Dave Eggers

Als der Circle mit einem der größten Onlineversandhäuser der Welt fusioniert, scheint dessen Monopolstellung endgültig unbestritten. Im abgeschirmten Campus von Every lenken die schlausten Köpfe die Wahrnehmung und den Fortschritt der ganzen Welt. Um die Macht Everys über die Menschen zu brechen, versucht Delaney Wells den Konzern von Innen mit ihren Ideen zum Scheitern zu bringen. Doch immer mehr Menschen verfallen dem Sog des Fortschritts, während die Unantastbarkeit des Privaten und die persönliche Freiheit immer mehr in den Hintergrund geraten. Doch wollen die Menschen wirklich frei sein?

 

Nach der „Circle“ erscheint nun viele Jahre später die Fortsetzung dieses wundervollen und schockierenden Buches, welche die Vormachtstellung eines Unternehmens wie der Circle noch auf eine höhere Ebene bringt. Als Skeptikerin versucht Delaney das Unternehmen mit immer übertriebeneren Ideen zu Fall zu bringen. Delaneys Charakter würde ich eher als schwankend bezeichnen. Trotz ihres mehr oder weniger undurchdachten Plans Every zu zerstören, beginnt sie den Annehmlichkeiten dieses Lebens zu verfallen und ihre Prinzipien geraten in den Hintergrund. Unterstützt wird sie dabei durch ihren Freund Wes, der Überwachung und Technik ebenfalls ablehnt. Leider bliebt Wes Charakter und Wandel innerhalb des Buches für mich zu blass und unverstanden. Während er am Anfang des Buches als Delaneys Mitbewohner und Mitverschwörer eine wichtige Rolle einnimmt, verfällt er immer mehr Everys Sog und verschwindet quasi aus Delaneys Leben und damit auch aus dem Geschehen. Seine Rolle in der Geschichte bleibt somit für mich unverstanden, da er zur Handlung eigentlich keinen großen Beitrag mehr leistet.

Die Zukunft, die Dave Eggers uns mit Every prophezeit und die die persönlichen Freiheiten jedes Einzelnen auf massive Weise einschränken, ist alles in allem erschreckend. Allein die Tatsache Niemanden gegenüber ehrlich seine Meinung äußern oder ihn auch nur freundschaftlich berühren zu können, fand ich furchtbar. Und dies ist nur der Anfang einer ganzen Reihe von Änderungen, die die Privatsphäre eines Jeden letztlich abschaffen.

Das Buch hat mich sehr gut unterhalten, wobei der Anfang der Geschichte nur langsam Fahrt aufnimmt. Der sehr überspitzte und ironische Schreibstil machen das Buch sehr lesenswert. Mit dem Ende der Geschichte bin ich persönlich nicht zufrieden, da die Geschichte jedoch von Beginn an in diese Richtung strebt, wäre ein anderes Ende einfach unglaubwürdig gewesen. Eine erschreckende Zukunftsvision, die zeitweise zu realistisch scheint, um sie als pure Fantasie abzutun.